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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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führte ein anderer seine Hand, als sie in den Bauchbeutel griff und die Zauberflöte hervorholte. Er blies hinein, und nie hatte er gräßlichere Töne auf ihr gespielt.
    Das Wunder geschah.
    Der Schatten erstarrte mitten in der Bewegung. Gerrek blies um sein Leben. Der Schatten begann zu taumeln, krümmte sich und verwandelte sich in die zuckende Gestalt aus fließender Schwärze zurück. Ein dämonisches Geheul erfüllte die Lüfte. Gerrek blies weiter. Er kam auf die Beine und trieb den Unheimlichen nun regelrecht vor sich her. Das Blatt schien sich gewendet zu haben. Gerrek frohlockte und war in diesem Moment entschlossen, den Unheilstifter mit seinen Flötentönen bis zum Bug zu jagen, wo der wirkliche Mythor ihn in Empfang nehmen konnte.
    Leider jedoch schien der Schatten damit noch ganz und gar nicht einverstanden zu sein. Mit einem markerschütternden Schrei verwandelte er sich in ein dunkles Geschoß, das davonstob und zwischen den Büschen verschwand. Es geschah so schnell, daß Gerrek nicht einmal die Richtung feststellen konnte, in die er geflohen war.
    Eine Suche in dieser Düsternis war aussichtslos. Außerdem sagte sich Gerrek, daß er jetzt keine Zeit mehr verlieren durfte und Mythor unverzüglich von seinem Erfolg unterrichten mußte. Er setzte sich erneut in Bewegung und legte sich bereits die passenden Worte zurecht, um seine Heldentat ins richtige Licht zu setzen.
    Seine Hochstimmung erhielt einen gewaltigen Dämpfer, als er vor den Gefährten stand und in deren verzweifelte Mienen blickte. Tertish war da und erstattete Bericht über die Verlegung der Mannschaftsquartiere in höher gelegene Bereiche Carlumens. Die, wie sie meinte, irre gewordenen Rohnen dachten nicht mehr an Kampf.
    »Aber das wird uns nicht retten«, schloß sie. » Carlumen sinkt weiter. Am Ende werden uns nur noch die Flugdrachen bleiben.« Sie bemerkte Gerrek erst jetzt. »Und du, Beuteldrache? Gefällt es dir endlich, dich wieder blicken zu lassen? Darkon mag wissen, wo du herumlungertest, als wir jede Hand brauchten!«
    Das war zuviel!
    Gerrek baute sich vor der Amazone auf, stemmte eine Hand in die Hüfte und hielt ihr die andere mit lang gemachtem Zeigefinger vor die Nase.
    »Der Beuteldrache hat sich nur mit einem Haufen Rohnen herumschlagen müssen, die so wirr im Kopf sind, daß sie vergessen haben, dir etwas zu sagen, Weibsbild! Aber wenn deine Ohren nur halb so groß wären wie dein Mundwerk, hättest selbst du vielleicht gehört, daß sie Mythor für einen Mörder halten! Und dieser Mörder sieht aus wie Mythor, spricht wie Mythor und mag mein Flötenspiel genauso gern wie Mythor!«
    »Was fällt dir ein, du…!«
    »Das!«
    Gerrek wich dem Faustschlag aus und hatte die Flöte am Mund. Die Kristallablagerungen schienen beim betörenden Klang der Quietschlaute zerspringen zu wollen. Caerylls Stöhnen war in ihrem Schwingen zu hören. Mythor legte Tertish beschwichtigend eine Hand auf den Arm.
    »Selbst Gerrek würde sich in unserer Lage keine Späße erlauben«, sagte er. »Also?«
    Gerrek erschrak, als er seine Stimme hörte. Noch hatte er die des anderen im Ohr, und die hatte viel kräftiger geklungen.
    »Ich habe ihn gesehen«, erklärte er. »Er wollte mich selbst töten, als er einsah, daß er die Rohnen nicht mehr aufzuhetzen vermag. Nur die Zauberflöte konnte ihn in die Flucht schlagen. Nur mit ihr haben wir jetzt eine Möglichkeit, ihn überall da zu erkennen, wo er in deiner Gestalt auftaucht, Mythor.«
    Augenblicklich war Gerrek umringt und wurde mit Fragen bestürmt. Tertish zog sich fluchend zurück. Gerrek berichtete ausführlich von seinem Erlebnis.
    »Hast du die beiden gestohlenen Kristalle bei ihm gesehen?« wollte Mythor dann wissen.
    »Nicht einmal, als er sich wieder auflöste.«
    »Sie sind irgendwo auf Carlumen versteckt«, machte Fronja Mythor Hoffnung. »Er hat sie nicht genommen, um sie über Bord zu werfen. Und immerhin wissen wir nun mit Sicherheit, daß er nicht der Darkon ist. Der Herr der Finsternis würde nicht vor dem Klang der Zauberflöte fliehen. Um ihn in die Flucht zu schlagen, bedarf es mehr.«
    Was sie nicht laut aussprach, sagte Mythor ihr Blick:
    Du hast die Schmerzen in dem Moment gespürt, als er vor Gerrek deine Gestalt annahm!
    Und Mythor bezweifelte plötzlich, daß die Mächte des Bösen den Schatten nur geschickt hatten, um Carlumen zu verderben. Dies mochte einer seiner Aufträge sein.
    Was, fragte er sich betroffen, wenn ich dem Darkon erneut gegenüberstehe, und

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