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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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mein Schatten mir dann die Kraft raubt?
    Er wollte nicht daran denken. Noch war es nicht soweit. Noch sah es überhaupt nicht so aus, als sollte sich in diesem finsteren Landstrich ein weiterer DRAGOMAE-Kristall finden lassen.
    Zum erstenmal war Mythor nahe daran, an Shaya zu zweifeln.
    »Wir tun, was Tertish vorschlug«, sagte er heftig. »Gerrek, du bleibst von jetzt an immer in meiner Nähe. Die Flugdrachen müssen klargemacht werden. Wir packen alle mit an, oder seht ihr doch noch eine Möglichkeit, Carlumen aus dem Sumpf zu ziehen?«
    Die Magiekundigen schüttelten ihre Köpfe. Und in das Schweigen hinein drang der Todesschrei eines Menschen.
    Mythor stürmte an der Spitze der Freunde aus dem Bugkopf und sah, wie der Sumpf seine Schrecken preiszugeben begann. Das Grauen griff mit eiskalten Klauen nach ihm.
    Die vom Bug aus gesehen rechte Hälfte der Fliegenden Stadt war in der zähen braunen Masse verschwunden, die nun über den Boden schwappte und Ausläufer bildete. Aus ihnen wuchsen Schauergestalten mit peitschenden Armen und griffen nach allem, was sich bewegte. Für zwei Rohnen, die sich nicht schnell genug in Sicherheit hatten bringen können, kam jede Rettung zu spät. Die Fangarme legten sich um sie und zogen sie unbarmherzig in den wogenden Tod.
    Die höher gelegenen Teile und die andere Hälfte Carlumens ragten wie ein Riff aus dem Schlammozean. Dort herrschte das Chaos. Auf immer engerem Raum drängten sich die Carlumer zusammen.
    »Wie sollen wir alle in Sicherheit bringen?« fragte Sadagar erschüttert. »Mit den wenigen Drachen, die wir jetzt noch zur Verfügung haben?«
    Mythor hörte ihn gar nicht mehr. Auf einem der Wehrtürme, zu dem eine noch einigermaßen freie Steintreppe hinaufführte, erblickte er eine Rohnin, die ihre beiden Kinder mit ihrem Körper vor den hochschießenden Schlammarmen zu schützen suchte.
    Er überlegte nicht lange, er war des Zauderns müde. Vielleicht bedurfte es nur einer beherzten Tat, um den schrecklichen Bann zu brechen, der auf Carlumen gelegt war.

3. Die Spinnenreiter
    Fronja schrie sich die Seele aus dem Leib, um ihn zurückzuhalten. Mythor war schon bei den Waffenkammern und sprang in weiten Sätzen über den Schlamm hinweg, der sich auf ihn zuschieben wollte. Alton leuchtete und wehklagte in seiner Faust, als er zwei mannshohe Scheinarme abschlug, die senkrecht vor ihm aus der dicken Lache wuchsen und sich über ihm zu schließen drohten. Sie fielen in den Morast zurück, zerflossen rasch und bildeten sich hinter ihm neu.
    »Hinterher!« rief Fronja den Gefährten zu. »Und du, Gerrek, solltest du nicht an seiner Seite bleiben?«
    »Ja, aber…«
    Es hatte ja doch keinen Sinn. Gerrek stürmte die Treppen hinab und blies sein Feuer gegen die Ungetüme, die bisweilen fast menschliche Gestalt annahmen. Dort, wo die Flammenlohen auftrafen, kräuselte sich der Schlamm und zerbröckelte zu Staub.
    Mythor wartete nicht. Die Rohnenfrau sah ihn und winkte verzweifelt. Andere Nomaden erschienen jetzt in den Gassen der Stadt, scheuten sich jedoch, dem schwappenden Meer nur einen Schritt zu nahe zu kommen. Einer der Wälsenkrieger tauchte plötzlich wie aus dem Nichts auf, war an Mythors Seite und berichtete, daß Tertish die Flugdrachen auf der anderen Seite Carlumens hochziehen ließ.
    »Bekämpft die Ungeheuer mit Feuer!« rief Fronja den tatenlos dastehenden Rohnen zu. »Feuer treibt sie zurück!«
    Die braune Masse schob sich an der Treppe hinauf. Mythor schlug verzweifelt danach. Der Wehrturm war wie eine langsam versinkende Insel. Hinter dem Sohn des Kometen schloß sich schmatzend die braune Masse. Der Weg zurück war ihm und dem Wälsen abgeschnitten. Dann waren sie hinter den Zinnen des Turmes, gegen die wütend die Schlammarme klatschten.
    Die junge Nomadin ließ sich in Mythors Arme fallen. Ihre Kinder weinten und klammerten sich voller Angst an ihren bestickten Körpertüchern fest.
    »Und was nun?« fragte der Wälse. Mythor erkannte ihn erst jetzt als Agon, den Schwertkämpfer. Doch weder Schwerter noch Gerreks allmählich zur Neige gehendes Drachenfeuer vermochten noch Rettung zu bringen. Die Gefährten mußten zurückweichen. Die Schlammzunge um den Turm war bereits mehr als zehn Schritte breit. Ungetüme von noch nicht gesehener Größe erhoben sich daraus, Titanen mit drei, vier oder gar sechs Armen. Für einen Moment fühlte sich Mythor an Yacub erinnert.
    »Holt Fackeln und Pech aus den Waffenkammern!« befahl Fronja den Magiekundigen. »Warte,

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