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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Sadagar! Laufe zu Tertish! Wir brauchen die Krieger hier nötiger als bei den Drachen!«
    Endlich überwanden einige beherzte Rohnen ihre Scheu und strömten vor dem Tor der ersten Waffenkammer zusammen. Offenbar von Mythors selbstlosem Eingreifen beeindruckt, bildeten sie eine Kette bis zur Schlammzunge. Kübel mit flüssigem Teer wurden von Hand zu Hand weitergereicht. Gerrek nahm sie entgegen, schüttete ihren Inhalt über den Morast und zündete ihn mit einem letzten schwachen* Feuerstoß an. Die Masse wurde schwarz und starr, zerbröckelte und ging unter in neu heranrollenden Wogen. Auch der Kampf mit den Fackeln war aussichtslos. Erste scheinbare Erfolge stellten sich zwar ein, doch was war eine zehn Fuß lange Bresche in einem Ozean, der die ganze Welt zu bedecken schien!
    »Holt Seile!« schrie Mythor. »Bringt Seile herbei und werft sie uns zu, daß wir sie zur Stadt hinauf spannen!«
    Auch dies geschah in fieberhafter Eile. Es wurde noch kälter. Sturm kam auf. Der Schlamm verbreitete einen ekelerregenden Geruch von Fäulnis. Immer mehr Rohnen versuchten zu helfen. Doch als das Seil endlich gespannt war und Agon als erster versuchte, sich an ihm in Sicherheit zu bringen, spritzten Schlammfontänen viele Mannslängen hoch. Der Wälse konnte gerade noch Mythors Hand packen und sich zurück auf den Turm ziehen lassen. Braune Fladen klebten am Strick und zerfraßen ihn.
    »Es ist, als ob das Zeug denken würde!« keuchte er. »Hier kommen wir nie mehr lebend herunter!«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte schlugen die ersten Arme über die Zinnen. Mythor und Agon nahmen die Rohnen zwischen sich und ließen die Klingen kreisen. Der abgeschlagene Schlamm klatschte vor ihnen nieder und schob sich zu kleinen Bergen zusammen.
    »Wir machen alles noch schlimmer!«
    Der Boden zitterte. Ein Knirschen und Schaben war plötzlich zu hören. Noch einmal neigte Carlumen sich bedrohlich ein weiteres Stück zur Seite, um dann stillzuliegen.
    Die Fliegende Stadt versank nicht noch tiefer. Der Rumpf lag auf dem Grund des Morastozeans, doch Mythor brachte dies keine Rettung.
    Er fühlte seine Arme erlahmen. Erneut fuhr der stechende Schmerz durch seine Brust, und er wußte, daß sein Schatten nun irgendwo wieder Gestalt annahm.
    Shaya! schrie es in ihm. Wenn du mich hörst, so hilf uns jetzt! Oder soll alles umsonst gewesen sein!
*
    »Schneller!« trieb Tertish die Männer an. »Bei allen Göttern, beeilt euch, solange die Winde noch günstig sind und aus dem Sturm kein Orkan wird!«
    Sadagar stand bei ihr und wollte vor Wut und Verzweiflung in den Boden fahren, als der Flugdrachen viel zu langsam in Position gebracht wurde. Fünf Krieger mußten das Seil halten, damit er nicht fortgerissen wurde. Hände, die vor Erregung zitterten, knoteten die letzten Stricke, an denen die Gondel hing.
    Dann endlich war es soweit.
    Tertish sprang in die Gondel, die für allenfalls vier Menschen Platz bot, und griff nach den Steuerseilen. Der Wind fing sich mit verheerender Gewalt unter den beiden Segeln aus Fischhaut und Gräten.
    »Laßt jetzt los!« rief die Amazone der Zaem in das Tosen des Sturmes, das Schmatzen des Schlammes und das Gewirr sich überschlagender Stimmen. »Jetzt!«
    »Es reißt dich fort!« rief Sadagar. »Allein kannst du den Flug nicht steuern!«
    »Ich muß es!«
    Tertish durchschlug die Halteseile bis auf das letzte, das um eine Zisterne geknotet war. Im nächsten Augenblick glaubte sie sich von einem Katapult abgeschossen. Ihr Handeln war aus der Verzweiflung geboren. Sie, die die Angst vor dem Tod lange verloren hatte, wußte, daß sie das Schicksal herausforderte, hatte aber nichts zu verlieren. Der Sturm zerrte an ihren Haaren und wollte die Segel zerfetzen. Tertish klammerte sich fest. Die Gondel überschlug sich. Das Fluggerät wurde zum Spielball der entfesselten Naturgewalten. Wie die Flügel eines riesigen Schmetterlings schlugen die Segel über der Amazone zusammen. Der furchtbare Ruck, als das Seil abgerollt und gespannt war, schleuderte sie fast aus dem Korb. Tertish hatte keine Luft zum Fluchen. Schnell band sie ihre Linke an eine Öse. Der steife Arm war ihr jetzt ohnehin zu nichts nütze. Wenn sie den Drachen in ihre Gewalt bekommen wollte, so mußte sie es mit der gesunden Rechten tun.
    Für einen Moment sah sie Carlumen hundert Fuß tief unter sich. Auch aus dieser Höhe war kein Land am Horizont zu erkennen. Tertish hatte die Hoffnung längst aufgegeben, mit den wenigen noch verfügbaren Flugdrachen

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