Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
mentalen Anstoß: ›Geh!‹ Er reißt sich wie ein Automat los, nähert sich dem Tisch und packt das Buch mit den Zähnen. Damit ist die Aufgabe ausgeführt.«
Bechterew und mehrere seiner Kollegen entdeckten, dass auch sie Pikki auf diese Weise Befehle erteilen konnten, sogar in Abwesenheit von Durow. Sie führten eine Reihe von Versuchen durch, um herauszufinden, ob sie dem Hund unmerkliche Hinweise mit den Augen, dem Kopf oder anderen Körperbewegungen gaben. Bechterew testete zudem seinen eigenen Hund und entdeckte, dass auch er auf mentale Befehle reagieren konnte. Er zog folgende Schlussfolgerungen daraus:
Das Verhalten von Tieren, insbesondere das von Hunden, die aufs Gehorchen abgerichtet sind, kann direkt durch gedankliche Suggestion beeinflusst werden.
Dieser Einfluss kann ohne jeden direkten Kontakt zwischen dem Sender und dem empfangenden Hund ausgeübt werden, etwa wenn sie durch einen Holz- oder Metallschirm voneinander getrennt sind oder Augenbinden tragen.
Daraus folgt, dass der Hund direkt beeinflusst werden kann, und zwar ohne irgendwelche sichtbaren Zeichen, durch die er geleitet werden könnte. [118]
Bechterew hielt diese Untersuchungen für vorläufig und wies darauf hin, wie wünschenswert es doch wäre, weitere Experimente mit Hunden durchzuführen. »Es wäre wichtig, nicht nur die Bedingungen zu untersuchen, die die Übertragung des mentalen Einflusses vom Übermittler zum Empfänger regeln, sondern auch die Umstände, die bei der Hemmung wie der Ausführung derartiger Suggestionen von Belang sind. Dies wäre notwendigerweise von theoretischem ebenso wie von praktischem Interesse.« Leider ist die Pioniertätigkeit von Bechterew nicht fortgeführt worden, und so sind diese Worte heute noch ebenso gültig wie damals vor 75 Jahren, als er sie schrieb. [119]
Führhunde
Blinde Menschen arbeiten mit ihren Führhunden besonders eng zusammen. Es schien mir daher interessant herauszufinden, ob es blinde Menschen gab, die bemerkt hatten, dass ihr Hund ihre Absichten aufzuschnappen schien, ohne dass sie ihm entweder verbal oder durch Körperbewegungen Befehle erteilten. Mit Hilfe der British Guide Dogs for the Blind Association, des britischen Blindenhundeverbands, befragten Jane Turney und ich über 20 Führhundehalter nach ihren Erfahrungen. Wertvolle Informationen enthielten auch die Briefe, die wir auf unsere Anzeige im Forward, einer englischen Zeitschrift für Führhundehalter, die in Blindenschrift erscheint, bekamen.
Manche Menschen mit Führhunden hatten nicht bemerkt, dass ihre Tiere Absichten aufschnappten, aber die meisten eben doch. Mehrere Halter von Führhunden wiesen darauf hin, dass es davon abhänge, wie eng ihre Beziehung zu dem Hund sei, und dass manche Hunde stärker reagierten als andere. Und schließlich schnappen selbst reaktionsfreudige Hunde vielleicht nicht jedes Mal die Absichten ihrer Halter auf. Sarah Craig aus Bridgend erzählte uns:
»Paxton, ein schwarzer Neufundländer, ist mein zweiter Hund. Ich brauchte zwei Jahre, um mich an ihn zu gewöhnen. Inzwischen habe ich schon viele Male das Gefühl gehabt, dass er Signale aufschnappen kann, die ich nicht bewusst abgebe, also wenn ich nicht mit ihm spreche. Wenn ich zum Beispiel denke: ›Wir müssen gleich gehen‹, geht er sofort los, obwohl ich doch überhaupt nichts gesagt habe. Er schnappt sehr viele Dinge auf, die ich denke und fühle. Manchmal habe ich ihn getestet – da habe ich dann bewusst versucht, an bestimmte Richtungen zu denken, mich aber bemüht, so gerade wie möglich zu gehen, und er hat sich dennoch daran gehalten. Das macht er allerdings nicht immer. Manchmal ist er stärker auf mich eingestimmt als sonst. Es kommt vor, dass er abgelenkt ist oder dass ich nicht klar genug denke oder ihm keine präzisen Richtungen angebe.«
Am verblüffendsten ist es, wenn der Hund auf Gedanken des Besitzers reagiert, die dieser eigentlich gar nicht sofort in die Tat umsetzen will. Mike Mitchinson beispielsweise ging von seinem Haus in Bath zu einem bestimmten Laden, der etwa 20 Minuten weit weg ist. Der Weg führte an der Praxis seines Zahnarztes vorbei.
»Ich weiß noch genau, wie ich beim Losgehen dachte: ›Ich darf meinen Zahnarzttermin um zehn Uhr am Donnerstag nicht vergessen‹ (es war Montag). Ich ging arglos vor mich hin und nahm kaum Notiz davon, wo ich mich befand. Und nun stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich merkte, wie ich nach links schwenkte und einen Kiesweg betrat! Ja, ich war bei
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