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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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spendete, würde der Geistschatten sterben – und Milla hatte das Gefühl, als würde sie selbst dann auch sterben.
    Das durfte unter keinen Umständen geschehen, bevor sie ihre Nachrichten den Cronen überbracht hatte, dachte Milla.
    Sie musste es bis zu den Cronen schaffen.
    Milla spürte eine weitere Welle der Übelkeit und des Schwindels über sie kommen. Es war ein ihr bekanntes Gefühl, so als würde ihr das Blut aus dem Leib fließen. Unbewusst presste sie ihre Hand auf die Merwin-Wunde an ihrem Bauch in dem Gefühl, sie könnte die Wunde dort abdichten. Doch die war schon längst verheilt.
    Entschlossen beschleunigte Milla ihr Tempo und sprang über schneebedeckte Steine und unregelmäßige Eisbrocken hinweg. Gleichzeitig begann sie, im zehnten und letzten Rovkir-Muster zu atmen: dem Todesgang.
    Es war die letzte Übung unter den Atemmustern und nur wenige Eiscarls beherrschten sie. Der Todesgang würde es ihr ermöglichen, bis zur Erledigung ihrer Aufgabe weiterzugehen, ganz gleich wie verwundet oder erschöpft sie war.
    Dann würde sie sterben.
    Völlig im Zehnten Muster verloren, bemerkte sie die Stürze und Stolperer, die kleinen Wunden und Abschürfungen nicht, die sie sich bei dem wahnwitzigen Lauf über das raue Gelände zuzog. Für sie gab es nur noch das Atmen und das konstante Ziehen von Odris’ schwindender Kraft.
    Odris fühlte das Licht, noch bevor sie Milla sah. Es holte sie zurück von einem Ort, an dem sie keine Gedanken und keine Gefühle mehr gehabt hatte. Gerade war sie noch von dem Perawl abgestürzt und einen Augenblick später lag sie ausgestreckt im Schnee. Als der Sonnenstein näher kam, fühlte Odris, wie ihre Form zurückkehrte. Ihr Schattenfleisch wurde fester, floss zurück zu ihr wie nach einer Ebbe, während der es über eine Fläche von vielen Spannen verteilt gewesen war.
    Doch Milla machte keine richtige Pause, als sie Odris erreicht hatte. Sie hielt nur kurz inne und griff nach unten. Odris nahm ihre Hand. Der Geistschatten hatte kaum Zeit, sie zu begrüßen, bevor Milla mit ihr im Schlepptau weiterrannte.
    „Langsamer“, schrie Odris, als Milla am Ende eines großen Felsens stürzte und beinahe über die Kante fiel. „Du wirst dir noch wehtun.“
    Milla antwortete nicht. Sie lief weiter.
    Odris schob einen Arm hervor und drehte den Kopf, um etwas sehen zu können. Millas Blick war glasig und in ihren Augen war ein seltsames Licht zu sehen, das wohl eine Reflektion von dem hell leuchtenden Sonnenstein an ihrer ausgestreckten Hand war.
    „Das gefällt mir nicht“, jammerte Odris. „Was machst du?“
    Sie hörte keine Antwort, doch in ihrem Kopf erklang plötzlich das Echo von Millas Gedanken.
    Das Ruinenschiff und die Mutter-Crone. Das Ruinenschiff und die Mutter-Crone.
    Sie kamen an einen Punkt, an dem die Straße eine Kehre machte. Anstatt der Haarnadelkurve zu folgen, sprang Milla über den Rand der Straße hinweg und rutschte in einem Zug vierzig Spannen über Schnee, Eis und Steine hinweg.
    „Nein, nein, nein!“, schrie Odris. Sie pumpte sich auf und hob Milla hoch, damit das Mädchen eher hinunterflog als fiel. Doch das spornte Milla nur noch mehr an. Sie verließ die Straße erneut und setzte schon an, um den Berghang hinunterzuspringen.
    „Stopp!“, quietschte Odris. Sie streckte sich sofort aus, um die bestmögliche Gleitfläche zu bieten. Sie musste dabei all ihre Kräfte aufbringen, um gegen den Wind anzukämpfen, der sie wieder gegen den Berg zu tragen drohte. „Waau! Milla!“
    Das Ruinenschiff und die Mutter-Crone…

 
KAPITEL ACHTZEHN
     
     
     
    Tal und Crow standen auf dem schmalen Steg hoch oben an der Außenseite des Schlosses. Adras flog über Tal und über ihm ragte nur noch der riesige Rote Turm auf. Aus seinen vielen Fenstern und Öffnungen drangen Lichtstrahlen in allen Rotschattierungen und webten ein komplexes Muster in den Himmel. Dahinter standen die anderen sechs Türme; auch sie warfen ihr Licht in die Dunkelheit.
    Unter ihnen flimmerten andere Lichter im großen Haupttrakt des Schlosses. Doch auch all diese Lichter zusammen kamen nicht gegen die absolute Dunkelheit der Welt hier draußen an. Der Schleier lag schwer über der Welt und das Licht der Sieben Türme und des Schlosses verlor sich darunter beinahe vollständig.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass es so kalt ist“, flüsterte Crow, als er in die Dunkelheit starrte. „Oder so…“ Er verstummte. Dann wandte er mit offensichtlicher Anstrengung seinen Blick weg und sah

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