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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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neben ihr. Beide sahen sich das komplexe Puzzle aus hunderten von Kacheln und Modellen an, das die gesamte Welt des Eises und der Eiscarl-Clanschiffe repräsentierte, die sich darauf bewegten. Schildjungfrauen-Kadettinnen liefen über die große Karte, verschoben die Schiffsmodelle und tauschten – wenn auch seltener – Kacheln aus, die die Qualität und den Zustand des Eises anzeigten. Sieben Cronen, alle in großen Stühlen aus geflochtenem Knochen, dirigierten die Kadettinnen.
    Als Milla den Reckoner das letzte Mal gesehen hatte, waren die Schiffe der Eiscarls ohne erkennbares Muster über die gesamte Welt verstreut gewesen. Jetzt hingegen gab es Gruppierungen aus Schiffen in verschiedenen Teilen der Karte. Während Milla zusah, rief eine der Cronen eine der Kadettinnen und sprach mit ihr. Das junge Mädchen hörte zu, ging dann leichtfüßig über die Kacheln hinweg zu einer der Schiffsansammlungen und suchte sich eines der kleinsten Modelle aus. Es hatte einen Sonnenstein-Splitter im Mast. Sie nahm das Schiff auf und bewegte es zu einer nebenliegenden Kachel.
    Milla fiel auf, dass es sich damit auf das Zentrum des Reckoner bewegte, einer Kachel, die das Modell eines Berges und daneben eine Miniatur des Ruinenschiffs trug.
    „Ja“, sagte die Mutter-Crone. „Die Clans versammeln sich dort, wo sie wollen und jedes siebte Schiff bringt die Schildjungfrauen und Jäger, die der Clan bei der Selski-Verfolgung entbehren kann. Wir haben auch die Schwert-Thanen gerufen, wenn sie auch nicht auf dem Reckoner erscheinen. Wir können nicht sagen, wie viele von ihnen dem Ruf folgen können – oder wollen.“
    Milla nickte. Dies alles war etwas viel für sie. Heute Morgen war sie zuerst ausgestoßen, dann in Milla Krallenhand umbenannt und schließlich zur Kriegsführerin erhoben worden. Jetzt erwarteten alle von ihr, dass sie das tat, was getan werden musste, um das Schloss einzunehmen, die Erwählten zur Aufgabe ihrer Geistschatten zu zwingen und… sie wusste nicht was… nach Aenir zu gehen und noch einmal das Vergessen durchzuführen?
    „Die Schiffe werden so schnell wie möglich kommen“, sagte die Mutter-Crone. „Und doch wird es noch viele Schlafe dauern, bis alle versammelt sind. Ist es Euer Wunsch, Kriegsführerin, dass die Schildjungfrauen, die wir hier haben, für einen ersten Angriff auf das Schloss versammelt werden, um den Weg hinein zu sichern?“
    „Ähm, ja“, sagte Milla.
    Die Mutter-Crone lächelte. Es war ein solch unauffälliges Lächeln, dass es Milla beinahe entging. Die Crone fragte sie nicht wirklich, das wurde Milla jetzt klar. Sie half ihr dabei, ihre Aufgabe zu erfüllen und ließ es so aussehen, als hätte Milla selbst den Überblick über alle militärischen Details. Dabei wussten alle, dass sowohl Odris als auch sie nur das zu tun hatten, was die Cronen ihnen sagten.
    „Ja“, sagte Milla entschlossener. „Sie sollen sich vorbereiten. Ich werde sie nach dem Hauptschlaf hinausführen. Ich brauche… ich brauche etwas Ruhe.“
    „Sie werden bereit sein“, gab die Mutter-Crone zurück. „Bevor Ihr ruht, Kriegsführerin, solltet Ihr Malen treffen. Sie ist die jüngste der Cronen und daher am besten für die ehrenvolle Aufgabe geeignet, Euch beim ersten Angriff zu begleiten.“
    Bevor die Mutter-Crone zu Ende gesprochen hatte, kam eine junge Crone durch die Vorhänge an der Tür und trat näher. Sie war wirklich jung, das konnte Milla sehen. Sie hatte blaue Augen wie alle jungen Cronen und das Blau leuchtete. Doch sie sah nicht älter aus als vielleicht sechzehn Umrundungen, kaum älter als Milla. Sie spürte einen Stich des Neids in ihrem Herzen. Dieses Eiscarl-Mädchen hatte ohne Schwierigkeiten seinen Platz gefunden, dachte Milla. Sie war nicht durch das Gebet von Asteyr an etwas gebunden – durch ein zweifelhaftes, aber notwendiges Übel, das die Eiscarls bereit waren in Kauf zu nehmen. Und sie taten es nur, um nicht den noch höheren Preis der Gefahr zu bezahlen, die sie jetzt bedrohte.
    „Ich grüße Euch, Kriegsführerin Milla Krallenhand“, sagte Malen. Sie schlug die Fäuste zusammen und Milla tat dasselbe.
    Sogar ihre Stimme war makellos, dachte Milla. Sie hatte eine klare, glockenhelle Stimme, die perfekt war, um alte Lieder und Epen zu singen. Jeder in ihrem Clan musste sie geliebt haben und jetzt waren sie sicher stolz darauf, dass sie schon in solch jungen Jahren Crone geworden war.
    „Ich werde als Stimme der Cronen mit Euch kommen“, sagte Malen.
    Milla nickte. Das

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