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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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für den Schleier bereit?“, fragte er.
    „Ja“, sagte Adras. „Aber mach schnell!“
    Tal holte tief Luft, griff ebenfalls nach der Mauer und ging nach unten.
    Ein Schritt, zwei Schritte, drei Schritte… und der Schleier schloss sich über seinem Gesicht.
    Tal befand sich in vollkommener Dunkelheit. Stufe um Stufe ging er weiter hinunter und drückte mit der Hand gegen die Mauer, um sich zu vergewissern, dass sie da war.
    Zehn Schritte… elf Schritte… zwölf Schritte… Panik stieg in ihm hoch. Der Schleier schien hier dicker zu sein. Es dauerte länger als sonst. Dabei hätte es einfacher sein sollen als durch ihn hindurchzuklettern.
    Er ging noch schneller und stürzte in seinem Eifer beinahe ab. Er vergaß die Zahl der Treppen und nahm jetzt zwei auf einmal.
    Er musste es aus dem Schleier schaffen!
    Plötzlich war er draußen. Crow sah von weiter unten auf der engen, geschwungenen Treppe zu ihm hoch. Der Rote Schlüsselstein leuchtete in seiner Hand.
    Tal schluckte und richtete sich langsam auf. Er hatte sich in seiner Verzweiflung in gebeugter Haltung voranbewegt, um tiefer zu kommen, um den Schleier zu durchdringen.
    „Alles in Ordnung?“, fragte er Adras. Der Geistschatten war noch immer um seinen Arm gewickelt und bewegte sich nicht.
    „Ja“, kam eine schwache Antwort. „Krank. Licht ist gut.“
    „Los, weiter“, sagte Crow. Er war eindeutig in Eile.
     
     
    Am unteren Ende der Treppe, wo eine geheime Tür in einen farblosen Korridor führte, mussten sie erst zwei Geistschatten vorbeilassen. Tal und Crow spähten durch einen Spalt in der Tür und beobachteten sie, bis sie um die Ecke bogen.
    Einer von ihnen war eine Klenten-Kampfbestie. Sie hatte einen massiven Kopf mit dicken, hervorstehenden Knochenplatten auf immens breiten Schultern. Sie lief mal auf vier und mal auf zwei Beinen. Der andere Schatten war ein Dretch, die stabförmige Insekten-Spinnen-Kombination, die auch die Kusinen von Tals Mutter begleitete. Doch dieser Geistschatten war größer und sein Schattenfleisch war dichter und deutlicher erkennbar.
    Tal biss sich besorgt auf die Unterlippe. Die Geistschatten des Schlosses sollten eigentlich bei ihren Erwählten sein. Diese beiden waren freie Schatten, so wie die im Roten Turm. Wie viele Aenirer wanderten bereits im Schloss umher, während die Erwählten in Aenir waren? Sie hatten keine Scheu, offen in den Korridoren umherzugehen. Sie erwarteten also nicht viel Gegenwehr.
    „Ich glaube, dass Sushin kurz vor der Zerstörung des Schleiers steht“, flüsterte Tal Crow zu. „Es sind schon so viele Geistschatten hier. Wir müssen mit Lokar über diese Sache reden, sobald wir irgendwo in Sicherheit sind.“
    „Vielleicht“, gab Crow zurück. Er schien abgelenkt zu sein. „Sieh mal, da ist noch einer!“
    Tal beugte sich vor, um durch den Spalt sehen zu können. Das Nächste, was er spürte, war ein heftiger Schlag auf seinen Hinterkopf und ein intensiver Schmerz.
    Düster schwante ihm, dass Crow ihn mit dem Griff seines Messers geschlagen hatte. Er versuchte aufzustehen, doch er hatte keinerlei Kraft mehr in seinen Muskeln. Und sehen konnte er auch nicht mehr richtig. Alles erschien ihm unscharf und die Wand und der Boden drehten sich.
    „Nichts Persönliches, Tal“, sagte Crow. Seine Stimme schien von irgendwo weit weg zu kommen. „Wenn du kein Erwählter wärest, wärst du in Ordnung. Aber du bist ein Erwählter und ich habe mit dem Schlüsselstein ein paar Dinge vor, mit denen du nicht einverstanden wärst.“
    Tal stöhnte. Er spürte, wie Adras versuchte, sich zusammenzureißen und Crow anzugreifen, doch der Geistschatten war noch immer zu schwach.
    Das Schimmern von Metall kam in sein Blickfeld und eine gewaltige Angst durchfuhr ihn.
    „Nein“, versuchte er zu sagen, als sich Crow mit dem Messer in der Hand zu ihm hinunterbeugte.
    „Dein Volk hat meine Eltern getötet und meinen Bruder in den Wahnsinn getrieben“, flüsterte Crow. „Meine Großeltern kamen ebenfalls in den Saal der Albträume und waren niemals wieder so wie zuvor. Es ist nur… gerecht, einen Erwählten umzubringen.“
    Trotz seiner Worte machte Crow keinerlei Bewegung mit seinem Messer. Er saß nur da und sah Tal an.
    Ihre Blicke trafen sich. Tal konnte weder richtig sehen noch denken, doch es war kein Hass, den er in Crows Augen wahrnahm. Es war Angst, obwohl Crow sich vor nichts fürchten musste.
    Außer vor sich selbst. Der Freivölkler-Junge wandte seinen Blick von Tal ab und sah das Messer in

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