Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
dem Schleier.
    Er war fest.
    „Wir müssen hier raus“, flüsterte Crow. „Hier drin sterben wir.“
    „Die Luft reicht eine Weile“, erwiderte Tal. Er kämpfte um seine innere Ruhe. Allein das Wissen darum, dass die Luft ausgehen würde, gab ihm ein furchtbares Gefühl. Ein Gefühl der Schwäche und Dummheit. „Wir müssen stillhalten.“
    Crow sah ihn voller Panik in den Augen an. Er hob die Hand und Tal zuckte zurück, weil er annahm, Crow wolle ihn schlagen. Dann zog Crow die Hand zurück.
    „Es tut mir Leid“, sagte er. „Ich… werde stillhalten.“
    Sie saßen eine Weile schweigend da, als Crow Tal plötzlich ansah.
    „Wo ist Adras?“, fragte er und sah sich um.
    Vom Geistschatten war nichts zu sehen.
    Alle Farbe wich aus Tals Gesicht. Kein Wunder, dass er sich so unwohl fühlte.
    „Er muss draußen sein! Sie töten ihn!“
    „Nein, ist er nicht“, sagte eine dünne Stimme aus dem Schlüsselstein. Tal sah schnell hinab.
    „Er ist in deinem Schleier!“, rief Lokar. „Du hast ihn eingewebt und er hat kein Licht!“

 
KAPITEL DREISSIG
     
     
     
    „Keine Luft für uns, kein Licht für Adras“, murmelte Crow.
    „Das ist besser, als von Geistschatten umgebracht zu werden!“, gab Tal zurück. „Außerdem müssen wir warten, bis sie verschwunden sind.“
    „Bis dahin könnten wir schon lange tot sein“, sagte Crow. „Wie können wir überhaupt wissen, wann sie gegangen sind?“
    Lokar sagte etwas, das beiden Jungen entging. Sie beugten sich hinab, um besser hören zu können und stießen prompt die Köpfe zusammen.
    „Dunkelheit!“, fluchte Crow. Er schnappte sich den Schlüsselstein und fauchte: „Pass doch auf!“
    Tal hob seinen Sonnenstein für eine Sekunde, besann sich aber sofort eines Besseren. Er wollte nicht, dass Crow den Schlüsselstein hatte, doch im Augenblick konnte er nicht viel dagegen unternehmen.
    „Was habt Ihr gesagt?“, fragte Crow Lokar.
    Tal beugte sich vor, dieses Mal vorsichtiger.
    „Ihr beide müsst euch die Luft einteilen“, sagte Lokar. „So weit ich es von hier drinnen beurteilen kann, hat Tal diesen Schleier zu gut gemacht.“
    „Wie meint Ihr das“?, fragte Tal.
    „Er ist nicht nur zu fest“, sagte Lokar, „sondern ich bezweifle auch, dass du ihn auflösen kannst. Du wirst warten müssen, bis er sich von selbst auflöst.“
    Tal und Crow sahen sich an. Jedem schien etwas auf der Zunge zu liegen, doch keiner sagte etwas. Stattdessen lehnten sie sich zurück und atmeten gleichzeitig langsam aus.
    Ich wünschte, dachte Tal, ich hätte Millas Rovkir-Atmung gelernt. Die Minuten, die der Funken seines Sonnensteins anzeigte, verstrichen nur langsam. Es wurde wärmer und stickiger und Tal schien es, als verbrauchte Crow zu viel von ihrer Luft.
    Er schaute hinüber und sah, dass Crows Augen glitzerten. Seine Hand ruhte auf seinem Messer. Er hatte mit Sicherheit denselben Gedanken. Es gab vielleicht genug Luft, damit einer von ihnen überleben konnte.
    Einer von ihnen musste sterben, damit der andere überleben konnte.
    Crow zog sein Messer zwei Zentimeter heraus.
    Tal hob seinen Sonnenstein. Doch er fühlte sich unendlich schwer an und er schüttelte den Kopf.
    Crow ließ das Messer wieder in die Scheide gleiten. Tal senkte seine Hand.
    Beide sahen einander an, aufmerksam und gefasst auf die kleinste Bewegung.
    Zumindest dachte Tal, dass er aufmerksam wäre. Doch plötzlich bemerkte er, wie sein Kopf auf seiner Brust lag. Er hob ihn schnell, nur um zu sehen, dass Crows Kopf zur Seite hing.
    Der Freivölkler-Junge schien bewusstlos zu sein.
    Einen Moment lang war Tal versucht, ihn zu erledigen, damit er mehr Luft hatte. Doch nur für einen Moment. Was hatte sein Großonkel doch zu ihm gesagt?
    „Sei keine Höhlenschabe.“
    Crow für ein paar Atemzüge umzubringen, die vielleicht sowieso nicht genug waren, wäre eine Höhlenschaben-Sache gewesen.
    Stattdessen drückte Tal tastend gegen den dunklen Schleier. Seine Finger prallten wieder zurück. Er fühlte sich so fest an wie zuvor – und dieses Mal spürte er Adras darin. Der Geistschatten wurde mit jedem Moment schwächer.
    Tal nahm einen flachen Atemzug und schloss die Augen.
    Es war viel einfacher einzuschlafen.
    Als Tal die Augen schloss, öffnete Crow die seinen. Er berührte sein Messer einmal… zweimal… und schloss dann langsam wieder seine Augen.
    Tal wachte in plötzlicher Panik auf, mit rotem Licht auf dem Gesicht, frischer Luft in der Nase und furchtbaren Kopfschmerzen, die über seinen

Weitere Kostenlose Bücher