Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Taillen an der Seite. Hinter ihnen liefen zwanzig oder dreißig entschlossen dreinblickende Erwählte, von Rot bis Violett, mit improvisierten Waffen und vielen Sonnensteinen. Ihre Geistschatten tanzen um sie herum, an den Wänden und der Decke. Tal musterte sie aus dem Augenwinkel, konnte aber keine überzähligen Schatten sehen. Bis jetzt schienen die freien Schatten des Schlosses noch abzuwarten.
Als die Wachen vorbei waren, nutzte Tal die Gelegenheit, um sich neben einen anderen Erwählten zu schieben, einen Hellblender des Blauen Ordens, der ebenfalls ausgewichen war.
„Gibt es etwas Neues?“, fragte Tal. Er machte sich nicht die Mühe, respektvoll Licht zu geben. Das tat auch sonst niemand mehr. Höflichkeit schien das Erste zu sein, was aufgegeben wurde.
„Nichts Neues“, sagte der Erwählte. „Bösartige Monster mit weißen Gesichtern in den unteren Ebenen. Die Wachen werden sie zurückschlagen.“
Den letzten Satz sagte er mit wenig Überzeugung.
„Was ist mit der Imperatorin?“, fragte Tal.
Der Hellblender sah ihn verständnislos an.
„Sie hat verkündet, dass die Waffen des Siebten Turmes gegen die Invasoren eingesetzt werden“, sagte der Mann. „Meinst du das?“
„Nein“, sagte Tal. Was waren die Waffen des Siebten Turmes? „Nein. Ich habe gehört, dass sie… dass sie krank ist.“
Der Hellblender schüttelte den Kopf. „Ich habe heute schon allerhand Dinge gehört, aber nichts davon war so dumm wie das. Bleib stehen! Wohin gehst du?“
Tal war schon in die gleiche Richtung wie die Wachen losgezogen.
„Dort geht es nicht entlang, Hellstern! Hat dir dein Lumenor nicht gesagt, wo du dich melden sollst? Wir räumen alles von den Indigo-Ebenen abwärts!“
Tal gab keine Antwort. Er versuchte, verwirrt zu erscheinen und stolperte gegen den Menschenstrom, der sich jetzt wieder in Bewegung gesetzt hatte. Er hörte noch ein paar wütende Schreie, doch als er sich endlich durchgewühlt hatte, hatte sich der Hellblender in einem Meer von fliehenden Erwählten verloren.
Danach nahm Tal weniger bekannte Wege hinunter zu den Orangefarbenen Ebenen. Der Hellblender hatte offensichtlich gewusst, wovon er redete – je tiefer Tal kam, desto verlassener war alles. Es gab noch immer hier und da ein paar vereinzelte Gruppen von Gardisten mit Erwählten, die nach unten eilten, aber Tal ging ihnen aus dem Weg oder gab vor, stehen zu bleiben, bevor er dann doch weiter ging. Aber die Leute waren zu sehr in Eile, um ihm echte Aufmerksamkeit zu schenken.
Irgendwann kam er zu der vertrauten Orangefarbenen Ebene, die die meiste Zeit seines Lebens seine Heimat gewesen war. Doch jetzt vermittelte sie ihm kein Heimatgefühl mehr. Tal wurde bewusst, dass er sich nicht einmal mehr wie ein Erwählter fühlte. Er hatte jedenfalls kein Bedürfnis, den nach oben Fliehenden oder den Kämpfern nach unten zu folgen.
An der Ecke zum Korridor, der zum Quartier seiner Familie führte, blieb Tal stehen. Dort sah er die Tür mit dem Siegel seiner Familie. Die orangefarbene Sthil-Bestie, die über einen Stern mit sieben Zacken sprang.
Seine Augen wurden feucht, als er sich daran erinnerte, wie er nach Hause gerannt war, nachdem er vom Verschwinden seines Vaters gehört hatte. Er hatte damals versucht, nicht zu weinen, denn er hatte nicht gewollt, dass irgendjemand seine Sorgen und seine Angst sah. Sushin hatte drinnen gewartet.
Es war unwahrscheinlich, dass er jetzt wieder wartete, wo doch die Eiscarls angriffen. Aber Tal war sich ganz sicher, dass er ihm Fallen gestellt und vielleicht ein paar freie Schatten zurückgelassen hatte, um Graile zu bewachen. Er hatte ihn schon einmal auf ähnliche Weise beinahe gefangen, indem er seinen kleinen Bruder Gref als Köder benutzt hatte.
„Siehst du die Tür mit der Sthil-Bestie?“, fragte Tal Adras flüsternd. „Kannst du unter der Tür durchgleiten und dich umsehen? Aber sei vorsichtig. Dort könnten Fallen oder Feinde sein.“
„Adras wird alle Fallen überrennen und Feinde in drei Hälften zerlegen“, erklärte der Geistschatten.
„Du meinst in zwei Hälften“, korrigierte Tal ihn.
„Nein, drei. Ein Stück links, ein Stück rechts und eines, um darauf herumzutrampeln“, sagte Adras. „Das ist die Art der Geistschatten. Odris macht es gerade.“
„Odris?“, fragte Tal. Seine Stimme brach beinahe vor Nervosität und Aufregung. „Ist sie im Schloss?“
Adras nickte und deutet mit einem seiner massiven Daumen auf den Boden.
„Dort unten. Sie kämpft. Der
Weitere Kostenlose Bücher