Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
Sonnenstein schon in der Hand. Malen schlug auf einem Knie auf und rollte sich sofort zusammen, um das Knie mit den Händen an sich zu pressen. Doch das hielt sie nicht davon ab, sofort mit dem Gebet von Asteyr zu beginnen. Sie sah dabei geradewegs den Drachen an, der am anderen Ende des Daches aufragte.
Sharrakor rief noch eine Sekunde Namen in den Strudel hinein. Die Hälfte des Violetten Schlüsselsteins, die in seiner riesigen Klaue winzig wirkte, pulsierte dabei.
Milla schoss nach vorn, als Sharrakor sich umdrehte. Sie schlug mit den Krallen zu und wollte mit den beiden Lichtpeitschen die Vorderläufe des Drachens treffen. Doch Sharrakor schlug mit den Flügeln und erhob sich über sie. Sein Violetter Schlüsselstein blitzte rot auf.
Tal setzte sich auf und baute einen Schild der Diskontinuität zwischen Milla und Sharrakor auf. Einen Sekundenbruchteil später zuckte ein roter Blitz aus Sharrakors Stein, traf auf den Schild und verschwand.
Sharrakor stieg höher, als Milla erneut mit den Peitschen zuschlug. Ihr Doppellasso aus Licht verfehlte den Schwanz des Drachen nur knapp. Crow feuerte einen Roten Strahl der Zerstörung auf Sharrakor ab und Tal tat dasselbe, doch beide Strahlen trafen auf einen schillernden blauen Abwehrschirm, den Tal nicht kannte. Er wechselte zu einem Strahl aus purem Indigo, doch auch der wurde abgewehrt und Sharrakor stieg noch höher, bis er außerhalb der Reichweite von Crows Sonnenstein war. Tal erkannte, dass sein Wissen um Lichtmagie nicht ausreichen würde.
Die Sturmhirten flogen dem Drachen hinterher und brüllten dabei wütend. Tal konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber Sharrakors Stimme war klar und deutlich zu hören. Sie übertönte das andauernde Dröhnen des Wirbelsturms, der sie alle umgab.
„Emechis! Gheshthil arrok Adras! Gheshthil arrok Odris!“
Die Sturmhirten schrien auf. Beide verloren die Orientierung und hingen einen Moment in der Luft. Dann fielen sie herunter, als wären sie aus Stein anstatt aus Wolken. Im Fallen wurden sie seitwärts von dem Wirbelsturm angezogen – ins sichere Verderben.
„Nein!“, rief Tal. Er hob seinen Sonnenstein und sandte zwei schillernde Wolken aus Violettem Licht los. Sie umgaben Adras und Odris eine Sekunde, bevor die beiden Sturmhirten gnadenlos in die wirbelnde Wand aus Trümmern gesaugt wurden. Die violetten Hüllen waren noch einen Moment zu sehen, dann waren sie verschwunden.
Tal hatte keine Ahnung, was er überhaupt getan hatte, ob es funktioniert hatte und ob Adras und Odris überlebt hatten. Er hatte auch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Sharrakor feuerte einen Strahl aus Indigo in den Wirbelsturm, packte damit einen gigantischen, kantigen Felsblock und ließ ihn auf seine Gegner zufliegen.
Einmal mehr reagierte Tal instinktiv. Er schuf sofort eine Hand aus Licht aus purem Violett und versuchte, das Geschoss wegzuschlagen. Im gleichen Moment traf Crow es mit einem Roten Strahl der Zerstörung. Aber die Hand war zu schwach, lenkte den Felsen kaum ab und der Rote Strahl kratzte nur an dessen Oberfläche.
Der große Stein schlug am Rand des Daches ein und zerplatzte in tausende tödliche Schrapnelle. Alle warfen sich zu Boden und Tal schaffte es erst in letzter Sekunde, einen Schild der Diskontinuität aufzubauen. Obwohl sie nicht getroffen wurden, hatte Sharrakor sie mit dem Geschoss abgelenkt.
Der Drache war mit angelegten Flügeln hinter dem Felsen hinabgestürzt und hatte erst im letzten Moment abgebremst. Er traf Tal mit einer seiner Vorderklauen in den Rücken, als der Erwählte Junge gerade wieder aufstehen wollte. Milla schlug er mit einem Hieb seines gewaltigen Schwanzes nieder. Crow schaffte es, sich aus der Reichweite der anderen Klaue zu rollen und Malen wurde einfach ignoriert – sie saß am Rand des Daches und sprach noch immer tapfer das Gebet von Asteyr.
Tal spürte, wie ihm das Blut den Rücken hinablief, als er versuchte, sich umzudrehen. Aber Sharrakor war zu schnell. Als der Erwählte Junge es geschafft hatte, wieder aufzustehen und gerade die Hand hob, kam die Klaue erneut herabgesaust und nagelte ihn auf dem Felsboden fest. Auch Milla war gefangen, von dem sich immer enger um sie schließenden Schwanz des Drachen. Die beiden Krallen von Danir waren so dicht an ihrem Körper, dass sie sie nicht einsetzen konnte.
Crow lief gebückt unter den Körper des Drachens und feuerte aus kürzester Entfernung einen Roten Strahl ab. Doch der Strahl prallte an den spiegelartigen Schuppen
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