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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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auf den Kiel. Tal verstärkte es mit Violett, das Boot schoss schnell nach oben und passte sich mit Leichtigkeit dem Steigflug der Sturmhirten an.
    „Wird es wärmer?“, fragte Malen plötzlich. „Oder kann ich besser mit meinem Sonnenstein umgehen?“
    Für Tal war es so etwas wie Routine, sich mit seinem Sonnenstein zu wärmen, und so musste er sich konzentrieren, um festzustellen, wie viel Wärme er eigentlich mit seinem Stein produzierte. Jetzt stellte er überrascht fest, dass er ihn überhaupt nicht einsetzte, was er weiter unten mit Sicherheit getan hatte.
    „Auf dieser Höhe wird es eine Weile wärmer sein“, rief Odris. „Aber das wird sich wieder ändern. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“
    Sie stiegen schweigend eine weitere Stunde in die Höhe. Irgendwann dachte Tal wieder über die grünen Kugeln nach. Theoretisch konnte das grüne Leuchten Atemluft für ein paar Tage stiften, doch eigentlich wurden die Kugeln nie länger als eine oder zwei Stunden benutzt. Wenn eine der Kugeln jetzt versagte, konnte man nichts dagegen unternehmen. Sie hatten keine Luft um sich, die sie in die Kugeln pressen konnten.
    Sie waren jetzt recht nahe am Weisen Khamsoul. Der leere Fleck in den Wolken lag weit unter ihnen. Sie waren nahe genug, um zu erkennen, dass der Wirbelsturm nicht aus dunklen Wolken, sondern aus festen Partikeln bestand, die nicht grau, sondern schwarz wie die Nacht auf dem Eis erschienen. Der Wirbelwind wurde durch Staub und Felsen und alles andere sichtbar, das er irgendwo aufgesammelt hatte. Alles wirbelte wild im Kreis, viel schneller als das fliegende Boot oder die Sturmhirten, wenn sie all ihre Kraft einsetzten. Alles, was der Sturm einsaugte, würde sofort zerstört werden. Das Fleisch würde von den Knochen gerissen und alle Feuchtigkeit in eine magische Wolke gesaugt. Menschen und Sturmhirten würden sofort sterben.
    Der Wirbelwind war am oberen Ende breit, wie Tal erleichtert feststellte. Doch nach unten hin wurde er enger und enger und zog die Luft durch etwas an, das wie ein sehr enger Schlauch auf dem Boden aussah. Tal konnte nur hoffen, dass das Auge dort unten breit genug war, um sie unbeschadet durchzulassen.
    „Höher!“, rief Odris und einmal mehr flammten die Sonnensteine heller auf und das fliegenden Boot schoss nach oben.
    „Wir sind jetzt höher als der Wirbelwind!“, sagte Malen, die über die Reling spähte.
    „Wir müssen noch höher“, sagte Tal, der gerade erkannt hatte, was sie jetzt tun mussten. „Wenn wir das Boot auflösen, müssen die Sturmhirten zuerst unter uns fliegen und uns auffangen, bevor wir von der Bahn abkommen und in… in dieses Ding gesaugt werden.“
    Er zeigte über die Reling und alle sahen in den wilden Strudel aus Dunkelheit.
    „Jetzt!“, rief Odris, als das Boot das Zentrum des Wirbelsturms überquerte. Die Öffnung vom Trichter des Strudels lag jetzt vielleicht fünfhundert Spannen unter ihnen. Adras und sie hielten die blauen Bänder noch unter Spannung, damit der Wind sie nicht wegwehen konnte.
    „Jetzt geht es los“, sagte Tal. Seine Kehle war so trocken, dass die Worte in einem kurshkenhaften Krächzen hervorkamen. Sein Herz hämmerte so schnell, dass es sich anfühlte, als würde es in seinem Brustkorb umherwandern.
    „Tal, Milla“, sagte Crow plötzlich, als sie alle tief Luft holten. „Wenn irgendetwas… wenn ich nicht überlebe… denkt an das Untervolk. Denkt an seine Freiheit.“
    „Ich schwöre es“, sagte Milla. Sogar ihre Stimme klang belegt und eigenartig.
    „Ich werde daran denken“, flüsterte Tal. „Seid ihr alle bereit? Odris? Adras?“
    „Ja!“, kam die Antwort im Chor von Freivölkler, Eiscarls und Sturmhirten.
    „Los!“, rief Tal.
    Er feuerte einen violetten Strahl ab, der das Lichtboot um sie auflöste. Eine Zehntelsekunde stürzten sie viel zu schnell auf den Wirbelsturm zu. Die Sturmhirten drehten um und rasten so schnell nach unten, wie sie noch nie in ihrem Leben geflogen waren.

 
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
     
     
     
    Als Tal fiel, überkam ihn eine eigenartige Ruhe. Er war schon einmal, in einer anderen Welt, in Dunkelheit und Kälte gefallen. Damit hatte alles begonnen und vielleicht war dies nun das Ende. Wie auch immer es ausging, es würde in jedem Fall das Ende sein. Vielleicht würde Adras ihn nicht auffangen und er würde zu Tode stürzen. Oder der Wind würde ihn aus dem stillen Auge in die Reichweite des tödlichen Wirbels um den Weisen Khamsoul wehen. Oder Sharrakor würde nur

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