Der Sieger bleibt allein (German Edition)
die junge Frau da neben ihr auch ist, Gabriela braucht für diesen Abend einen männlichen Begleiter. Sie bemerkt den Mann, den sie vorher an der Bar gesehen hat. Er lehnt jetzt an der großen Brüstung des Gartens, hat dem bunten Treiben den Rücken zugekehrt und schaut aufs Meer. Er hat Charisma, sieht gut aus, wirkt elegant, geheimnisvoll. Wenn der richtige Augenblick gekommen ist, wird sie ihrer neuen Freundin vorschlagen, zu ihm zu gehen und ein Gespräch anzufangen – worüber auch immer.
Heute ist trotz allem ihr Glückstag, und dazu gehört, dass sie eine neue Liebe trifft.
20 Uhr 21
Der Gerichtsmediziner, der Kommissar, Inspektor Savoy und eine vierte Person, die der Kommissar mitgebracht, die sich aber nicht vorgestellt hat, sitzen an einem Tisch.
Sie haben sich nicht zusammengesetzt, um über den jüngsten Mord zu reden, sondern um eine gemeinsame Erklärung für die vor dem Krankenhaus versammelten Journalisten zu verfassen. Eben gerade ist ein weltbekannter Filmschauspieler gestorben, ein berühmter Regisseur liegt auf der Intensivstation, und die Nachrichtenagenturen der ganzen Welt haben ihren Mitarbeitern offenbar unmissverständlich klargemacht: Entweder bekommt ihr etwas Konkretes heraus, das wir drucken können, oder ihr werdet gefeuert.
»Die Gerichtsmedizin ist eine der ältesten Wissenschaften der Welt. Ihr haben wir es zu verdanken, dass die Spuren von Giften zurückverfolgt, Gegengifte entwickelt werden konnten. Dennoch haben Herrscher und Adlige es stets vorgezogen, einen ›Vorkoster‹ zu haben, um unangenehmen Überraschungen vorzubeugen.«
Savoy hatte den ›Weisen‹ bereits am Nachmittag getroffen. Diesmal überlässt er es dem Kommissar, einzugreifen und den hochtrabenden Vortrag zu unterbrechen.
»Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, mit Bildung zu protzen, Herr Doktor. In der Stadt läuft ein Mörder frei herum.«
Doch der Arzt lässt sich nicht beirren.
»Als Pathologe steht es mir nicht zu, mich zu einem Verbrecher zu äußern. Aber ich kann die Todesursache bestimmen, die benutzte Waffe, die Identität des Opfers und mehr oder weniger auch den Zeitpunkt, zu dem das Verbrechen begangen wurde.«
»Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen beiden Todesfällen? Gibt es eine Verbindung zwischen dem versuchten Mord an dem Filmverleiher und dem Mord an dem Filmschauspieler?«
»Ja. Beide haben beim Film gearbeitet.«
Er schmunzelt. Die anderen bleiben ernst, offenbar sind sie ziemlich humorlos.
»Die einzige Verbindung zwischen beiden Fällen besteht darin, dass Gifte verwendet wurden, die sehr schnell wirken. Die große Überraschung beim zweiten Mord ist die Verpackung der Blausäure. Im Umschlag gab es eine feine, vakuumversiegelte Plastikmembran, die aber beim Öffnen des Umschlags leicht zu zerreißen war.«
»Könnte dieser Umschlag hier hergestellt worden sein?«, fragt der vierte Mann; er hat einen starken ausländischen Akzent.
»Schon möglich. Aber es wäre sehr schwierig, denn das Verfahren ist sehr komplex, und derjenige, der den Umschlag präpariert hat, wusste genau, dass dieser dazu dienen würde, einen Mord zu begehen.«
»Mit anderen Worten, der Mörder hat den Umschlag nicht selber präpariert.«
»Ich bezweifle es. Höchstwahrscheinlich hat er eine Gruppe von Spezialisten damit beauftragt. Beim Curare könnte der Täter selbst die Nadel in das Gift getaucht haben, aber bei Blausäure sind besondere Methoden erforderlich.«
Savoy denkt an Marseille, an Korsika, an Sizilien, an die Länder in Osteuropa, an Terroristengruppen im Nahen Osten. Er verlässt kurz den Raum, ruft europol an, erklärt den Ernst der Lage. Er bittet um eine Liste aller Laboratorien, die solche Waffen herstellen können.
Er wird an jemanden weitergereicht, der sagt, ein ganz ähnliches Ansinnen sei gerade von einem der us -Geheimdienste gekommen. Was denn los sei?
»Nichts. Aber melden Sie sich bitte, sobald Sie eine Spur haben, ich brauche Ihre Antwort in spätestens zehn Minuten!«
»Unmöglich!«, sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Wir geben Ihnen die Antwort, sobald wir sie haben, nicht früher und nicht später. Wir müssen einen Antrag stellen, um –«
Savoy legt an dieser Stelle auf und kehrt zur Gruppe zurück.
Elende Bürokratie.
Es scheint bei allen, die für die öffentliche Sicherheit arbeiten, nicht ohne Bürokratie zu gehen. Niemand wagt einen Schritt zu tun, ohne sich zuvor bei seinen Vorgesetzten rückzuversichern. Männer, die eine
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