Der silberne Buddha
Smithy Street zu Fuß zurückgelegt.
„Dort drüben, das ist Nummer 12!“ sagte Clifton zu Case, der daraufhin die Nase rümpfte. „Nicht gerade das vornehmste Haus.“
Sie standen hinter einem Montagewagen der Telefongesellschaft und sahen zu dem vierstöckigen Haus hinüber.
Für Perry Clifton wies es eine seltsame Ähnlichkeit mit jenem auf, in dem Penny Nichols exotische Vögel züchtete.
„Sie bleiben hier stehen und rühren sich nicht vom Fleck!“
„Und Sie?“
„Ich gehe hinüber und sehe nach, in welcher Etage unser Mann wohnt.“
„Und wenn er plötzlich auftaucht?“ Case’ Stimme hörte sich belegt an. So, wie er dreinschaute, hätte er sich wohl am liebsten in den Montagewagen zurückgezogen.
„Dann würden Sie ihn sehen und der Fall wäre erledigt!“ gab Clifton zur Antwort. Und er fügte hinzu: „Mich kennt er ja nicht!“
„Und wenn Sie sich da irren?“
Auch darüber hatte Perry schon nachgedacht. In diesem Fall... nun ja, man würde sehen. Er ließ Case stehen und überquerte die Straße. Ku Longs Wohnung befand sich im ersten Stock. Der Klingelknopf neben dem Schild übte eine magnetische Anziehungskraft aus, doch Perry Clifton überwand sich. Über einen kleinen Umweg kehrte er zu Case zurück.
„Nun?“
„Er wohnt im ersten Stock...“
„Und wie wollen Sie ihn dazu bringen, mir sein Gesicht zu zeigen?“
Perry Clifton deutete auf zwei Jungen, die keine fünfzig Meter entfernt neben einer Telefonzelle mit Kugeln spielten. Sie mochten etwa neun bis zehn Jahre alt sein.
„Wir werden mit den beiden dort ein Geschäft machen!“
„Das sind doch Ki... Kinder!“ stotterte Case.
„Na und? Haben Sie mit Kindern noch nie Geschäfte gemacht?“
„Ich kann mich nicht erinnern!“ Albert Case schüttelte ein wenig pikiert den Kopf.
Perry Clifton wollte sich gerade in Marsch setzen, als er, wie vom Blitz getroffen, mitten in der Bewegung erstarrte. „Was ist?“ Clifton packte Case am Arm und zischte ihm zu: „Bleiben Sie stehen... Er muß einen sechsten Sinn haben!“
„Wer??“
„Sehen Sie den verrosteten und doch saubergewaschenen Austin?“
„Ja, was ist mit ihm?“
„In ihm sitzt unser Verfolger von eben...“ Und plötzlich atmete Clifton ganz tief durch. „Nein, es ist kein sechster Sinn... Er hat nur die Suche nach uns aufgegeben.“
„Aber... aber das ist ja ein Chinese“, flüsterte Albert Case.
Clifton nickte. „Ein Chinese, der entweder Ku Long besucht oder selbst bei diesem wohnt. Wenn das stimmt, dann ist sein Name Si Mong Lu. Er scheint es ziemlich eilig zu haben.“
Sie sahen, wie der Fahrer des Austin im Haus verschwand.
„Was machen wir jetzt, Mister Clifton?“
„Viel Auswahl bleibt uns ja nicht: Wir werden warten. Ich nehme an, daß der Chinese bald wieder erscheint. Das weitere läuft dann wie geplant ab.“
Der Großstadtverkehr pulsierte mit der ihm eigenen Hektik um die beiden Männer herum, ohne daß sie ihn wahrnahmen. Während Perry Clifton nervös und voller Spannung auf das Wiederauftauchen des kleinen Chinesen wartete, sah man Albert Case an, daß er sich weit weg wünschte. Zum Beispiel zwischen die weniger aufregenden Wände des Hartford-Hauses...
Die Minuten vergingen.
Eine Frau mit vollgepacktem Einkaufskorb verschwand im Haus, ein Mann mit einem Whippet an der Leine verließ es. Gleich darauf erschien der Briefträger, doch dann war es soweit: Ein breitschultriger, stämmiger Asiat in einem maßgeschneiderten Seidenanzug trat aus der Haustür. Ihm auf dem Fuße folgte der kleine Chinese, der gestikulierend unentwegt etwas zu beteuern schien.
„Das ist er, das ist der falsche Inspektor Han Moon, Mister Clifton!“ zischelte Albert Case in höchster Erregung. „O Gott, was machen wir jetzt?“
„Nichts!“
„Fahren wir nicht hinterher?“
„Haben Sie vergessen, wo unser Wagen steht, Mister Case?“
„Da... da, sehen Sie nur!“ rief Albert Case.
Der kleine Chinese und Ku Long (es stellte sich für Perry Clifton keine Sekunde lang die Frage, daß es sich bei dem Begleiter des Chinesen um letzteren handelte) gingen nicht auf den Austin, sondern auf einen schwarzen Ford zu. Diesmal setzte sich Ku Long ans Steuer. Als er den Wagen abrupt und scheinbar unbeherrscht aus der Parklücke steuerte, wäre es um ein Haar zu einer Karambolage mit einem anderen PKW gekommen.
„Tja, und nun wird’s wohl bald heiß...“murmelte Perry Clifton, und Case wollte wissen: „Hat das viel zu bedeuten, daß ich Mister Han
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