Der silberne Buddha
einen schweren 18-Tonner aufgeprallt.“
Perry Clifton fröstelte.
„Hätte der Fahrer des Transporters, ein gewisser Archie Reddox, nicht geistesgegenwärtig eine Vollbremsung vorgenommen, hätte Drake den Unfall wahrscheinlich trotz Sicherheitsgurt nicht überlebt. Der Beifahrer dieses Reddox, ein Fred Mulligan, liegt ebenfalls hier. Er ist mit dem Kopf durch die Scheibe. Hat eine schwere Gehirnerschütterung und eine Menge Schnittwunden.“
„Haben Sie eine Vorstellung, wohin Drake wollte?“
„Ich vermute, daß er auf der Flucht war...“
„Sollte Penny Nichols Gordon Drake gewarnt haben?“ überlegte Clifton, doch dann verwarf er diese Möglichkeit wieder.
„Ohne seine Unvorsichtigkeit“, fuhr O’Kelly fort, „wären Drake, trotz einiger Seltsamkeiten, die Detektive erspart geblieben. Das ganze wäre als bedauerlicher Unfall eines Mister Malcolm Shorting in die Statistik der Verkehrspolizei und der Versicherung eingegangen. Der Fehler war, daß man auf der Suche nach der Identität des Verletzten auf zwei Pässe stieß. Einer lautete auf Gordon Drake und war echt, der zweite auf Malcolm Shorting.“
„Gefälscht!“ sagte Clifton.
„Ja, aber meisterhaft!“
„Und was hat es mit den Seltsamkeiten auf sich?“
„Durch die Wucht des Aufpralls ging Drakes Jacke kaputt, und ein Detektivsergeant namens Alfield stieß auf echtes britisches Papiergeld. Und zwar versteckt unter dem Futter der Schulterpartie. Alfield entwickelte daraufhin enormen Eifer und bearbeitete mit einer Rasierklinge die Nähte der übrigen 19 Luxusanzüge. Dabei fand er in jeder Schulterpartie weitere tausend Pfund. Insgesamt wurden also zwanzigtausend Pfund bei Drake sichergestellt.“
„Wofür man ihn jedoch nicht bestrafen kann!“
„Sie haben recht. Anklagen wird man ihn zunächst nur wegen Besitzes eines gefälschten Passes.“
„Kennt man eigentlich schon die Ursache des Unfalls?“
Der Inspektor bejahte. „Der rechte vordere Reifen war geplatzt...“ Er blieb vor einem dunkelgrünen Fiat stehen. „Mein Wagen“, sagte er. „Wenn Sie sich meinen Fahrkünsten anvertrauen wollen. Es wird wohl Zeit, daß wir uns auf den Weg zu unserem Beobachtungsposten machen...“ 0 Uhr 50. Seit genau fünfzig Minuten gehörte der Donnerstag der Vergangenheit an.
Vor einer Viertelstunde hatten die beiden Männer im Schatten einer Garageneinfahrt Aufstellung genommen. Es war ein idealer Platz, um das schräg gegenüberliegende Haus beobachten zu können. Die letzten Lichter darin waren kurz nach ihrer Ankunft verloschen.
Da es sich um keine Hauptstraße handelte, verebbte der Verkehr mit fortschreitender Zeit. Schon mehrmals hatte O’Kelly schnuppernd die Nase gehoben. Jetzt fragte er flüsternd: „Riechen Sie nichts?“
„Doch, es duftet nach Flieder. Irgendwo in der Nähe muß es einen ausgewachsenen Fliederstrauch geben!“
Vorn an der Kreuzung überquerten zwei ältere Ladys die Fahrbahn. Aus einem weit entfernten, offenstehenden Fenster drang das helle Gekläff eines zweifellos kleinen Hundes zu ihnen. Es ging über in einen heftigen Quietschlaut, dann war wieder Ruhe.
„Entweder hat ihn jetzt sein Frauchen gebissen oder ihm auf den Schwanz getreten“, meinte O’Kelly.
„Es war ein Zwergpinscher!“ behauptete Clifton.
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Ich weiß es nicht, ich behaupte es nur...“
„Das ist natürlich etwas anderes.“ Der Inspektor lachte leise, dann seufzte er und sagte: „Da stehe ich hier, lache und warte darauf, daß was Verbotenes geschieht. Und wenn es geschieht, bleibe ich stehen und sehe zu. Wenn das der Commissioner erfährt, streicht er mich fünf Jahre lang von der Beförderungsliste und versetzt mich außerdem noch zum Streifendienst!“
„Das kann er gar nicht. Wo sollte er einen solchen grandiosen Ersatz herkriegen?“
„Sie überschätzen mich“, wehrte O’Kelly bescheiden ab, doch Perry Clifton widersprach: „Daß Sie ein Könner auf dem Gebiet der Kriminalistik sind, das ahne ich. Was ich jedoch schon weiß, ist, daß Ihre psydiologischen Fähigkeiten überdurchschnittlich sind.“
„Ach, und wobei glaubten Sie das feststellen zu können?“
„Bevor Sie mich im Peking anriefen, zweifelten Sie doch keine Sekunde daran, daß ich Ihrer Einladung per Streifenwagen folgen würde.“
„Keine Sekunde!“ gab O’Kelly zu, und dann drückten sich beide wie auf Kommando noch weiter in den Schatten der Garageneinfahrt, während ihre Augen auf den sich langsam
Weitere Kostenlose Bücher