Der silberne Buddha
Beinen auf Cliftons Couch, das Telefonbuch zwischen den Knien, den Apparat daneben und wählte bereits die elfte Nummer.
„Zoohaus Bambeth!“ röhrte eine kellertiefe Stimme durch den Draht.
„Hier spricht Dicki Miller. Ich suche meinen Onkel Penny. Er wollte einiges bei Ihnen einkaufen. Ist er zufällig noch da?“ leierte Dicki sein Sprüchlein herunter.
„Tut mir leid, hier ist die Buchhaltung. Ich verbinde mit dem Laden!“
Es knackte zweimal, anschließend summte es und dann meldete sich eine Frauenstimme.
„Zoohaus Bambeth!“
„Hier spricht Dicki Miller. Ich suche meinen Onkel Penny. Er wollte einiges bei Ihnen einkaufen. Ist er zufällig noch da?“
„Onkel Penny? Wie heißt denn dieser Onkel Penny weiter?“
Es war zum ersten Mal, daß jemand so auf seine Frage reagierte. Bisher hatten alle übereinstimmend gesagt, daß ihnen niemand mit einem solchen Namen bekannt sei.
„Ja, wissen Sie, es ist ja nicht mein richtiger Onkel. Ich kenne ihn nur als Onkel Penny. Er hat ein ganz runzeliges Gesicht und ist alt. Und er hat viele exotische Vögel.“ Die Frau am anderen Ende der Leitung kicherte leise: „So ein Onkel ist bei uns nicht bekannt. Tut mir leid, Miß!“ Die Verbindung riß ab, und Dicki knallte wütend den Hörer auf die Gabel, nahm ihn jedoch noch einmal hoch und schmetterte ein „Ziege!!“ in die Muschel. Hatte er sich nicht klar und deutlich mit Dicki Miller gemeldet? Wie kam sie dazu, ihn mit „Miß“ anzureden. Der Strich, mit dem Dicki das Zoohaus Bambeth im Telefonbuch auslöschte, war doppelt so dick wie die anderen Striche.
„Zoo-Christie“ hieß der nächste Teilnehmer. Hier schien das Telefon direkt neben einer Papageienvoliere zu stehen, denn Dicki mußte fast jedes Wort wiederholen.
„Tut mir leid, einen solchen Mann kenne ich nicht!“ sagte „Zoo-Christie“, bei dem es sich um einen Ein-Mann-Betrieb zu handeln schien. Auf jeden Fall erhielt er den zwölften Strich.
Dicki Miller beschloß, eine kleine Pause einzulegen und seine Nase erst einmal gründlich in den Krug mit Kakoffee 4 zu stecken, den Perry Clifton ihm im Kühlschrank hinterlassen hatte.
Um 15 Uhr 20 verließen Julie Young und Perry Clifton die Kathedrale. Julie fröstelte. Die empfindliche Kühle im Inneren der eindrucksvollen Kirche hatte sie eingenommen. Als sie in den Wagen stieg, mußte sie niesen.
„Es wäre ungerecht!“ meinte sie danach.
„Was wäre ungerecht?“ wollte Perry Clifton wissen.
„Wenn mir der liebe Gott ausgerechnet jetzt einen Schnupfen zuteil werden ließe!“
„Na hör mal, Julie...“ Perry lachte. „Du verlangst doch nicht etwa wegen eines Kirchenbesuchs besondere Vorrechte.“
„Ich fände es ungerecht!“ Julie blieb störrisch und machte erneut „Hatsch!!i!“
Plötzlich begann sie zu kichern.
„Was gibt’s?“
„Ich sehe im Geist Mister Hollburn vor mir. Wenn der mich niesen hört, verläßt er auf der Stelle das Geschäft. Er hat eine panische Angst vor Krankheiten.“
„Und was ist, wenn ein zahlungskräftiger, aber schnupfen-kranker Kunde auftaucht?“
„Dann muß entweder Miß Penelope oder ich bedienen.“
Sie unterhielten sich noch eine Weile über Hollburns Angst vor Krankheiten, bis Perry Clifton fast übergangslos wieder in dumpfes Nachdenken versank.
„Hier spricht Dicki Miller. Ich suche Onkel Penny. Er wollte einiges bei Ihnen einkaufen. Ist er zufällig noch da?“
Dickis Telefonpartner hatte wohl die Hand über die Sprechmuschel gelegt, denn er hörte nur noch unverständliche Brumm- und Blubberlaute. Nach einer Weile — der Mann im Zoogeschäft schien mehrere Personen befragt zu haben — meldete er sich wieder. „He, bist du noch da?“
„Ja, Sir!“
„Hier kennt niemand einen Onkel Penny!“
„Vielen Dank, Sir!“
Dicki legte auf und machte seufzend seinen 24. Strich.
„Ollerton“, murmelte er und begann die Nummer in Hammersmith zu wählen.
„Zoohandlung Ollerton, einen Augenblick bitte!“
Dicki hörte zuerst Teile einer Unterhaltung, dann das typische Klingeln einer Registrierkasse und schließlich die Stimme von eben. „Bitte, Sie wünschen?“
„Hier spricht Dicki Miller. Ich suche einen alten Mann, der mit Vornamen Penny heißt und exotische Vögel hält. Kennen Sie zufällig einen solchen Mann?“
„Er soll mit Vornamen Penny heißen?“
„Ja! Er hat ein sehr faltiges Gesicht.“
„Und er züchtet exotische Vögel?“
„Ja!“
„Nein. So ein Gentleman ist mir unbekannt!“
Das winzige
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