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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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„Wenn das so einfach wäre, Dicki, brauchten wir unseren Kopf nicht mehr anzustrengen. So, wie es im Augenblick aussieht, hat er selbst mit dem Diebstahl nichts zu tun. Wir können heute abend darüber sprechen. Hat sonst jemand angerufen?“
    „Nein, Mister Clifton.“
    „Also dann bis später. Wenn du keine Lust mehr zum Telefonieren hast, erledige ich den Rest morgen vom Büro aus.“
    Dicki tat beleidigt. „Wieso keine Lust? Wenn ich einen Fall beginne, dann will ich auch wissen, wie er endet!“
    „Das könnte direkt von mir sein!“ sagte Perry Clifton, und Dicki hatte den Eindruck, als verzöge er dabei den Mund zu einem breiten Grinsen. Es knackte in der Leitung, und Dicki Miller war wieder mit sich und seiner Aufgabe allein. Noch ein Weilchen dachte er darüber nach, wie Mister Clifton wohl darauf kommen konnte, daß er keine Lust mehr habe. Dann begannen seine Augen nach dem nächsten Namen unter dem letzten Strich zu suchen. „Vogelhaus Taggerty“ hieß es da. Und mit „Vogelhaus Taggerty!“ meldete sich auch eine Stimme, bei der allerdings nicht genau auszumachen war, ob sie zu einem Mann oder zu einer Frau gehörte.
    „Hier spricht Dicki Miller. Ich suche einen alten Mann, wir nennen ihn Onkel Penny. Er züchtet exotische Vögel. Er hat ein ganz faltiges Gesicht. Kennen Sie einen solchen Mann?“
    Keine Pause, kein Nachdenken. „Du meinst sicher Mister Penny Nichols, was?“ sagte die Stimme.
    Dicki war von der überraschenden Antwort so überwältigt, daß er verzweifelt nach den richtigen Worten suchte. „Penny Nichols“ hatte die Stimme gesagt. Und: „Hallo, hat es dir die Sprache verschlagen?“ fragte die Stimme jetzt. Dicki Miller versuchte seiner Aufregung Herr zu werden. Er schluckte den „Freudenschreckkloß“ (Erfindung seines Großvaters) hinunter und mühte sich um eine halbwegs ruhige Stimme.
    „Ja, so könnte er heißen! War Mister Nichols heute schon bei Ihnen?“
    „Ganz recht, das war er. Vielleicht vor zwei Stunden. Können wir ihm etwas ausrichten, er kommt in dieser Woche bestimmt noch einmal her.“
    „Wirklich?“ fragte Dicki atemlos.
    „Wirklich! Er hat ein Spezialfutter bestellt, was wir nicht auf Lager haben.“
    „Oh, sicher für die chinesische Turteltaube!“ entfuhr es Dicki, und er hätte sich am liebsten selbst dafür geohrfeigt. Doch ahnungslos und völlig unbefangen erwiderte die Stimme von Taggerty: „Stimmt genau. Ich sehe, du bist gut informiert. Wie ist es nun, sollen wir Mister Nichols etwas ausrichten, oder willst du ihn selbst auf suchen?“
    Und nun machte Dicki seinen zweiten Fehler. „Ja“, rief er ins Telefon, „ich werde selbst bei ihm vorbeigehen! Vielen Dank!“ Es gab ein schepperndes Geräusch, als der Hörer auf die Gabel knallte. Fast gleichzeitig durchfuhr es ihn siedendheiß. „Ich bin ein Esel!“ flüsterte er, betäubt von dem Ungeschick, das ihm widerfahren war. „Ich werde nie ein richtiger Detektiv!“ Am liebsten hätte er über seinen Fehler geheult, so ärgerte er sich. Sollte er noch einmal bei Taggerty anrufen? Nein, es würde auffallen... Es würde sie stutzig machen. Aber hatte er sich nicht schon verdächtig gemacht? Wie konnte er sagen, daß er Mister Nichols selbst besuchen ging, wenn er doch vorher zugab, seinen Namen nicht zu kennen.
    Ohne Name aber keine Adresse...
    „Fehler zu machen ist kein Vorrecht der Dummen!“ würde ihn jetzt Großvater trösten.
    Dicki beschloß, den Mißgriff einfach aus seinem Gedächtnis zu löschen. Er wollte sich über die Tatsache freuen, daß es ihm gelungen war, den alten Vogelfreund Penny zu identifizieren.
    Vielleicht war er doch kein so schlechter Detektiv, wie er im ersten Schreck angenommen hatte. Und war der Einfall mit der Turteltaube nicht trotzdem eine Anerkennung wert? Wußten sie jetzt nicht genau, daß dieser Mister Nichols ein ausgemachter Halunke war?
    Mitten in diese Überlegungen hinein klingelte das Telefon zum zweiten Mal. Für Dicki gab es keinen Zweifel, daß der Anrufer Perry Clifton hieß. Er nahm den Hörer ab, drückte die Brust stolz durch und rief: „Hallo! Hier meldet sich der große Dicki Miller!“
    Stille. Nur ein bißchen Atmosphäre in der Leitung.
    Dicki wurde von einem unguten Gefühl beschlichen.
    „Wer ist denn dort?“ Eine vornehme, konsterniert klingende Stimme, die mit erhobener Nase Oxford-Englisch sprach.
    „Hier bei Clifton!“ meldete sich Dicki noch einmal, diesmal allerdings kleinlaut. Dabei überlegte er krampfhaft, wem

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