Der silberne Buddha
Schwager zu. Albert Case’ Blicke hingen unverwandt an Clifton, und man sah es ihm an, wie es in seinem Kopf arbeitete, wie er nach einem Namen suchte.
„Clifton, Mister Case, ist mein Name!“ half ihm dieser.
„Ich darf mich zurückziehen!“ sagte der Gärtner, und Perry Clifton nickte ihm zu. „Vielen Dank, Mister Irongate!“
Albert Case hatte die Zeitung weggelegt und sich erhoben. Verständnislos sah er Clifton an.
„Darf ich mich setzen?“ fragte Clifton.
„Bitte... Bitte, nehmen Sie Platz!“ Case ließ sich ebenfalls wieder auf seinem Stuhl nieder. Seine Verwirrung war so groß, daß er sich dabei um ein Haar danebengesetzt hätte.
„Sie wundern sich, mich hier zu sehen!“ stellte Perry Clifton fest. Case nickte stumm. „Ich habe Ihnen Grüße von Ihrer Frau und Sir Ernest zu überbringen.“
„Was... was haben Sie mit Sir... Sir Ernest zu tun?“ stotterte Case mit großen Augen.
„Ich arbeite für Sir Ernest — im Augenblick. Mister Case, warum sind Sie plötzlich untergetaucht? Was hat Ihr spurloses Verschwinden zu bedeuten? Sie haben Ihrer Frau damit einen ordentlichen Schrecken eingejagt!“
Case saß da, als habe er einen Schlag erhalten. Endlich löste sich seine Verkrampfung, und verwundert stieß er hervor: „Ich denke, Sie arbeiten für Sir Ernest. Dann muß er es Ihnen doch gesagt haben. Und Jenny...“ — er ruderte hilflos mit den Armen. „Scotland Yard wollte sie doch informieren.“
Diesmal war die Reihe an Perry Clifton, die Augen aufzureißen. „Ich verstehe kein Wort, Mister Case. Was hat Sir Ernest mit Ihrem Verschwinden zu tun? Und was Scotland Yard mit Ihrer Frau?“
„Aber Sir Ernest hat mir doch selbst hundert Pfund Reisegeld durch den Inspektor geschickt.“
Eine Weile war es ganz still im Zimmer. Während Case seinen Besucher nicht aus den Augen ließ, kämpfte dieser gegen einen ungeheuerlichen Verdacht. Entweder handelte es sich hier um einen Irrtum, oder...
Case beugte sich plötzlich vor. Seine Augen glänzten fiebrig, als er fast drohend fragte: „Sagen Sie, Mister Clifton, hat es der Inspektor versäumt oder vergessen, meine Frau zu informieren?“
Perry Clifton schüttelte den Kopf: „Ihre Frau wurde von niemandem informiert!“
„Aber das ist ja entsetzlich“, flüsterte Case heiser. Perry Clifton riß sich zusammen. Er durfte sich jetzt nicht in waghalsigen Vermutungen oder Mutmaßungen verlieren.
„Hören Sie, Mister Case, ich glaube, es ist besser, wenn wir systematisch vorgehen. Sie scheinen manches nicht zu wissen, was uns bekannt ist, und wir haben keine Ahnung, warum Sie verschwunden sind. Bitte, klären Sie mich auf!“
Case sah den Detektiv ungläubig an. „Sir Ernest weiß wirklich nichts von der Sache?“ fragte er.
„Er weiß nur, daß Sie am Montag aus ihm unbekannten Gründen nicht zum Dienst erschienen sind.“
Albert Case sprang auf. Erregt ging er mehrere Male im Zimmer auf und ab. Dann ließ er sich auf seinen Stuhl fallen.
„Es war am Sonnabend“, begann er. „Ich hatte gerade die Kästen mit meinen Ersttagsbriefen ins Wohnzimmer geholt, als dieser Inspektor von Scotland Yard auftauchte.“
„Erinnern Sie sich noch an seinen Namen?“
Case nickte. „Er hieß Han Moon. Abteilung Fernost. Er berichtete mir...“
Perry Clifton unterbrach Albert Case nicht mehr. Aufmerksam lauschte er dessen unglaublicher Geschichte. Einer Geschichte, die so unglaublich war, daß man sie gar nicht erfinden konnte. Und er war weit davon entfernt, Case für leichtgläubig oder gar naiv zu halten . Da waren schon ganz andere Leute auf Phantasiegeschichten, die den Beginn einer Gaunerei bildeten, hereingefallen. Für ihn stellte sich im Augenblick eine ganz andere Frage: Warum hatte man Albert Case aus der Stadt haben wollen.
„Das ist alles, Mister Clifton!“ sagte dieser jetzt. „Wie haben Sie mich überhaupt hier gefunden?“
„Das haben Sie Ihrem Einfall zu verdanken, Ihrer Frau einen Strauß Rosen zu schicken. Das Blumengeschäft lag in unmittelbarer Nähe der A 30. Bevor ich Ihnen nun meinen Teil erzähle, Mister Case, gehen Sie zum Telefon und rufen Sie Ihre Frau im Viktoria-Hospital an. Verlangen Sie von der Stationsschwester, daß sie den Apparat ins Zimmer Ihrer Frau umsteckt. Und der sagen Sie, daß Sie sich heute mittag auf den Weg nach London machen und daß alles in Ordnung ist!“
Albert Case hatte sich erhoben. „Aber werde ich keine Schwierigkeiten haben, Mister Clifton?“ erkundigte er sich
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