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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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Deutschland. Es gab auch einige Tochterunternehmen vor allem in Asien. Die größeren Studien im Ausland wurden jedoch von selbständigen Tochtergesellschaften betreut. Das Sinex-Milieumodell war von mehreren hundert Unternehmen lizensiert worden und bedeutete eine beständig sprudelnde Einnahmequelle. Dieser Reichtum begründete den unaufhaltsamen Aufstieg und die aktuelle Macht des Konzerns.
    Zunächst versuchte ich es mit dem Nachnamen, dann mit dem Vornamen. Ich änderte die Schreibweise, ließ zahlreiche Varianten über die interne Suche laufen, ohne einen Hinweis auf einen Bogdan Draganski zu finden.
    Ich wollte schon aufgeben, als mir noch etwas einfiel. Unter dem Stichwort Sicherheit fand ich einiges über die unternehmensinterne Sicherheitsphilosophie, doch das interessierte mich im Moment nicht. Was ich brauchte, waren Personen, Namen, Fotos. Tatsächlich stieß ich auf ein Porträt des aktuellen Leiters der Abteilung Innere Sicherheit. In einem kurzen Videoclip stellte sich ein mir vollkommen unbekannter Mann vor. Er hieß Walter Klose, war vierzig Jahre alt und bekleidete diese Position seit fast sechs Jahren.
    Als nächstes stellte ich eine Videoverbindung zur Heidelberger Polizei her. Hauptkommissar Bartels war nicht zu sprechen, und so erkundigte ich mich bei seinem Stellvertreter nach dem Stand der Ermittlungen im Fall des vermissten Bogdan Draganski. Nach eine längeren Suche teilte mir der junge Mann mit, im System sei eine solche Vermisstenanzeige nicht verzeichnet. Sollte ich eine Person dieses Namens tatsächlich vermissen, müsste ich in Heidelberg vorstellig werden, um sie aufnehmen zu lassen. Ohne ein weiteres Wort beendete ich die Verbindung.
    Dann wählte ich eine interne Nummer. Das sich drehende Sinex-Logo hatte sich kaum aufgebaut, als es schlagartig Stefan Kurz’ pausbäckigem Gesicht Platz machte. Intern kommunizierten wir schon seit Jahren über TriVid-Technik, und so schienen Stefans gerötete Wangen sich mir aus dem Bildschirm entgegen zu wölben.
    »Hallo Marc, was kann ich für Sie tun?« Wie immer, wenn er videofonierte, schien er gleichzeitig auch die Kontrollbildschirme des Simulators im Auge zu behalten, was seinem Blick etwas Unstetes verlieh. Ein Uneingeweihter hätte ihm vielleicht mangelnde Konzentration unterstellt. Doch ich wusste, dass Kurz stets alles unter Kontrolle hatte.
    »Können Sie mir sagen, wie der Chef unseres Sicherheitsdiensts heißt?« Ich bemühte mich um einen möglichst neutralen Tonfall.
    »Walter Klose, warum?«
    »Sagt Ihnen der Name Bogdan Draganski etwas?« fuhr ich ungerührt fort.
    Er dachte eine Weile nach. »Nein, ich glaube nicht. Oder meinen Sie den Fußballer? Sagten Sie Damianski?«
    »Nein, Draganski.«
    »Tut mir Leid, Marc, aber ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen.«
    »Können Sie mir einen Gefallen tun und nachsehen, ob wir einen Bogdan Draganski im System haben, ich meine, im Simulator?« Im Stillen betete ich, es gäbe tatsächlich eine solche Reaktionseinheit.
    »Hm. Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Ich kenne ja alle unsere Leutchen«, er drehte sich zum Display und nahm einige Einstellungen vor. »Aber man weiß ja nie, vielleicht hat sich Blinzle einen Spaß...« Er brach ab. »Oder sonst jemand.«
    Ich wartete ungeduldig auf das Ergebnis seiner Nachforschungen. Währenddessen plapperte Kurz weiter vor sich. »Mal sehen, mal sehen... Nein, wie ich es mir gedacht habe. Es gibt keine RE mit einem solchen Namen.«
    »Und unter den gelöschten Einheiten?« Manchmal wurden Einheiten aus dem System genommen. Das kam zwar nicht oft vor, aber manch eine Synchronisierung war ohne ein gewisses Maß an Reorganisation gar nicht möglich.
    »Tut mir Leid, Chef, auch da ist nichts dabei.«
    »Danke, Stefan. Sie haben mir sehr geholfen.« Ich legte eine Hand auf das Interface, und der Schirm erlosch. Lange starrte ich auf mein eigenes Gesicht, das sich im dunklen Monitor spiegelte und mich seinerseits anzustarren schien.
    Ich weiß nicht, wie lange ich so dasaß, ob Sekunden oder Minuten und ob ich noch länger so dagesessen hätte, wenn nicht ein anderer interner Ruf mich aus meiner Lähmung gerissen hätte. Am roten Vorrangzeichen erkannte ich, dass es Kowalski war, und so schaute ich wieder halbwegs gefasst in die Kameras, als schließlich der Schirm aufleuchtete.
    »Mein lieber Marc, wie schön, dass Sie da sind!« Wenn er mit Mein lieber Marc anfing, führte er etwas im Schilde. Ich beschloss, vorsichtig zu sein, und

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