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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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Hände und lächelte. »Wir werden ein schönes Resozialisierungsprogramm auflegen und sie einer sinnvolleren Beschäftigung zuführen. Als Frisöre vielleicht, Landschaftsgärtner...« Er kicherte. »Aber bis es soweit ist, sollen sie demonstrieren. Notfalls sorge ich höchstpersönlich dafür, dass es jeden Tag mehr werden.« Plötzlich wurde er ernst. »Schluss mit dem Quatsch, Lapierre. Mit Polizei meine ich die Heidelberger Kripo. Das wissen Sie besser als ich.«
    Tatsächlich war ich noch in der Nacht im Heidelberger Polizeipräsidium gewesen. Es lag unweit des Fernbahnhofs, und obwohl ich in der letzten S-Bahn saß, war ich noch ausgestiegen. Unzählige Male hatte ich hin und her überlegt. Auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen, musste ich etwas unternehmen. Das war ich Bogdan schuldig. Ich würde später mit einem Automatentaxi nach Hause fahren.
    Es hatte fast eine halbe Stunde gedauert, bis ein schlechtgelaunter Kommissar meine Aussage aufgenommen hatte.
    Schon nach den ersten Sätzen kam mir meine Geschichte selbst verworren vor, widersprüchlich, wie schlecht erfunden, und Hauptkommissar Bartels lehnte sich zurück. Nachdenklich, steckte er sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund.
    »Verschwunden…« Er lutschte lustlos darauf herum. »Ein Mann stirbt, ein anderer, der behauptet, es sei kein Unfall gewesen, verschwindet.« Er beugte sich vor, um mir die Schachtel mit den Lutschpastillen hinzuhalten. Einige Augenblicke verharrte er in dieser vornüber gebeugten Haltung und sah mir in die Augen. »Seltsam. Höchst seltsam.«
    Ich hob abwehrend die Hand. »Aber genauso war es!« Es klang trotzig, aber aus eben diesem Grund war ich zur Polizei gegangen. Aus diesem und noch einem weiteren Grund.
    Die Beklemmung, die dieses unwirkliche Erlebnis bei mir hinterlassen hatte, ließ sich nur mit einer Flucht nach vorne vertreiben. War tatsächlich geschehen, was ich gesehen hatte, dann war es meine Pflicht, zur Polizei zu gehen. Wäre ich nicht gegangen, dann hätte ich meinen eigenen Zweifeln nachgegeben, Zweifel, die mit der Zeit immer größer geworden wären.
    Erst hier, Angesicht zu Angesicht mit dem Kommissar, merkte ich, dass das nicht reichte. Die Nüchternheit, mit der er den Vorfall betrachtete, war wie ein Spiegel, in dem ich mich selbst sah, mich und meine armselige Geschichte, und ich sah auch meine eigenen Zweifel, die genährt durch die seinen, wieder überdeutlich hervortraten. Aber, verdammt, ich hatte Draganski doch gesehen!
     
    Von all dem erzählte ich Kowalski nichts. Aber schon die Kurzfassung meines Besuchs bei der Heidelberger Kripo genügte, um ihn erneut in Rage zu versetzen. Er fluchte, beschimpfte mich, schlug die Hände über dem Kopf zusammen, um dann schließlich zu seinem Schreibtisch zu gehen.
    Er drehte den Monitor um und tippte so heftig auf den Bildschirm, dass dieser fast umfiel. »Hier, Sie Wahnsinniger, das ist seit einer halben Stunde auf RNZ-online. VERBRECHEN ODER PARTYGAG? Das vorgebliche Verschwinden eines Mitarbeiters des Heidelberger Marktforschungsinstituts Sinex gibt der Heidelberger Polizei Rätsel auf. Undsoweiter, undsoweiter… Und hier: Es besteht der Verdacht, der ganze ‚Vorfall’ sei inszeniert worden, um öffentliche Aufmerksamkeit für Kowalskis neueste Geschäftsidee zu wecken. Vorfall in Anführungszeichen! Die Polizei ermittelt. « Ruhiger geworden schüttelte er den Kopf. »Wollen Sie uns um jeden Preis lächerlich machen?«
    Ich stand unbeweglich und mit gesenktem Kopf da. Für einen Augenblick hoffte ich, etwas könnte mich unsichtbar machen, mich genauso verschwinden lassen wie am Abend zuvor Bogdan. Doch Kowalski kam zurück und bohrte mir seinen ausgestreckten Finger in die Brust. »In einer halben Stunde ist die Polizei da. Und, ich warne Sie, ein falsches Wort, und Sie sind gefeuert!«
     
    Hauptkommissar Bartels war in Begleitung einer jungen Kommissarsanwärterin erschienen, die sich ungeniert in Kowalskis Büro umschaute und von dessen Großzügigkeit beeindruckt schien. Bartels Laune hatte sich seit der Nacht nicht wesentlich gebessert. Vermutlich hatte er wenig geschlafen, aber ich bezweifelte, dass es mit den Vorfällen auf Kowalskis Party zusammenhing.
    Er hatte am Vormittag bereits herumvideofoniert, und die wichtigste Erkenntnis, die er uns unmittelbar nach seiner Ankunft ungefragt weiterreichte, ließ sich mit wenigen Worten zusammenfassen: Niemand hatte Bogdan Draganski auf Kowalskis Party gesehen.
    Niemand erinnerte sich,

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