Der Skorpion
links liegenließ, weil sie dort daran erinnert wurde, dass sie noch immer eine sinnliche sexy Frau mit gewissen Bedürfnissen war.
Im Augenblick jedoch, wie den größten Teil ihres Lebens, war sie Polizistin.
Schluss jetzt mit bösen Jungs, sie hatte in einem Mordfall zu ermitteln.
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2. Kapitel
O hne auf den schneidenden Wind zu achten, nahm Alvarez den Tatort in Augenschein, wo eine nackte Frau an einen einzeln stehenden Baum gebunden worden war. Äste raschelten, und Schnee wehte von den schwerbeladenen Zweigen.
Selena Alvarez hatte in ihrem ganzen Leben noch nie solche Kälte gefühlt. In Dienstjacke und –hose stand sie vor der erstarrten Leiche, und das Blut gefror ihr in den Adern vor Entsetzen.
Das Opfer sah aus, als wäre es asiatischer Herkunft. Glattes schwarzes Haar, jetzt mit einem Schneehäubchen bedeckt, vormals glatte Haut, jetzt von Blutergüssen und Schrammen verunstaltet, Blut, das den Schnee an der Wurzel des Baumes rot färbte. Der Schnee, vor nicht allzu langer Zeit von Stiefeln und nackten Füßen zertreten und dann wieder überfroren, bildete deshalb trotz des neuerlichen Schneefalls keine glatte weiße Decke mehr.
Die Kriminaltechniker hofften, von den verbliebenen Fußspuren Abdrücke nehmen zu können oder Beweismaterial in Form von Erde, Haaren, Fasern oder anderen Rückständen von der Kleidung oder den Stiefelsohlen des Täters zu finden.
Alvarez sah in dieser Hinsicht ziemlich schwarz, denn bisher war der Mörder entweder sehr penibel gewesen oder hatte einfach großes Glück gehabt.
Wie in den vorangegangenen Fällen befand sich auch hier ein Zettel am Tatort, über dem Kopf des Opfers an den Baum genagelt, und über ihrem Scheitel war ein Stern in die Rinde geritzt. Doch wieder schien die Position des Sterns leicht verschoben zu sein, entsprechend seiner Plazierung auf dem Blatt Papier.
Dieses Mal lautete die Botschaft:
M I T SK N
»Was soll das heißen?«, fragte Brewster, der zusammen mit Alvarez zum Tatort gefahren war.
»Weiß nicht.«
»Soll das eine Art Warnung oder Erklärung sein?«
Alvarez schüttelte den Kopf. »Er führt uns an der Nase herum. Offenbar sind M und I die Initialen des Opfers, aber es ist unklar, welcher Buchstabe für den Vor- und welcher für den Nachnamen steht.«
»Du meinst, wie zum Beispiel Magdalena Ingles oder Ida Mannington?«
»Ja«, bestätigte sie sarkastisch und ging mit etwas Abstand langsam um den Baum herum. »Wie Magdalena.« Die Kriminaltechniker und der Gerichtsmediziner untersuchten bereits die Leiche, versuchten, den Zeitpunkt des Todes und vielleicht die Todesursache zu bestimmen, und sahen sich in ihrer Umgebung nach eventuellen anderen Beweisstücken oder überraschenden Funden überhaupt um.
Was die Todesursache betraf, hätte Alvarez darauf gewettet, dass sie der der anderen Opfer entsprach: Erfrieren. Zwar wies die Leiche dieser Frau weit mehr Blutergüsse und Schnittwunden auf, doch Alvarez vermutete, dass das Endergebnis das gleiche sein würde. Vielleicht wurde der Mörder gewalttätiger, vielleicht erregte es ihn immer mehr, seine Opfer zuerst zu foltern. Oder diese zierliche Frau hatte sich heftiger gewehrt als die anderen, weil sie womöglich bei dem »Unfall«, als ihr Auto von der eisglatten Straße abkam, weniger Verletzungen erlitten hatte.
»Ein Fahrzeug wurde bisher nicht gefunden«, sagte Brewster, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
»Noch nicht.« Selena blickte zu ihm auf. »Nur noch eine Frage der Zeit.« Aus den Augenwinkeln sah sie eine Bewegung auf dem Weg, über den sie in diese Schlucht gelangt waren, dann tauchte dort ihre Partnerin Regan Pescoli in voller Lebensgröße auf und trug sich in die Anwesenheitsliste des Verkehrspolizisten ein, der als Erster am Tatort eingetroffen war.
Pescoli trug eine Sonnenbrille, obwohl es nicht sonderlich hell war und Wolken aufzogen, und die gleiche, wenig schmeichelhafte wetterfeste Kleidung wie die übrigen Detectives und Polizisten am Tatort.
»Da haben wir also die Nächste«, sagte Regan, bei Alvarez und Brewster angekommen. Ihr Gesicht war gerötet, das rote Haar lockte sich wild unter ihrer Strumpfmütze hervor, und der Geruch von Zigarettenrauch hüllte sie ein wie ein Leichentuch.
Alvarez zweifelte keine Sekunde daran, dass Pescoli am Vorabend einen draufgemacht, sich wieder einmal auf irgendeinen Loser eingelassen hatte, aber sie sagte nichts dazu. Solange die Freizeitbeschäftigungen ihrer Partnerin sie nicht in der Ausübung ihres
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