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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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entdeckt...”
    “Ja, ja. Und Steve Marriott hat mit ihm ‘ne Platte produziert.”
    “Als niemand mehr etwas von Gene Vincent wissen wollte, besorgte er ihm in Frankreich Konzerte.”
    “Für Typen wie dich gibt es jetzt Britpop. Blur müsste dir gefallen. Oder Oasis. Die klingen fast wie die Kinks oder...”
    “Die Britpopbands sollte man wegen Urheberrechtsverletzung in den Knast bringen. Alle Riffs geklaut, die Breaks mies kopiert. Nur durch neue Studiotechnik...”
    “Du bist echt der Hammer! Wenn es nach dir ginge, müsste jeder Musiker seit 1950 Tantiemen an den Erfinder des 12-Bar-Blues überweisen. Nostalgie ist die Dementia senilis der Seele. Ihr Oldie-Typen seid schon so Experten. Überweist du eigentlich deinem Installateur jedes Mal Tantiemen, wenn du die Klospühlung drückst?”
    Gill bekam eine Tasse Kaffee hingestellt. Wolfram nutzte die Gelegenheit um sein zweites Stück Torte zu bestellen. “Was willst du, Gill? Sehnsucht nach mir hat dich nicht her getrieben. Oder bist du jetzt Musikkritiker?”
    “Erzähl mir was über Harry Brenner.”
    “Über Harry? Ach, du Scheiße! Was hat er jetzt wieder angestellt?”
    “Er ist ermordet worden. Gestern.”
    “Scheiße! Aber wundern tut’s mich nicht. Harry hat immer hohe Bälle gespielt. Wieso interessiert dich sein...”
    “Erzähle einfach. Ich übernehme deine Torten. Von mir aus kannst du dir noch fünf Stücke reinhauen.”
    “Wie großzügig. Aber du warst öfter als ich mit ihm zusammen.”
    “Nur so wie du und ich. Poker. Gelegentlich ‘n Bier im alten Treppchen. Ab und zu habe ich ihm einen Auftrag gegeben. Wir haben nie über uns geredet.”
    “Ich war mit Harry in einer Klasse. Seine Mutter war im Wittener Stadtrat. Sein Vater war ‘n Säufer. Irgendwann haben sich die Alten scheiden lassen. Harry hing dann mit ‘ner Kifferclique rum. Dealte ‘n bisschen und wurde erwischt. Hat auch mal mit geklauten Autos rumgemacht und wurde wieder erwischt. Waren aber Jugendstrafen. Dann hat er ‘n paar Läden gehabt. Einen mit mir zusammen. Ich habe ihn ausbezahlt, als es nicht mehr ging. Dann ‘ne Boutique, ‘ne Kneipe und noch irgendwas. Aber er war zu faul. Hat lieber in der Kneipe gesessen und den Geschäftsmann gespielt, als den Laden hochzubringen. Er muss ‘n Haufen Schulden haben, allein schon von der Zockerei. Ich habe ihn länger nicht gesehen, aber in irgendwelchen halbgaren Geschäften steckte er wohl immer noch...”
    “Wer ist Monika?”
    “Ach, du lieber Himmel! Monika Dorn. Mit der war er mal zusammen. Ist aber auch schon länger her...”
    “Du sagst mir nicht alles.”
    Wolfram stöhnte und sah Gill direkt in die Augen. “Von mir aus. Ich hab ihm - muss mindestens zehn Jahre her sein - Monika ausgespannt. Harry ist durchgedreht. Ich wohnte mit der Schnalle damals in der Chauffeurswohnung von Dietels. Eines Morgens - die Wohnung ist im Parterre, und ich schlaf immer bei sperrangelweit offenen Fenster -, ich fang gerad an mit Monika ‘n bisschen rumzumachen, springt Harry mit ‘nem Messer durchs Fenster und macht Zirkus. Will mich umbringen, dann Monika, und zum Schluss sich selbst. Irgend so ‘ne Scheiße. Ich will ihm gerade eine drücken, da fängt er an zu heulen. Flennt rum, dass er ohne Monika nicht leben kann, dass sie ihm gehört und so. Es war echt das Letzte. Ich habe noch versucht mit ihm zu reden, wollte dann abhauen, damit die Beiden sich ausquatschen können. Aber Monika hat ihm eine reingehauen, ihm das Messer weggenommen und ihn rausgeschmissen. Die hat ihn beschimpft, wie ich’s noch nie von einer Frau gehört hab. Richtig bösartig. Mir läuft’s jetzt noch kalt runter. Ich bin nicht mehr lange mit ihr zusammengeblieben.”
    “Soso.”
    “Ich musste immer daran denken, wie sie sich verhalten wird, wenn es mit uns aus ist. Und so ‘ne erbärmliche Figur wie Harry wollte ich auf keinen Fall abgeben. Der ist monatelang hinter ihr hergehechelt, wie ein geiler Köter. Hat auch ‘ne Weile gedauert bis Harry sich mit mir wieder an einen Tisch gesetzt hat.”
    “Ich hab dich unterschätzt, Wolfram. Du hast ja Charakter.”
    “Nur solange es dem Geschäft nicht schadet. Sonst noch was?”
    “Erzähl mir von Monika.”
    “Muss ich jetzt auch noch in alten Wunden wühlen? Bestimmt nicht für ‘n Stück Kuchen.”
    “Tu es für Harry.”
    “Du glaubst... Monika hat was mit seiner Ermordung zu tun?”
    “Ich weiß nicht. Ich muss mir erst ein Bild machen.”
    Wolfram schaute aus dem Fenster.

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