Der Sodom Kontrakt
ganz beruhigend, dass es in unserer Wirtschaft noch etwas auszuspionieren gibt.”
“Wahrscheinlich interessiert Direktor Deutsch unsere Geheimlegierung für Gartenzwerge. Weißt du, was die Scheißkerle von der Firma gemacht haben? Sie haben in Langley vor der Zentralverwaltung ein Stück der Berliner Mauer aufgestellt. Damit wollen sie demonstrieren, dass sie, und nur sie allein, den Kalten Krieg gewonnen haben. Obwohl wir dank unserer Ex-Stasi-Agenten die besten Kontakte in den Osten haben, behandeln sie uns nach wie vor wie Zurückgebliebene. Das ist nicht mehr die große Firma von früher, drei Milliarden Etat, hin oder her. Ich bin zu spät geboren. Mit Leuten wie Landsdale, Maheu oder Howard Hunt hätte ich arbeiten sollen. Die haben noch was riskiert und sich nicht reinreden lassen. Maheu hat für die CIA mal einen Porno mit einem Schauspieler gedreht, der dem indonesischen Präsidenten Sukarno ähnlich sah. Die CIA wusste, dass Sukarno bei einem Moskaubesuch eine schöne Blondine kennengelernt hatte. Der KGB hatte sie ihm ins Bett gelegt. Später tauchte die Blondine in Djakarta auf. Mit dem Film wollten sie den Indonesiern beweisen, dass Sukarno mit den Russen ins Bett ging. Da sie kein echtes Material beschaffen konnten, fälschte Maheu es. Das waren noch Zeiten.”
“Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ihr mich ankotzt mit euren widerlichen Intrigen.”
“Wenn du es schon nicht für uns tun willst, tu es für euch. Und keine Sorge. Gill wird seiner gerechten Strafe nicht entgehen. Ihr könnt ihn doch nur in einen Knast stecken, in dem er Golf spielen lernt. Wir stopfen die Würmer mit ihm voll.”
“Du hasst den Mann.”
“Ja, ich hasse Gill. Ich hasse diese schreckliche Lässigkeit von unbesiegten Männern, die längst geschlagen sind.”
“Er muss doch was in der Hand haben, wenn ihr ihn bisher in Ruhe gelassen habt.”
“Wenn ich es nur wüsste. Aber uns Feldagenten sagt man nur das nötigste.”
“Wir stehen beide auf derselben Seite. Nicht zu fassen. Wie böse müssen da erst die anderen sein?”
“Sehr, sehr böse.”
HENGSTEYSEE. Mit Monika im Schlepptau kam Gill langsamer voran. Felsen und Laub waren glitschig, und sie mussten immer wieder an gefährlichen Steilhängen vorbeiklettern. Nur mühsam kamen sie tiefer. Der Spazierweg, der um den See herumführte, war noch mindestens drei Meter unter ihnen. Gill schaute sich oft nach Monika um. Sie hielt durch, obwohl er ihr die Anstrengung anmerkte. Für sie war es besser, wenn Wolken den Mond verdunkelten und sie das gefährlich abstürzende Gelände nicht sehen konnte. Einmal war sie auf dem nassen Laub abgerutscht und Gill hatte sie, sich mit einer Hand an einem Baumstumpf festhaltend, in letzter Sekund greifen können. Es war für sie längst zu spät, kehrtzumachen. Das Schlimmste lag nach Gills Einschätzung bereits hinter ihnen. Der Himmel riss auf und er sah im Mondschein einen Wildpfad, den ein ungeübtes Auge nie erkannt hätte. “Wir haben es geschafft. Ein Pfad. In ein paar Minuten sind wir unten.”
Gill hatte die Tasche auf der Rechten geschultert, mit der Linken zog er Monika hinter sich her. Der Pfad schlängelte sich komfortabel zwischen Felsen, Bäumen und anderen Hindernissen. Sie sprangen eine niedrige Mauer hinab und standen am Seeufer. Wind und Regen peitschten Wellen über die Uferbegrenzung. Monika bemühte sich zu Atem zu kommen. Gill schaute sich um. Ein paar schiefe Fichten standen im Halbkreis und boten Schutz gegen Wind und Regen. Er zerrte Monika zu den Bäumen. Sie sank auf den nassen Boden. Gill zog sie hoch und legte seine Tasche unter ihren Po. Als sie die harten Gegenstände durch das Nylon spürte, quiekte sie erschreckt. “Was ist denn in dem verdammten Sack?”
“Nur ein paar Werkzeuge, die ein Heimwerker immer mit sich führt.”
“Welch goldiger Humor. Und wie geht’s jetzt weiter?”
“Da hinten ist ein kleiner Campingplatz. In dieser Jahreszeit bestimmt nicht mehr bewohnt. Wir brechen in eine Hütte ein und wärmen uns erst mal auf. Sobald die ersten Busse fahren, suchen wir uns eine Haltestelle und fahren nach Witten.”
“Ins Trockene kommen wäre schön. Kalt ist mir nicht, dank Ihres komischen Pflasters.”
“Ich habe noch ein Mycoal Bodywarmer, der zwischen fünfzig und sechzig Grad abgibt. Aber das ist wohl eher was für die Arktis.”
“Woher haben Sie das Zeug?”
“Militärische Entwicklungen. Die Soldaten sollen es schön warm haben, wenn sie sterben.”
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