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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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Kaserne hochgehen lassen sollte. Aus Angst oder Unfähigkeit hatte Eric irgendwas falsch gemacht. Jedenfalls war er nicht weit genug entfernt gewesen, als die Bombe explodierte. Er war der einzige, der verletzt worden war. Ein Splitter hatte ihm die linke Hand abgerissen. Eric saß noch heute in Stammheim. Luisa, Alan, Eric... Es hatte eine Reihe ähnlicher Aktionen gegeben.
    Ohne dass es Wilcke bewusst gewesen war, hatte damals sein Ausverkauf begonnen. Heute war er nur noch eine Ruine, in der ein Alkoholsee schwappte. Es half, die Verantwortung zu tragen. Er hatte sich entschlossen diese Zivilisation zu retten. Die Angriffe nahmen jedes Jahr zu. Von innen und außen. Nach dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus hatte man es versäumt, die Festung Europa richtig auszubauen. Jetzt sickerten die Feinde durch alle Löcher. Sickerten? Sie strömten. Östliche Mafiabanden reisten in Divisionsstärke in den Westen, übernahmen alle illegalen Geschäfte und untergruben die Wirtschaft. Und die Hirnis in Bonn lallten irgendwas von liberalen Freiheitsrechten. Wilcke gestand sich ungern ein, dass es im Grunde nur zwei Möglichkeiten gab, den Kampf zu führen: durch ein totalitäres System, das keiner haben wollte, oder durch ununterbrochenen Rechtsbruch der Ordnungskräfte und Geheimdienste, was ebenfalls keiner offiziell wollte. Die bodenlose Naivität der deutschen Bevölkerung und vieler ihrer sogenannten Volksvertreter machten den Kampf nicht leichter. Alexa war jünger, sie hatte nicht die Hälfte von dem mitgemacht, was er mitgemacht hatte. Noch verteidigte sie krampfhaft ihre kindlichen Ideale. Aber sie war intelligent genug, um irgendwann einzusehen, dass sie so keine Chance bei ihrer Sisyphusarbeit hatte.
    Seine Frau schrie im Nebenzimmer laut, als es ihr kam. Natürlich hatte sie das Wohnzimmer neben seinem Arbeitsraum bewusst für ihre Fickerei gewählt. Glaubte sie wirklich, dass ihm das etwas ausmachte? Die dumme Kuh wollte nicht begreifen, welchen Preis er dafür zahlte, damit sie und die anderen Idioten ihr behütetes Leben führen konnten. Schlimmer noch: sie waren auch noch unzufrieden. Man sollte diese jammernden Bürger alle für einen Monat auf den Balkan schicken, damit sie mal an was anderes dachten als an Ratenzahlungen für Schrankwände und schlechte Autos.
    Er hörte das Telefon im Flur klingeln. Automatisch griff er zum Handy, das er zum Aufladen abgeschaltet hatte. Nebenan verstummte das Lustgewinsel. Elke ging in den Flur. Ihre Neugier war schon immer größer als ihre Geilheit. Seine Tür wurde geöffnet, und sie stand unwirsch vor ihm. Elke war etwas jünger als er und neigte zur Fülligkeit. Ihr Haar war zerzaust. Sie hatte einen Morgenrock hastig übergezogen. Ihre Augen waren verschwommen.
    “Du bist also da. Telefon für dich.” Sie warf ihm den Hörer des schnurlosen Telefons zu. Ohne seine Entgegnung abzuwarten, drehte sie sich um und ging.
    “Ja?”
    “Kapell. Wir müssen uns treffen.”
    “Weißt du eigentlich wie spät...”
    “Interessiert nicht. Komm runter. Ich bin vor dem Haus.”
    Kapell legte auf. Wilcke zog sich an, ging zum Badezimmer. Die Wohnzimmertür wurde leise geschlossen. Männliches Kichern. Für einen echten Kerl war es doch das Größte, einem Ehemann Hörner aufzusetzen. Und geradezu tollkühn, wenn er dazu noch Bulle war und alles auch noch mitbekam. Da wurde der Schwanz noch mal so groß. Irgendwie machte es Wilcke doch etwas aus. Im Bad nahm er zuviel Deodorant und Gesichtswasser. Er verließ die Wohnung und glitt mit dem Fahrstuhl nach unten.
    Vor dem Haus suchte er mit den Augen den Parkplatz ab. Scheinwerfer blinkten auf, und er ging darauf zu. Er setzte sich neben Kapell, wurde schlaff im Sitz. Kapell war etwas älter als Wilcke. Sein dünnes Haar war an den Seiten schon grau, fast weiß. Er ist ebenfalls in dem wehrlosen Alter, in dem die Vergangenheit Rache nimmt, stellte Wilcke befriedigt fest. Ein perverser Patriotismus war das einzige, was sein Blut in Wallung brachte. Zumindest war er keiner der feigen Karrieristen, die Pullach überschwemmten und an nichts anderes als an ihre Computer glaubten. Die Augen waren zu klein für das lange Gesicht. Er sprach mit einem leichten Akzent, wie ihn Nicht-Bayern oft annehmen, wenn sie lange in München leben.
    “Was gibt es denn jetzt schon wieder?”
    “Deine Frau ist mit einem Mann hochgegangen. So wie sie mit ihm vor der Tür rumgemacht hat, würde ich auf ein ehebrecherisches Verhältnis

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