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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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reißenden Absatz als Geschenkartikel und Reisesouvenirs fanden. Vor allem Ausländer kauften sie mit Begeisterung.
    In der Presse, im Radio und im Fernsehen wurde der neue, heilbringende Glaube vorgestellt. Volkskundeprofessor Matti Kuusi schrieb gleich mehrere Artikel zu dem Thema. In der literaturwissenschaftlichen Fakultät der Universität wurde damit begonnen, Literatur über finnische Mythologie zu sammeln. Das Bildungsministerium setzte eine Arbeitsgruppe ein, die sich über die mythologische Erziehung von Kindern Gedanken machen sollte.
    In der Frauenzeitschrift »Anna« wurden die Ergebnisse einer umfangreichen Befragung veröffentlicht, in der zehn Frauen, die an Ukko Obergott glaubten, offen über ihren Glauben und ihre Absicht berichteten, sich zu Ukkos Priesterinnen ausbilden zu lassen. Sie wurden unter anderem gefragt, wie ihre Ehemänner zum neualten Glauben und ihrer Absicht, Priesterin zu werden, standen. Und ob die häufigen Gewitter mit dem Monatszyklus der Frauen korrelierten.
    In der Einrichtungszeitschrift »Der offene Kamin« wurden Grundrißzeichnungen für Opferöfen abgedruckt, und das »Ziegel-Center« vermarktete von nun an blitzfeste Opferofenziegel.
    Auch die Buchverleger nahmen die Chancen, die der neue Glaube ihnen bot, wahr und begannen damit, Werke zu veröffentlichen, die sich mit dem Thema befaßten. Als erstes erschien eine grundlegende Darstellung des Glaubens an Ukko Obergott aus der Feder von Pfarrherr Salonen. Das Buch trug den Titel »Von der alten Gläubigkeit zum neualten Glauben« und erreichte neun Auflagen. Allein in den ersten beiden Monaten wurden 87.000 Exemplare verkauft. Notar Mälkynen und Werbeleiter Keltajuuri gaben eine Lied- und Gedichtsammlung heraus, die zur Hilfe bei Programmschwierigkeiten an Opferabenden empfohlen wurde.
    Der staatlichen Sicherheitspolizei verschaffte der neu-alte Glaube den gesamten Herbst über Arbeit. Mehrere Beamte beobachteten die Lage auf Ronkaila. Berichte wurden geschrieben, die Regierung, die Armee und die Kirche informiert. In zwei Gesprächen schilderte SiPo-Chef Riipinen auch dem Staatspräsidenten den neualten Glauben. Beim ersten Mal sagte das Staatsoberhaupt, nachdem es eine Weile nachgedacht hatte:
    »Sieht so aus, als müßte man da etwas unternehmen.« Aber es wurde nichts unternommen. Als sich Riipinen Anfang Dezember ein zweites Mal an den Präsidenten wandte, stellte sich heraus, daß die Präsidentengattin dem Gemütskurhaus Ronkaila einen Besuch abgestattet hatte und seitdem zum neualten Glauben bekehrt war. Der Präsident erklärte dem SiPo-Chef, bei dieser Sachlage kein übermäßig großes Interesse an Huurulainens Berichten aufbringen zu können, stand ihm doch in den eigenen vier Schloßwänden mehr als genug an Information über den neualten Glauben aus erster Hand zur Verfügung, und zwar Tag und Nacht.
    In Kirchenkreisen lösten die SiPo-Berichte indes große Aufregung aus. Vor allem die Vertreter einer konservativen Richtung hielten die Verbreitung des neualten Glaubens unter das ganze Volk für schädlich. Kirchliche Untersuchungen zeigten, daß die Leute endgültig aus den Kirchen verschwunden waren. Sogar die Toten wurden teilweise schon zu Füßen von Kultbäumen begraben. Bei manchen Hochzeiten wurde nicht einmal mehr die Familienbibel als Geschenk der Gemeinde beim Pfarrer abgeholt. Vielmehr heirateten die jungen Leute nur auf dem Standesamt und feierten anschließend ein fideles Fest. Die Kindstaufen wurden dementsprechend ebenfalls weniger.
    Da sich die kirchlichen Angelegenheiten im Lande also in einem erbärmlichen Zustand befanden, beschloß Bischof Rempulainen, etwas zu unternehmen. Er setzte sich mit Militärbischof Hakkarainen in Verbindung, der wegen der religiösen Revolution ebenfalls in Sorge war. Gemeinsam luden die beiden ehrenwerten Bischöfe den Kommandanten der Streitkräfte zu sich auf die Insel Juuisaari ein, wo die Kirche ein paar gemütliche Immobilien im Villenstil besaß. Die Lage war äußerst ernst. Der Militärbischof goß dem General Kaffee ein. Bischof Rempulainen las laut den neuesten Bericht der Sicherheitspolizei vor, demzufolge es in Finnland bereits über eine Million Anhänger des neualten Glaubens gab.
    »Lieber General, wir wollen Sie im Namen der Kirche Finnlands um Ihre Hilfe bei der endgültigen Lösung dieses Problems bitten.«
    Der General fragte sich, wie er gegen den neualten Glauben ankämpfen sollte. Soweit er wußte, konnte er nicht einmal predigen. Er war

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