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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wir glauben natürlich nicht, dass diese fernen Lichter, die ja nur des Nachts erscheinen, irgendetwas …« Er verstummte, denn er bemerkte, dass er dabei war, ihren Glauben herabzusetzen. Es war zu spät. Ihre Augen verengten sich. »Es gibt vieles, was dein Volk nicht glaubt, und noch mehr, was es nicht weiß!«, erklärte sie kühl und ging davon.
    Mewe kam ihr entgegen. Sie gingen aneinander vorbei, ohne zu grüßen. Mewe blieb neben Awin stehen. »Du bewegst dich auf gefährlichem Gelände, Awin«, meinte der Jäger und legte Awin die Hand auf die Schulter. Und als er sah, dass der Junge nicht verstand, deutete er mit einer Geste auf die kleine Versammlung um den Yaman und Curru.
    »Ich glaube, sie reden nicht über mich«, entgegnete Awin.
    »Da bin ich sogar sicher. Sie reden über die Kariwa, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Awin überrascht.
    Mewe lächelte. »Als Jäger sollte man lernen, aus seinen Beobachtungen Schlüsse zu ziehen, mein Junge.«
    »Curru hält sie für eine Gefahr, Meister Mewe«, erklärte Awin.
    »Natürlich tut er das. Sie ist auf jeden Fall eine Bedrohung für ihn, denn sie zeigt offen, dass sie ihn verachtet, und sein Ruf als Seher hat ohnehin schon gelitten. Aber was meinst du, junger Seher, ist sie auch eine Gefahr für uns?«
    Awin blickte betroffen zu Boden. Der rote Mohn war ein starkes Zeichen. Currus Erschütterung war echt gewesen. »Ich weiß es einfach nicht, Meister Mewe. Aber sind wir nicht auch schon so von tausend Gefahren umgeben? Spürst du nicht auch,
dass das Verhängnis schwer über dieser Stadt und jetzt auch über uns lastet?«
    Der Jäger sah ihn überrascht an, dann nickte er ernst. »Es ist nicht ohne Weisheit, was du sagst, Awin. Wir sind tief im Land des Feindes, und viele Bedrohungen lauern außerhalb unseres bescheidenen Lagers. Doch es wäre noch einmal etwas anderes, wenn die Gefahr aus unserer Mitte käme, oder? Vor allem, wenn gewisse Hakul auf den Gedanken kämen, du seist Teil dieser Gefahr.«
    »Ich?«, rief Awin entsetzt.
    »Manche sind der Meinung, du habest dich zu sehr mit der Kariwa angefreundet, andere glauben sogar, du stündest unter dem Bann einer Hexe. Und deshalb ist es auch für dich gefährlich, wenn sie über das Mädchen reden. Also gib Acht, was du sagst und tust, vor allem, wenn es um die Kariwa geht.«
    »Ja, Meister Mewe«, seufzte Awin niedergeschlagen. Er sah, dass die Beratung abgeschlossen war. Curru wirkte unzufrieden. Ebu und Ech folgten ihrem Vater zum Lagerfeuer. Eri blieb mit Curru zurück. Das war kein gutes Zeichen.
     
    Später sah Awin, wie Eri eingehend die Sehne seines Bogens prüfte. So etwas war auf einem Kriegszug nicht unüblich, dennoch beunruhigte es Awin, denn er las eine finstere Entschlossenheit in der Miene des Knaben. Er kümmerte sich um seinen Schecken, aber in Gedanken blieb er bei Eri und seinem Bogen. Sollte er den Yaman warnen? Aber er hatte keine Beweise, dass der Yamanssohn wirklich etwas vorhatte, und er würde sicher alles abstreiten. Es war besser, Merege zu warnen, auch wenn das bedeutete, sich gegen einen Sgerbruder zu stellen. Er fand sie jedoch nicht an ihrem Lagerplatz. Dann rief Tuwin die Krieger zum Essen zusammen. Awin erwartete, dass er Merege am Feuer treffen würde, doch sie war nicht dort. Dafür sah er Eri,
der sich im Hintergrund hielt und schweigend Trockenfleisch verschlang. Dann fiel noch jemandem auf, dass das Mädchen fehlte.
    »Wo ist die Kariwa?«, fragte Mabak seinen Nachbarn Tauru leise.
    Der wusste es nicht, aber Bale hatte die Frage gehört. »Sie ist hinunter zum Fluss gegangen«, erklärte er mit vollem Mund.
    »Was will sie denn dort?«, fragte Tuwin erstaunt.
    »Das habe ich sie auch gefragt, mein Freund«, erklärte Bale kauend, »und denk dir, sie hat gesagt, sie wolle baden.«
    »Baden? Während eines Kriegszuges?«, fragte Tuwin ungläubig.
    »So ist es«, erklärte Bale vergnügt.
    Die Männer lachten. »Wir haben doch noch nicht einmal eine Schlacht geschlagen«, meinte Tuwin grinsend.
    »Oh, vielleicht war ihr nur warm, aus ganz anderen Gründen, verstehst du?«, meinte Bale und zwinkerte ihm zu.
    Awin seufzte. Er ahnte, worauf das hinauslaufen würde, und er war gar nicht in Stimmung für Scherze.
    »Ja, die Nähe unserer jungen Männer kann das Blut einer Frau schon in Wallung bringen«, rief Harbod.
    »Ich will dem Fuchs-Klan nicht zu nahe treten, ehrenwerter Harbod«, meinte Tuwin, »aber ich glaube, ihr Herz schlägt

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