Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
hinterfragte, was er dort gesehen und gehört hatte. Ihm selbst schoss ein Gedanke durch den Kopf. Uos Mund! In seinem Traum war er dort im Sand versunken, und ein Fremder hatte ihm zugesehen. Wenn dort nun nicht er - sondern der Begleiter des Feindes im Sand verschwunden war?
    »Vielleicht hat er dieses Mädchen gekauft?«, meinte Mewe.
    Natürlich! Awin begriff es jetzt: Der Fremde hatte seinen Sklaven in Uos Mund verloren und sich bei dem Händler Ersatz besorgt. Das war einleuchtend!
    Curru blickte auf. »Ja, mein Freund, das hat auch der Händler behauptet. Er sagte, der Begleiter des Fremden sei vom Sand verschlungen worden, jedoch verstrickte er sich in viele Lügen, und so ist schwer zu beurteilen, ob auch nur eines seiner Worte der Wahrheit entsprach. Und warum sollte der Mann, den wir suchen, ein Grabschänder und Mörder, ein Mädchen kaufen? Noch dazu eines, das die grünen Augen der Hirth hat, die, wie doch jedermann weiß, nichts als Unheil verheißen?«

    Awin biss sich auf die Lippen. Eben noch war er sicher gewesen, das Rätsel gelöst zu haben. Aber die Augen der Hirth brachten Unglück, das war allgemein bekannt. Curru hatte Recht, es passte nicht zusammen. War dieser Fremde der Grabräuber, dann brauchte er einen kräftigen Gehilfen, so wie ihn der Hakul von Horkets Klan beschrieben hatte. Er würde sicher kein Mädchen kaufen, schon gar nicht für einen Blutdolch, der doch mindestens drei oder vier Sklaven wert war. Und der Sohn des Raik hatte sich für den Fremden verbürgt. Trotzdem , widersprach seine innere Stimme, er ist es. Du hast es gesehen .
    »Wie ihr seht, ihr Männer, ist die Wahrheit in diesem Fall nicht leicht zu erkennen«, sagte Curru jetzt. »Und vor allem können wir Malk Numur, den Sohn des Raik, nicht der Lüge bezichtigen, nicht in seiner Stadt, nicht, wenn wir es nicht sicher wissen. Zumal dort noch ein Mann war, ein Krieger, ein wahrer Hüne von einem Mann und ein Wächter des Händlers. Der hatte den Fremden auch gesehen, und er sagte, dass es nicht jener war, der dort in der Halle stand. Und er sagte, genau wie der Händler, dass der Mann, den wir suchen, flussaufwärts geritten sei, nach Scha-Adu. Nun, viele Fremde reisen durch das Reich der Akkesch, und auch wenn ich Zweifel an seinen Worten habe, vermag ich nicht zu erkennen, warum dieser Krieger lügen sollte.«
    Awin hätte es ihm sagen können. Wenn derjenige, der in Zukunft vielleicht Herr der Stadt sein würde, sich für den Fremden verbürgte, so konnte ein einfacher Krieger es doch kaum wagen, ihn bloßzustellen.
    »Was geschah mit dem Händler?«, fragte Eri. »Habt ihr ihn getötet?«
    Ech stieß ihn in die Seite, und Curru sah den Jungkrieger mit einem Stirnrunzeln an. »Dies ist der Rat der Männer, Eri, Aryaks Sohn, und auch wenn du berechtigt bist, mit den Yamanoi
zu reiten, so hast du noch lange nicht das Recht, hier das Wort zu ergreifen oder Fragen zu stellen.«
    Eri wurde rot, aber Curru setzte seinen Bericht ungerührt fort: »Die Frage war vorlaut, doch will ich sie trotzdem beantworten. Der Händler entriss einer der Wachen einen Speer und stach wild um sich, denn er fürchtete um sein Leben. Wir hätten es gerne genommen, doch kam uns jemand zuvor. Es war dort eine Frau an der Seite des Immits. Hochgewachsen, reich geschmückt und in den Augen der Akkesch sicher eine Schönheit. Sie trat mit einem Lächeln an den Händler heran, legte ihm sanft die Hand auf die Brust und tötete ihn. Ich glaube, in ihrem prachtvollen Armreif war eine Klinge versteckt.«
    Die Hakul nickten beifällig. Awin wusste, dass sie den Mann lieber selbst getötet hätten, doch war es in ihren Augen eine Genugtuung, dass er durch die Hand eines Weibes einen ehrlosen Tod gestorben war.
    »Doch was nun?«, rief Harbod. »Wollt ihr die Sache auf sich beruhen lassen? Wollt ihr hinnehmen, dass wir in der Halle ihres Herrschers belogen und betrogen werden? Wenn der Händler ein Mann dieser Stadt ist, dann schulden sie uns seine Leiche und reiche Sühne, denn er hat mit unserem Feind Geschäfte gemacht.«
    Curru trat wütend an ihn heran, doch der Yaman erhob sich und ergriff das Wort: »Es ist erstaunlich, Harbod vom Fuchs-Klan, denn jener Immit Schaduk dachte genau wie du. Er bot uns die Ladung des Händlers, ein ganzes Schiff voller Sklaven, Kupfer und anderer Dinge als Entschädigung an. Dieses Angebot ist so großzügig, dass ich zögere, es wirklich anzunehmen.«
    Eine Schiffsladung Kupfer und Sklaven? Die Krieger lächelten.

Weitere Kostenlose Bücher