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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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er seine Gabe, dann verbannte er den Gedanken rasch wieder. Warum konnte er nicht immer nur jeweils eine Empfindung haben, statt dieses Kuddelmuddels? Und warum brachte er das Bild des toten Terraners nicht aus dem Kopf.
    Schließlich begann er sich zu beruhigen, und obwohl er wusste, dass sein fruchtloser innerer Kampf nur wenige Minuten gedauert hatte, kam es ihm vor, als wären mehrere Stunden vergangen. Er hatte einen sauren Geschmack im Mund, und sein Magen war ein einziger Knoten. Domenic hatte wie ein Erwachsener behandelt werden wollen, nicht wie ein Kind, und jetzt war er wütend, weil er die Pflichten eines Erwachsenen zu erfüllen hatte. Zuletzt gestand er sich ein, dass ihn der plötzliche Ausbruch von Gewalt, dessen Zeuge er geworden war, doch sehr verängstigt hatte, und er erkannte, dass er nicht ganz bei Verstand gewesen sein konnte, als er drauf los stürzte, um Illona zu retten. Er wartete, bis das Angs tgefühl von allein verging, und überlegte, ob er ein Feigling war, ob es normal war, hinterher zu erschrecken. Es gab niemanden, den er danach fragen konnte, und schließlich gab er es auf. Angst war ein Luxus, den er sich ein andermal leisten konnte.
    Er stand auf und, spülte sich an der Waschschüssel den Mund aus und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Nachdem er sich mit einem Handtuch abgetrocknet hatte, ging er zurück zum Bett und zwang sich zu der inneren Ruhe, die er brauchte. Es war schwer, aber die Alton-Gabe konnte große Entfernungen überbrücken, und schon nach kurzer Zeit berührte er den vertrauten Geist seines Großvaters.
    Lew!
    Hallo, Domenic. Du wirkst … aufgeregt. Ist unsere Verstärkung heil angekommen? Die mentale Stimme klang übertrieben herzlich, und Domenic spürte, wie sich sein Herz heftig zusammenzog. War in Thendara etwas Schlimmes passiert?
    Reagierte er übertrieben auf Lews Sorge um ihn und sah Gespenster, anstatt sich wie ein Erwachsener zu benehmen? Er zwang sich zur Ruhe und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    Ich bin aufgeregt. Ich habe gerade meine erste Straßenschlacht gesehen, und hoffentlich auch meine letzte. Das Fahrende Volk hat versucht, ein Stück aufzuführen, bei dem das Publikum wütend wurde – es war ein widerliches, unanständiges Stück. Sie haben sich über Regis lustig gemacht. Aber es war keine Spur lustig. Es war so hässlich, Onkel Herm sagte, es sei subversiv und solle das Volk gegen die Domänen aufhetzen! Es hat alles als nette Abendunterhaltung begonnen, aber im Nu ist aus den Bewohnern Carcosas ein wütender Pöbel geworden. Sie haben die Wagen zerlegt und verbrannt. Es gab Tote.
    Ist alles in Ordnung mit dir? Lews Tonfall klang beunruhigt, auch wenn es sich um eine gewöhnliche Frage handelte.
    Ja, aber bitte erzähl Mutter nichts von der Sache. Sie würde sich auf der Stelle auf ihr Pferd schwingen und die alte Nordstraße hinausreiten. Aber da ist noch etwas, und das ist schlimmer, glaube ich. Anscheinend war dieser Truppe des Fahrenden Volks im letzten Winter oben in den Hellers, in der Domäne Aldaran, und als sie zurückkamen, war nicht nur dieser Spion Vancof bei ihnen, von dem ich dir erzählt habe, sondern auch noch ein paar andere Leute, die eine Geschichte verbreitet haben, in der … ich weiß gar nicht, wie ich es nennen soll.
    Es sieht aus, als versuchten sie die Leute auf die Hasturs, die Domänen und die Türme allgemein wütend zu machen. Ich weiß nicht, ob es nur dieser Haufen war oder auch andere Gruppen des Fahrenden Volkes.
    Zu Mittsommer gab es einen kleinen Tumult auf dem Pferdemarkt, in den das Fahrende Volk verwickelt war. Regis hat sogar überlegt, sie völlig aus der Stadt zu verbannen, weil es in letzter Zeit auch noch andere Zwischenfälle gab. Falls es also nicht die Gruppe bei dir oben war, könnte es sein …
    Großvater, ich glaube, jemand benutzt das Fahrende Volk, um die Leute aufzuhetzen. Und zwar entweder die Terraner oder … oder Dom Aldaran, Das habe ich befürchtet. Armer Dom Damon – er ist so ehrgeizig, aber ständig werden seine Pläne vereitelt. Eigentlich komisch, dass alle Befürchtungen Javannes, Mikhail könnte Darkover an die Terraner ausliefern, sich wahrscheinlich viel eher bewahrheiten werden, falls Damon Aldaran je einen Zipfel Macht in die Hand bekommt.
    Aber das kann nicht passieren, oder?
Die Hasturs regieren Darkover schon sehr lange, Domenic, aber nichts dauert ewig. Doch, ja, falls deinem Vater, dir und Rhodri und ein paar anderen ausgewählten Leuten etwas

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