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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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spüren, wie der Zucker im Saft in seinen Blutkreislaufeindrang. Während er tief ein- und ausatmete, zitterte er am ganzen Leib, abgekühlt nun, nachdem er kurz zuvor noch vor Hitze geglüht hatte.
    Herm sank auf einen der Hocker an der langen Theke, die als Essplatz diente, stellte das Glas ab, bevor er es fallen ließ, und zwang sich, den Kopf frei zu bekommen. Ein Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, zerrte an seinen Nerven wie die dissonanten Töne einer klassischen Industriesymphonie. Dieser Musikstil hatte während seiner ersten Jahre in der gesetzgebenden Abgeordnetenkammer der Föderation eine Wiederbelebung erfahren, und man hatte ihn in einige Konzerte geschleift. Sehr zu seinem Verdruss war ihm die Musik im Gedächtnis geblieben, denn er hielt sie eigentlich gar nicht für Musik, sondern eher für Lärm, und einen ausgesprochen unangenehmen dazu. Er hasste sie, so wie er den Hocker hasste, den kleinen Ra um, in dem er saß, und die Beengtheit des Quartiers, das man ihm als dem Senator Darkovers bei der Föderation zugewiesen hatte.
    Als Lew Alton noch Senator gewesen war, hatte er über ein etwas größeres Quartier verfügt und außerdem über ein Haus auf Thetis. Aber diese Zeiten waren vorbei, und so gut wie kein Mitglied der gesetzgebenden Körperschaft besaß einen Wohnsitz auf anderen Planeten, es sei denn, es hatte ihn geerbt. Das Finanzministerium hatte vor einigen Jahren strikte Reisebeschränkungen erlassen, welche die Bewegungsfreiheit der Gesandten einengten. Sie durften alle fünf terranischen Jahre zu Wahlen auf ihre Heimatwelten reisen, Herm war jedoch nie nach Darkover zurückgekehrt, Er war nicht gewählt, sondern vor dreiundzwanzig Jahren von Regis Hastur ernannt worden, einem Mann, dem er nie persönlich begegnet war.
    Acht Jahre lang hatte er in der Abgeordnetenkammer gewirkt, und als Lew Alton den Senatorensitz räumte, hatte er dessen Platz eingenommen.
    Die vom Finanzministerium veranlassten politischen Kursänderungen und zahlreiche andere diktatorische Bestimmungen hatten die Legislative im Lauf der Jahre endgültig zu Gefangenen der Launen von Premier Sandra Nagy und ihren Busenfreunden von den Expansionisten gemacht. Trotz ihres Namens waren die Expansionisten ein Haufen knauseriger Autokraten, und Jahr für Jahr war es zu weiteren Einschränkungen gekommen, von denen nur die privilegiertesten Mitglieder der Partei ausgenommen waren. Wie Herm einmal zu seiner Frau sagte, als er einigermaßen sicher annahm, dass keine Abhörgeräte in der Nähe waren: „Die Expansionisten behaupten, die Mittel der Föderation seien begrenzt – und samt und sonders das rechtmäßige Eigentum ihrer Partei!“ Sie hatte nicht einmal gelacht.
    Die Drei-Zimmer-Wohnung war ein besseres Zuhause, als es die meisten gewöhnlichen Terraner besaßen, aber Herm war auf Burg Aldaran aufgewachsen, wo ihn steinerne Mauern umgaben und große, prasselnde Feuerstellen ihre duftgeschwängerte, rußige und heiße Luft verströmten. Seltsam, dass er sie nach mehr als zwei Jahrzehnten noch immer vermisste. Aber in der geruchlosen, stickigen Atmosphäre der Wohnung, die wegen der zentralen Regulierung des Gebäudes das ganze Jahr über warm war, kam er sich noch immer wie ein gefangenes Tier vor. Acht Milliarden Menschen lebten auf dem Planten, und jedes Jahr wurden es mehr. Er sehnte sich sehr nach Weite, nach langen Reihen von Koniferen und dem Geruch des Bergbalsams, nach dem Schrei der Falken in den Hellers und dem leuchtenden, rostbraunen Gefieder der Vögel am Himmel, der von einer roten Sonne beschienen wurde.
    Es war nicht einfach nur eine Sehnsucht nach glitzernden, jungfräulichen Schneeflächen, die ihn umtrieb. Vielmehr blieb ihm auch nach zwei Jahrzehnten noch ein Unbehagen mit seiner Lage – er fühlte sich fremd. Herm hatte sich nach einer Schalldusche nie völlig sauber gefühlt, auch wenn sie alle abgestorbenen Hautpartikel und Öle von seinem Körper entfernte. Wie alles andere auch, war das Wasser rationiert und mit Steuern belegt, und er verspürte ein tiefes Verlangen danach, sich in einer Wanne voll dampfendem, nach Lavendelöl duftendem Wasser zu aalen. Ein festes Baumwollhandtuch aus den Trockenstädten zum Abreiben und ein Gewand aus gefilzter Wolle zum Überziehen vervollständigten seine Träumereien. Nicht diese klamme Synthetik auf der Haut …
    Das Herz tat ihm weh, wenn er an all diese Dinge dachte, und er wunderte sich über sich selbst. Fast sein halbes Leben hatte er

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