Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
führte die unterbrochene Konversation mit seinem Großvater fort. Er fühlte sich zunehmend unbehaglich. Er wollte niemanden verhören, weil er sich fürchtete vor dem, was er erfahren würde. Die Abenteuerlust, die ihn durch die vorherige Nacht getragen hatte, war verschwunden, und die Realität, die ihm stattdessen blieb, war nicht halb so angenehm. Merkwürdig – die Leute in den Büchern, die er las, schienen nie solche Konflikte durchzumachen.
Im Gasthaus gab es ein drittes Stockwerk, und in dieses führte ihn Herm hinauf. Je höher sie kamen, desto leiser wurden die heiseren Geräusche der immer noch aufgebrachten Stadtbewohner. Domenic bemerkte, dass er leicht schwitzte, und erkannte am Geruch, wie nervös er war.
Entlang des Korridors lagen mehrere kleine Zimmer, und sie gingen zu dem hintersten, einer winzigen Kammer, in der sich drei Gardisten und ein Mann drängten, den Domenic noch nie zuvor gesehen hatte. Der Fremde, bei dem es sich um Mathias handeln musste, hatte helles Haar und sah aus wie ein typischer Bewohner der Trockenstädte. Seine hellblauen Augen waren fast zur Größe einer Stecknadel geschrumpft, und er schien eine Höllenangst zu haben. Sechs Leute waren zu viel für den kleinen Raum, und die Wärme, die sie ausstrahlten, überwältigte Domenic beinahe. Es war, als würde er einen Backofen betreten, nur dass es nicht angenehm nach Brot roch, sondern nach Angst und Wut stank.
Ohne dass ein Befehl ausgesprochen wurde, traten zwei der Männer in den Flur hinaus und ließen Duncan, Herm und Domenic mit dem Unglücklichen zurück. Die drei standen, und Mathias saß auf einem Binsenstuhl, die Hände mit einem Strick gefesselt. Die Atmosphäre im Zimmer wirkte nun ein bisschen weniger bedrückend, und der Mann blickte von einem zum andern, um eine Aussicht auf Erlösung zu entdecken, fand aber nichts, was seinen Schrecken mindern konnte.
Domenic dachte, dass er überhaupt nicht wie ein Spion oder Revolutionär aussah, sondern wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Und augenscheinlich kein sehr tapferer.
Herm lächelte, jedoch ohne alle Freundlichkeit. Er sah aus wie ein Wolf, und ein hungriger dazu. Mathias rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl umher. „Ich hoffe, du hast es bequem“, begann Herm sehr ruhig, und seine Stimme klang trotz der freundlichen Worte drohend.
„Warum habt ihr mich hier heraufgeschleppt?“ Halb fauchte Mathias, halb jammerte er. „Ich habe nichts getan.“ Herm lachte. Er hatte ein tiefes, donnerndes Lachen, das Domenic sehr mochte, wenngleich es nun einen düsteren Beiklang annahm. „Na großartig! Nichts getan. Du hast skandalöse Stücke geschrieben, und wir haben Flugschriften gefunden, die dich an den Galgen bringen werden.“ „Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.“ Wie komme ich bloß aus dieser Sache raus?
„ Du bist ein dreckiger Spion der Terraner“, verkündete Herm.
Mathias schien sich ein wenig aufzuhellen. „Ich bin nichts in der Art. Ich bin ein Sohn Darkovers, und ich habe nichts mit den Terranern zu schaffen.“ „Wir alle hier sind Söhne Darkovers, oder?“ Als Herm keine Antwort erhielt, fragte er: „Was willst du damit sagen?“ Hast du schon einmal von diesen Söhnen gehört, Tomas?
Verflucht – warum habe ich das gesagt? „Wir sind Leute, die sich der Verbesserung Darkovers verschrieben haben.“ Nein. Soviel ich seinen Gedanken entnehme, sind sie eine Art Bruderschaft, die auf die Zeit von Danvan Hastur zurückgeht. Vielleicht weiß Danilo Syrtis-Ardais mehr über sie. Ihr Ziel ist anscheinend … die Einrichtung einer Regierung, in der sie selbst die Herrscher sind. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, denn solange ich nicht richtig in seine Gedanken eindringe, bekomme ich nur eine vage Vorstellung von allem.
Aha, Revolutionäre! Danke, Tomas.
„ Und welche Verbesserung strebt ihr an?“ „Na, dass Schluss ist mit der Schufterei für die Domänenherren, dass wir frei werden. Daran ist doch nichts Unrechtes?“ Mathias klang nun nicht mehr so verängstigt, als würde ihn Herms Verhalten in einem falschen Gefühl der Sicherheit wiegen.
„Wie vielen Herren bist du denn schon begegnet, und was haben sie dich schuften lassen?“ Herm klang jetzt beinahe belustigt.
„Jeder weiß doch, dass die Domänen von der harten Arbeit und dem Schweiß der einfachen Leute leben, die nur zu dumm sind, zu erkennen, dass sie in Knechtschaft gehalten werden.“ „Du scheinst aber keine sehr hohe Meinung von den Leuten zu haben, die du gern retten

Weitere Kostenlose Bücher