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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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ihr lag, auszurichten wie bei einem Tier, das Gefahr wittert. Instinktiv rutschte sie ein wenig auf der Stuhlkante nach vorne, so dass sie sich kleiner machen konnte. Gabi bemerkte das Unbehagen ihrer Freundin.
    »Man kann ja über alles reden, aber nicht über fünf Minuten«, flüsterte sie ihr zu. »Warum müssen ausgerechnet immer die am längsten palavern, die so gar nicht originell sind?« Sie rollte mit den Augen.
    Eine geschlagene Dreiviertelstunde später hatten sie endlich alle Dankesreden und Lobeshymnen überstanden. Jasmin wartete, bis die meisten um sie herum aufgestanden waren, damit sie sich zwischen ihnen verstecken konnte. Vorsichtig sah sie sich um, immer darauf bedacht, ganz dicht hinter Gabi, Monsieur Fromage oder einem fremden Besucher zu bleiben. Da entdeckte sie André. Sie hatte es gewusst. Sie war sich sicher gewesen, seine Anwesenheit, vielleicht sogar seinen Blick im Nacken gespürt zu haben. Jetzt schaute er in eine andere Richtung, und sie konnte die Flucht ergreifen.
    »Er ist da«, hauchte sie Gabi atemlos ins Ohr und huschte auch schon im waghalsigen Slalom zwischen den Besuchern hindurch fort von ihm. Gabi folgte ihr.
    »Wer ist es?«, fragte sie gespannt. »Was hat er an?«
    »Ich weiß nicht. Eine Jeans, glaube ich. Oder nein, das könnte auch eine Stoffhose gewesen sein. Auf jeden Fall ein weißes Hemd. Relativ weit offen«, erklärte Jasmin, ohne auch nur einmal Luft zu holen. Sie stand dicht an die gemauerte Wand gepresst, die das Zentrum des gläsernen Pavillons bildete. Einige Besucher, die nun begannen, von einer Vitrine zur anderen zu wandern, wurden schon auf sie aufmerksam.
    »Du benimmst dich ziemlich absonderlich«, stellte Gabi fest und verdrehte die Augen. »Kriegst du das unauffälliger hin?«
    »Ich gebe mir Mühe.« Sie rückte etwas von der Wand ab, sah sich dafür hektisch um, ob er sich auch ja nicht in ihre Richtung bewegte. Gabi dagegen hielt nach ihm Ausschau, ohne sich dabeizu verstecken. Warum hätte sie das auch tun sollen? Er kannte sie schließlich nicht. Nach wenigen Augenblicken schlenderte sie zu Jasmin zurück.
    »Braune Haare, ein Hauch von Gel, dunkelbraune Augen mit Lachfältchen, schöne Zähne und Grübchen«, beschrieb sie ihn und tat dabei so, als würde sie sich eine geschnitzte Vase gründlich ansehen.
    »Und eine etwas schiefe Nase«, ergänzte Jasmin mit einem Seufzer, der verriet, dass sie allein beim Hören seiner Beschreibung dahinschmolz.
    Gabi stutzte. »Findest du?« Sie ging wieder langsam in Andrés Richtung, neigte den Kopf etwas zur Seite, während sie ihn betrachtete, und kam zurück. »Die Nase ist völlig in Ordnung. Die muss statisch ja nichts halten«, sagte sie mit einem Schmunzeln. »Sollen Pierre und ich ihn in ein Gespräch verwickeln?«
    »Pierre?« Jasmin begriff nicht, sie konnte sich auf nichts konzentrieren.
    »Monsieur Fromage«, entgegnete Gabi erschöpft. »Eigentlich heißt er Peer, aber das passt nicht so gut zu Käse.«
    »Aha«, machte Jasmin abwesend.
    »Also, sollen wir oder sollen wir nicht?«
    »Was sollt ihr?«
    Gabi seufzte. »Mit ihm reden.«
    »Ach so, ja, warum nicht? Oder … nein, vielleicht doch lieber nicht. Ich meine, worüber willst du denn mit ihm reden? Und was soll das bringen?«
    »Siehst du hier irgendwo Polizei?« Ohne eine Antwort abzuwarten, schimpfte sie leise vor sich hin: »Was hat die Polizistin mit dem ausgeprägten Hamstergebiss gesagt? Den Rest lassen Sie mal schön unsere Sorge sein. Von wegen!« Sie schnaubte verächtlich. »Die interessiert unser Hinweis nicht die Spur. Wahrscheinlich waren sie nicht einmal in Zecherin, weil sie gerade mit wichtigeren Dingen beschäftigt sind.«
    »Oder sie waren da, haben aber nichts gefunden«, gab Jasmin zu bedenken.
    »Glaube ich nicht.« Nach einer Weile meinte Gabi: »Jedenfalls fühle ich deinem André jetzt mal auf den Zahn. Kann doch sein, dass wir ihn ein wenig nervös machen können. Wenn er sich verrät, alarmiere ich sofort die Polizei, damit die ihn hopsnehmen und der Kunst-Klau auf Usedom endlich ein Ende hat.«
    Womöglich hatte sie recht. So schwer es Jasmin auch fiel, sie musste sich mit dem Gedanken abfinden, einem Kriminellen auf den Leim gegangen zu sein. Das wusste sie. Warum sollte sie ihn also schützen?
    »Achtung!«, zischte Gabi ihr plötzlich zu.
    Jasmin wusste sofort, was los ist. André bewegte sich in ihre Richtung. Da half nur der geordnete Rückzug. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Sie behielt gebannt den Raum

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