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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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versehentlich auf die Hand. »Oh, tut mir leid«, sagte ich, aber da er die andere Hand unter das Top des Mädchens geschoben hatte, schien er weder das eine noch das andere mitbekommen zu haben.
    Als ich es endlich zur Toilette geschafft hatte, schloss ich mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung hinter mir ab. Diese Party war noch wilder als üblich. So kurz vor den Sommerferien und nach den überstandenen Prüfungen wollten vermutlich alle mal die Sau rauslassen. Ein Glück, dass Anika nicht hatte kommen können – diese Feier hätte ihr nicht gefallen. Im Übrigen: Mein Fall war’s auch nicht.
    Ich tupfte etwas Flüssigseife auf die Bierreste und hoffte inständig, dass keine Flecken zurückbleiben würden. Jemand drückte die Klinke hinunter, und ich rief: »Sekunde!«
    Während ich noch dastand und an dem Kleid rieb, hörte ich, wie sich auf der anderen Seite ein paar Mädchen unterhielten. Erst achtete ich nicht weiter darauf, doch dann erkannte ich Lacies Stimme. Sie sagte: »Der sieht wirklich scharf aus heute Abend, findet ihr nicht?«
    Â»Der sieht immer scharf aus«, sagte eine andere.
    Â»Aber echt«, sagte Lacie, und ihre Stimme klang etwas lallend.
    Â»Ich bin wirklich neidisch, dass du ihn rumgekriegt hast«, sagte jetzt wieder eine andere.
    Â»Was in Cabo passiert ist, bleibt in Cabo«, trällerte Lacie.
    Plötzlich wurde mir schwindlig. Ich musste mich mit dem Rücken an die Tür lehnen, um nicht umzufallen. Sie meinte doch wohl nicht Jeremiah? Ausgeschlossen.
    Jemand hämmerte an die Tür, und ich zuckte zusammen.
    Ohne nachzudenken, öffnete ich. Lacie schlug sich mit der Hand vor den Mund, als sie mich sah. Ihr Blick in diesem Moment traf mich wie ein Hieb in die Magengrube. Er tat mir körperlich weh. Die anderen Mädchen holten scharf Luft, das bekam ich noch mit, aber alles schien weit weg von mir. Wie eine Schlafwandlerin ging ich an ihnen vorbei und den Flur hinunter.
    Ich wollte es nicht glauben. Es konnte einfach nicht wahr sein. Nicht mein Jere.
    Ich ging in sein Zimmer und schloss hinter mir ab. Dann setzte ich mich auf sein Bett, zog die Knie zur Brust und ging noch einmal durch, was da eben gewesen war. Was in Cabo passiert ist, bleibt in Cabo. Lacies Blick, das erschrockene Luftholen der anderen Mädchen. Wie ein Film lief die Szene in meinem Kopf ab, immer wieder von vorn. Wie die beiden heute Abend miteinander geredet hatten. Wie er mit den Achseln gezuckt hatte, als ich sagte, sie sei nett.
    Ich musste Sicherheit haben. Ich musste es von Jeremiah selbst hören.
    Ich verließ sein Zimmer und suchte nach ihm. Und während ich suchte, fühlte ich, wie mein Schock sich in Wut verwandelte. Ich drängte mich durch die Menge. Ein betrunkenes Mädchen lallte »Hey!«, als ich ihr auf den Fuß trat, doch dieses Mal ging ich ohne Entschuldigung weiter.
    Endlich fand ich ihn, er stand vor der Tür und trank Bier mit seinen Kumpels. Von der offenen Tür aus rief ich ihm zu: »Ich muss mit dir reden.«
    Â»Kleinen Moment noch, Belly.«
    Â»Nein. Jetzt.«
    Sofort brachen die anderen in Gelächter aus. »Oh, oh, da kriegt jemand Ärger.« – »Fisher steht voll unterm Pantoffel.«
    Ich wartete.
    Jeremiah musste etwas in meinem Blick gesehen haben, denn er folgte mir die Treppe hinauf und in sein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter uns.
    Â»Was ist passiert?«, fragte er mit besorgter Miene.
    Â»Hast du in den Frühjahrsferien was mit Lacie Barone gehabt?«
    Er wurde bleich. »Was?«
    Â»Hast du was mit ihr gehabt?«
    Â»Belly –  «
    Â»Ich wusste es«, flüsterte ich. »Ich wusste es.«
    Dabei wusste ich es eigentlich nicht. Nicht wirklich. Gar nichts wusste ich.
    Â»Jetzt warte doch mal.«
    Â»Warten?«, kreischte ich. »O mein Gott, Jere. O Gott.«
    Ich sank auf dem Boden zusammen. Meine Beine gaben einfach nach.
    Jeremiah kniete sich hin und wollte mir aufhelfen, doch ich schlug seine Hände weg. »Fass mich nicht an!«
    Er setzte sich neben mich und ließ den Kopf zwischen die Knie sinken. »Belly, das war, als wir unsere Beziehungspause hatten.« Ich starrte ihn bloß an.
    Unsere sogenannte Beziehungspause hatte gerade mal eine Woche gedauert. Es war ja nicht einmal so gewesen, als hätten wir wirklich Schluss gemacht, jedenfalls hatte ich das nie so empfunden. Ich war immer davon

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