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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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wenn du’s genau wissen willst.«
    Wir drei hatten alle denselben Kurs belegt, Psychologie I. Taylor und ich hatten unsere Prüfung am nächsten Tag, Anika am übernächsten. Anika war meine engste Freundin an der Uni, neben Taylor. Da Taylor von Natur aus schlecht jemanden neben sich dulden konnte, war sie spürbar eifersüchtig auf diese Freundschaft, auch wenn sie das niemals zugegeben hätte.
    Meine Freundschaft mit Anika war anders als die mit Taylor. Anika war locker und völlig unkompliziert. Sie neigte nicht zu vorschnellen Urteilen, vor allem aber gab sie mir die Freiheit, anders zu sein. Sie kannte mich nicht schon, solange ich lebte, sie hatte keine festen Vorstellungen von mir und auch keinerlei Erwartungen. Das machte mich frei. Außerdem war sie ganz anders als meine Freunde zu Hause. Sie kam aus New York, ihr Vater war Jazzmusiker und ihre Mutter Schriftstellerin.
    Einige Stunden später, als die Sonne aufging und den Raum in ein bläuliches Licht tauchte, war Taylor der Kopf auf die Brust gesunken, während Anika mit Zombieblick in die Ferne starrte.
    Ich zerknüllte zwei Blatt Papier zu Kügelchen und bewarf meine beiden Freundinnen damit. »Tanzpause«, sang ich und tippte an meinem Laptop auf »Play«. Dazu machte ich auf meinem Stuhl ein paar zur Musik passende Moves.
    Anika sah mich groß an. »Wieso bist du eigentlich so aufgekratzt?«
    Â»Weil«, sagte ich und klatschte in die Hände, »weil in ein paar Stunden alles vorbei ist.« Meine Prüfung war erst um eins, deswegen hatte ich vor, in mein Zimmer zu gehen, noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, um dann rechtzeitig wieder aufzustehen und noch ein bisschen zu lernen.
    Â 
    Ich verschlief prompt. Trotzdem blieb mir noch eine Stunde, um meine Unterlagen ein letztes Mal durchzugehen. Zeit zum Frühstücken hatte ich nicht mehr, eine Cherry Coke aus dem Automaten musste reichen. Die Klausur war so schwer, wie wir befürchtet hatten, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es wenigstens für ein B reichte, und Taylor war sich ziemlich sicher, dass sie nicht durchgefallen war – immerhin. Beide waren wir anschließend zu müde, um noch zu feiern, also klatschten wir uns nur ab und gingen unserer Wege.
    Meiner führte mich direkt zu meinem Zimmer, ich wollte bloß noch schlafen, mindestens bis zum Abendessen. Aber als ich die Tür aufmachte, lag Jeremiah schlafend in meinem Bett. Wie ein kleiner Junge sah er aus, wenn er schlief, trotz der Bartstoppeln. Er hatte sich auf meiner Decke ausgestreckt, die Füße hingen seitlich über den Rand. Meinen Stoff-Eisbären hielt er fest an sich gedrückt.
    Ich zog meine Schuhe aus und legte mich neben ihn auf mein extralanges Bett. Er bewegte sich, schlug die Augen auf und sagte »Hi«.
    Â»Hi.«
    Â»Wie ist es gelaufen?«
    Â»Ganz gut.«
    Â»Schön.« Er ließ Junior Mint los und zog mich an sich. »Ich hab dir die Hälfte von meinem Subway-Sandwich mitgebracht.«
    Â»Wie süß von dir«, sagte ich und vergrub meinen Kopf an seiner Schulter.
    Er küsste mich auf die Haare. »Ich kann doch nicht zulassen, dass mein Mädchen sämtliche Mahlzeiten ausfallen lässt.«
    Â»Bloß das Frühstück«, sagte ich. Aber dann dachte ich kurz nach und fügte hinzu: »Und das Mittagessen.«
    Â»Magst du mein Sandwich gleich? Ich hab’s im Rucksack.«
    Ich hatte wirklich Hunger, auch wenn ich das jetzt erst merkte, andererseits war ich müde. »Vielleicht später«, sagte ich und machte die Augen zu.
    Jeremiah schlief wieder ein, und auch ich war im nächsten Moment hinüber. Als ich wieder wach wurde, war es schon dunkel. Junior Mint lag am Boden, Jeremiah hatte die Arme um mich gelegt. Er schlief noch immer.
    Seit kurz vor meinem letzten Highschool-Jahr waren wir zusammen. Die übliche Kennenlernphase war bei uns ausgefallen, wir waren einfach von Anfang an richtig zusammen. Es ging alles so schnell und unkompliziert, dass es uns hinterher schien, als wäre es schon immer so gewesen. Gerade noch waren wir einfach Freunde, dann haben wir uns geküsst, und kurz darauf habe ich mich für dasselbe College beworben wie er. Mir selbst und allen anderen (einschließlich ihm und insbesondere meiner Mutter) habe ich eingeredet, dass es ein gutes College sei, nur wenige Stunden von zu Hause, dass es einfach vernünftig sei, wenn ich mich dort bewarb,

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