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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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es nicht kommen sehen. Gerade mal ein paar Stunden war es her, dass er mich auf dem Rücken über den Campus getragen hatte und meine Liebe zu ihm stärker gewesen war als je zuvor. Ich konnte es nicht glauben.
    Â»Wir können es nicht zurückbekommen«, sagte ich. Ich wollte ihm absichtlich wehtun. »Was wir hatten, ist weg. Heute Abend haben wir es verloren.«
    Â»Doch«, sagte er verzweifelt, »wir können es zurückbekommen. Ich weiß es.«
    Ich schüttelte den Kopf. Mir kamen wieder die Tränen, aber ich wollte nicht mehr weinen, schon gar nicht vor ihm. Oder mit ihm zusammen. Ich wollte mich nicht so traurig fühlen. Gar nichts wollte ich fühlen. Ich wischte mir wieder übers Gesicht, dann stand ich auf. »Ich gehe.«
    Schwankend stand er auf. »Warte!«
    Doch ich schob ihn beiseite und griff schnell nach meiner Tasche, die noch auf seinem Bett lag. Im nächsten Moment war ich auch schon zur Tür hinaus und lief die Treppe hinunter und aus dem Haus. Ich rannte den ganzen Weg bis zur Bushaltestelle, meine Tasche schlug mir gegen die Schulter, meine Absätze hallten auf dem Asphalt. Ich stolperte und wäre fast gefallen, fing mich aber gerade noch. Ich erreichte den Bus, als gerade der letzte Passagier einstieg, und schon fuhren wir los. Ich habe mich nicht umgeschaut, ob Jeremiah hinter mir hergekommen war.
    Â 
    Meine Mitbewohnerin Jillian war an diesem Tag abgereist, und so hatte ich wenigstens das Zimmer für mich und konnte ungestört weinen. Jeremiah rief ständig an und schickte SMS, und irgendwann schaltete ich mein Handy aus. Aber bevor ich schlafen ging, machte ich es wieder an, um zu sehen, was er geschrieben hatte.
    Ich schäme mich so.
    Bitte sprich mit mir.
    Ich liebe dich und werde dich immer lieben.
    Ich weinte nur noch heftiger.

5
    Als wir im April Schluss machten, kam das wirklich aus heiterem Himmel. Klar, wir hatten hier und da auch mal Krach, aber im Grunde konnte man diese kleinen Streitigkeiten nicht mal Krach nennen.
    Einmal zum Beispiel feierte Shay eine Party im Landhaus ihrer Patentante. Sie hatte massenhaft Leute eingeladen und gesagt, ich könne auch Jeremiah mitbringen. Wir wollten uns alle aufstylen und die ganze Nacht lang draußen tanzen. Alle würden dort übernachten, sagte Shay, es würde ein Mordsspaß werden. Ich hatte mich wahnsinnig gefreut, dass ich eingeladen war, doch als ich Jeremiah davon erzählte, sagte er, er habe an dem Wochenende ein collegeinternes Fußballspiel, ich solle aber ruhig allein hingehen. »Kannst du das Spiel nicht ausfallen lassen?«, habe ich ihn gefragt. »So wichtig ist das ja wohl nicht.« Das war natürlich fies von mir, aber ich hab’s gesagt und es auch genau so gemeint.
    Das war unser erster Krach. Kein richtiger, keiner mit gegenseitigem Anschreien und so, aber er war sauer, und ich war’s auch.
    Wir hingen dauernd mit seinen Freunden rum. Irgendwie war das natürlich auch logisch – er war schon länger da und hatte bereits Freunde gefunden, während ich noch auf der Suche war. Es dauert, bis man Fremden näherkommt, und da ich die meiste Zeit in Jeremiahs Verbindungshaus verbrachte, blieb ich außen vor, als unter den Mädchen in meinem Wohnheim Freundschaften entstanden. Es kam mir so vor, als hätte ich etwas aufgegeben, ohne es selbst zu merken. Als Shay mich dann zu ihrer Party einlud, bedeutete mir das sehr viel, und ich hätte mir gewünscht, dass es auch Jeremiah wichtig gewesen wäre.
    Es gab noch mehr Dinge, die mich aufregten, Dinge, von denen ich nichts hatte wissen können, solange wir immer nur im Sommer im Strandhaus zusammen waren. Zum Beispiel fand ich ihn absolut widerlich, wenn er mit den Jungs von seiner Etage Gras rauchte. Dann bestellten sie sich Pizza Hawaii und hörten Gangsta’s Paradise von Coolio und konnten sich stundenlang ausschütten vor Lachen.
    Seine Allergien nervten genauso. Ich hatte ihn noch nie im Frühjahr erlebt, deswegen wusste ich nicht einmal, dass er an Heuschnupfen litt.
    Einmal rief er mich total verrotzt an und schniefte wie verrückt. Er war ein einziges Häufchen Elend. »Kannst du rüberkommen und mir Gesellschaft leisten?«, jammerte er, während er sich schon wieder die Nase putzte. »Und Taschentücher mitbringen? Und Orangensaft?«
    Ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht zu sagen: Hör mal, du hast Heuschnupfen, nicht die

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