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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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schon, ich habe dir grünes Licht gegeben, weil ich mich darauf verlassen habe, dass du auf sie aufpasst und gut zu ihr bist. Stattdessen betrügst du sie in Cabo. Vielleicht sollte ich eher dich fragen, ob du sie wirklich liebst oder nicht.« Kaum hatte ich das ausgesprochen, da knallte mir auch schon mit voller Wucht Jeres Faust ins Gesicht. Es war, wie wenn man von einer Dreimeterwelle erwischt wird – ich hörte nur noch ein Klingeln in den Ohren. Ich taumelte zurück. »Gut«, keuchte ich, »können wir dann gehen?«
    Er schlug noch einmal zu. Dieses Mal kippte ich um.
    Â»Halt endlich das Maul!«, brüllte er. »Sag du mir nicht, wer Belly mehr liebt! Ich habe sie immer geliebt. Du nicht. Du hast sie wie ein Stück Dreck behandelt. So viele Male hast du sie verlassen, Mann. Ein Feigling bist du, selbst jetzt kannst du’s nicht offen zugeben.«
    Ich atmete schwer und spuckte Blut aus, dann sagte ich: »Schön, ich liebe sie. Ich gebe es zu. Manchmal – manchmal glaube ich, sie ist die Einzige, mit der ich je zusammen sein könnte. Aber, Jere, sie hat sich für dich entschieden. Dich will sie heiraten. Nicht mich.« Ich zog den Umschlag aus der Tasche, taumelte vor und hielt ihm den Brief vor die Brust. »Lies. Er ist für dich, von Mom. Für den Tag deiner Hochzeit.«
    Er schluckte heftig, dann riss er den Umschlag auf. Ich beobachtete ihn, als er anfing zu lesen. Ich hoffte – ich wusste, dass Mom die richtigen Worte gefunden hatte. Sie hatte immer gewusst, wie sie mit Jeremiah reden musste.
    Während er las, fing Jere zu weinen an, und ich wandte den Kopf ab.
    Â»Ich fahre zurück«, sagte er schließlich. »Aber nicht mit dir. Du bist nicht mehr mein Bruder. Für mich bist du gestorben. Ich will dich nicht bei meiner Hochzeit dabeihaben. Ich will dich überhaupt nie mehr sehen, solange ich lebe nicht. Ich will nur noch, dass du abhaust.«
    Â»Jere …«
    Â»Ich hoffe, du hast ihr alles gesagt, was es zu sagen gibt. Denn ab jetzt wirst du sie nie mehr wiedersehen. Sie nicht und mich auch nicht. Es ist aus. Du und ich, wir sind fertig miteinander.« Er gab mir den Brief. »Der ist für dich, nicht für mich.«
    Dann ging er.
    Ich setzte mich auf die Bank und öffnete den Bogen. Lieber Conrad, stand da.
    In dem Moment fing ich auch an zu weinen.

55
    Durch mein Fenster sah ich weit unten am Strand kleine Kinder mit Plastikeimern und kleinen Schaufeln, die nach Sandkrabben buddelten.
    Jere und ich hatten das immer gemacht. Einmal, als ich vielleicht acht war und Jeremiah neun, hatten wir den ganzen Nachmittag nach Krabben gesucht, und selbst als Conrad und Steven kamen, um ihn mitzunehmen, blieb er. »Wir fahren mit den Rädern in die Stadt, ein Videospiel ausleihen«, sagten die beiden. »Wenn du nicht mitkommst, darfst du nachher auch nicht mitspielen.«
    Â»Fahr ruhig mit«, sagte ich und war schon ganz unglücklich, weil ich wusste, er würde gehen. Wer würde sich schon für sandige alte Sandkrabben entscheiden, wenn er ein neues Videospiel haben konnte?
    Er zögerte, dann sagte er: »Keine Lust.« Und so blieb er.
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber ein Gefühl von Triumph mischte sich darunter. Jeremiah hatte sich für mich entschieden. Ich war es wert, dass man mich anderen vorzog.
    Wir spielten am Strand, bis es dunkel wurde. Wir taten unsere Krabben in einen Plastikeimer, und dann ließen wir sie wieder frei und sahen zu, wie sie sich blitzschnell in den Sand gruben. Alle schienen sie genau zu wissen, wo sie hinmussten. Ein klares Ziel im Kopf: nach Hause.
    Abends spielten Conrad und Steven ihr neues Spiel. Jeremiah beobachtete sie. Er fragte nicht, ob er mitspielen dürfe, dabei sah ich ihm an, wie gern er das wollte.
    In meiner Erinnerung würde er immer diesen goldenen Glanz haben.
    Â 
    Jemand klopfte an meine Tür. »Taylor, ich brauche einen Moment für mich«, sagte ich und drehte mich um.
    Es war nicht Taylor. Es war Conrad. Er sah kaputt aus, erschöpft. Sein weißes Leinenhemd war zerknittert, seine Shorts genauso. Als ich ihn genauer betrachtete, merkte ich, dass seine Augen gerötet waren und dass sich auf seiner Wange gerade ein Bluterguss abzeichnete.
    Ich rannte zu ihm. »Was ist passiert? Habt ihr euch geprügelt?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Â»Du solltest nicht hier sein«, sagte ich und wich zurück. »Jeremiah

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