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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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kann jeden Moment hochkommen.«
    Â»Ich weiß. Ich muss dir nur noch etwas sagen.«
    Ich stellte mich wieder ans Fenster und wandte ihm den Rücken zu. »Du hast schon sehr viel gesagt. Geh lieber.«
    Der Türknauf quietschte leise, und dann schloss sich die Tür. Ich dachte, Conrad sei gegangen, doch dann hörte ich seine Stimme: »Erinnerst du dich an die Unendlichkeit?«
    Langsam drehte ich mich um. »Was ist damit?«
    Er warf mir etwas zu und sagte: »Fang.«
    Ich streckte eine Hand aus und fing etwas aus der Luft. Eine silberne Kette. Ich hielt sie hoch und sah sie genauer an. Die Kette mit dem Unendlichkeitsanhänger. Er glänzte nicht mehr so wie damals, sondern hatte einen leichten Kupferton angenommen. Aber ich erkannte ihn. Natürlich erkannte ich ihn.
    Â»Was ist das?«, fragte ich.
    Â»Das weißt du«, sagte er.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Nein, tut mir leid.«
    Ich sah, dass er verletzt und ärgerlich zugleich war. »Dann eben nicht. Dann werde ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Ich habe dir die Kette einmal zum Geburtstag gekauft.«
    Zu meinem Geburtstag.
    Das musste der sechzehnte gewesen sein, der einzige, zu dem er je vergessen hatte, mir ein Geschenk zu besorgen. In dem Sommer, als wir alle ein letztes Mal zusammen in Cousins waren, als Susannah noch lebte. Im Jahr darauf, als Conrad auf einmal verschwunden war und Jeremiah und ich nach ihm suchten, hatte ich die Kette in Conrads Schreibtisch entdeckt. Ich hatte sie an mich genommen, weil ich wusste, sie war für mich. Später hatte er sie zurückgefordert. Das jetzt von ihm zu hören – dass die Kette mein Geburtstagsgeschenk hatte sein sollen – berührte mich dort, wo ich am allerwenigsten von ihm berührt werden wollte. An meinem Herzen.
    Ich nahm seine Hand und legte die Kette hinein. »Tut mir leid.«
    Doch Conrad ließ sie auf der ausgestreckten Hand liegen. Leise sagte er: »Sie gehört dir. Immer schon. Damals habe ich mich nicht getraut, sie dir zu geben. Sieh sie als ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk an. Oder ein verspätetes. Mach damit, was du willst. Ich – ich kann sie einfach nicht länger behalten.«
    Ich nickte. Ich nahm die Kette aus seiner Hand.
    Â»Es tut mir leid, dass ich alles so vermasselt habe. Ich hab dir wieder wehgetan, und das tut mir leid. Es tut mir so leid, ich will das nie mehr. Deshalb … deshalb bleibe ich nicht zur Hochzeit. Ich fahre jetzt gleich. Ich werde dich nicht wiedersehen, wenigstens sehr lange nicht. Vermutlich ist es das Beste so. Es tut weh, in deiner Nähe zu sein. Und Jere« – Conrad räusperte sich –, »er ist derjenige, der dich braucht.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht zu weinen.
    Mit belegter Stimme fuhr er fort: »Aber es ist mir wichtig, dass du eins weißt: Egal, was geschieht, mir war es das wert. Mit dir zusammen zu sein, dich zu lieben. Es war alles, was sonst gewesen ist, wert.« Und dann sagte er noch: »Ich wünsche euch beiden alles, alles Gute. Passt gut aufeinander auf.«
    Ich musste stark gegen den Impuls ankämpfen, die Hand auszustrecken und den Bluterguss zu berühren, der sich auf dem linken Wangenknochen bildete. Aber ich wusste, Conrad würde es nicht wollen. Dafür kannte ich ihn gut genug.
    Er trat auf mich zu und küsste mich auf die Stirn, und ich schloss die Augen und versuchte angestrengt, mir diesen Moment einzuprägen, solange Conrad noch vor mir stand. Genau so wollte ich mich an ihn erinnern, so wie er jetzt war – mit den gebräunten Armen, die sich so stark abhoben von dem weißen Hemd, mit den vorn etwas zu kurz geschnittenen Haaren. Selbst mit dem Bluterguss, denn den hatte er meinetwegen.
    Gleich darauf war er fort.
    Der Gedanke, dass ich ihn womöglich niemals wiedersehen würde – in diesem Moment schien er mir schlimmer als der Tod. Ich wollte ihm hinterherlaufen. Ihm etwas sagen. Ihm alles sagen. Nur geh nicht weg. Bitte geh nie weg. Bleibe immer in meiner Nähe, bitte, damit ich dich wenigstens sehen kann.
    Es fühlte sich so endgültig an. Immer war ich überzeugt gewesen, dass wir einen Weg zurück, zueinander finden konnten. Dass das Band zwischen uns nie ganz abreißen würde, was immer auch geschehen mochte. Dass unsere Geschichte, dieses Haus uns für immer verbinden würden. Doch dieses Mal, dieses letzte Mal, fühlte es sich so

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