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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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zurück. Conrad ist losgefahren, um ihn zu suchen. Er glaubt, er weiß, wo Jere sein könnte.«
    Ich atmete tief aus. Ich war erleichtert, aber andererseits – was würde Jeremiah tun, wenn er Conrad sah? Würde das nicht alles noch schlimmer machen?
    Â»Er ruft an, sobald er ihn gefunden hat.«
    Ich nickte und griff wieder nach dem Lockenstab. Meine Finger zitterten, und ich musste eine Hand mit der anderen stützen, damit ich mir nicht noch die Wange verbrannte.
    Â»Hast du Mom irgendwas gesagt?«, fragte Steven.
    Â»Nein, niemandem. Bisher gibt’s ja auch noch nichts zu erzählen.« Ich wickelte die nächste Strähne um das Eisen. »Er kommt schon noch, da bin ich mir ganz sicher.« Fast war ich wirklich davon überzeugt.
    Â»Klar«, sagte Steven. »Klar, du hast bestimmt recht. Möchtest du, dass ich bei dir bleibe?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss mich mal langsam anziehen.«
    Â»Ganz sicher?«
    Â»Ganz sicher. Sag mir einfach Bescheid, sobald du irgendwas hörst.«
    Steven stand auf. »Mach ich.« Dann kam er zu mir und tätschelte mir unbeholfen die Schulter. »Wird schon werden, Belly.«
    Â»Ja, ich weiß. Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Wichtig ist nur, dass ihr Jere findet.«
    Sobald er gegangen war, legte ich den Lockenstab wieder zur Seite. Meine Hand zitterte. Ich sollte lieber aufhören, sonst verbrannte ich mich tatsächlich noch. Außerdem hatte ich schon genug Locken.
    Er würde zurückkommen. Er würde zurückkommen. Ich wusste es.
    Und da ich sonst nichts zu tun hatte, zog ich mein Brautkleid an.
    Ich saß am Fenster und sah zu, wie Dad Weihnachtslichterketten an der Veranda entlang anbrachte, als Taylor ins Zimmer stürmte.
    Ihre Haare waren hochgesteckt, sehr straff über der Stirn. Sie trug eine braune Papiertüte in der einen Hand und einen Eiskaffee in der anderen. »Hier kommt dein Mittagessen, Anika hilft deiner Mom mit den Tischen, und dieses Wetter ist Gift für meine Haare«, sagte sie, ohne einmal Luft zu holen. »Und ich weiß nicht, wie ich’s dir beibringen soll, aber es kam mir so vor, als hätte ich auf dem Weg ins Haus einen Regentropfen abbekommen.« Sie musterte mich. »Wieso hast du denn dein Kleid schon an? Es ist noch jede Menge Zeit bis zur Trauung. Zieh’s aus, es wird sonst bloß knitterig.«
    Als ich nicht antwortete, fragte sie: »Was ist los?«
    Â»Jeremiah ist nicht da.«
    Â»Natürlich ist er nicht da, Dummchen. Er darf die Braut ja auch vor der Hochzeit nicht sehen, das bringt Unglück.«
    Â»Er ist nicht zu Hause. Er ist heute Nacht weggefahren und seither nicht zurückgekommen.« Meine Stimme klang erstaunlich ruhig. »Ich habe ihm alles erzählt.«
    Taylor riss die Augen weit auf. »Was meinst du damit – alles?«
    Â»Conrad hat mir vor ein paar Tagen gesagt, dass er immer noch etwas für mich empfindet, und das habe ich Jeremiah heute Nacht erzählt.« Ich atmete aus, und es klang wie ein tiefer Seufzer. Diese letzten Tage kamen mir vor wie Wochen. Ich wusste selbst nicht, wann und wie das alles passiert war. Wie es zu diesem Durcheinander kommen konnte. In meinem Kopf, meinem Herzen herrschte ein einziges Chaos.
    Â»O mein Gott.« Taylor schlug sich beide Hände vor den Mund und ließ sich auf mein Bett sinken. »Was machen wir jetzt?«
    Â»Conrad ist losgefahren, um ihn zu suchen.« Wieder schaute ich durchs Fenster. Dad war mit der Veranda fertig, jetzt kamen die Sträucher an die Reihe. Ich trat vom Fenster zurück und fing an, den Reißverschluss meines Kleides aufzuziehen.
    Erschrocken fragte Taylor: »Was machst du da?«
    Â»Du hast doch gesagt, es knittert!« Ich stieg aus dem Kleid und ließ es auf den Boden sinken, wie eine seidige weiße Pfütze sah es aus. Ich hob es auf und hängte es auf einen Bügel.
    Taylor legte mir meinen Bademantel um die Schultern, dann drehte sie mich um und band mir den Gürtel zu, so als wäre ich ein kleines Mädchen. »Alles wird gut, Belly.«
    Es klopfte, und wir schauten beide zur Tür. »Ich bin’s, Steven«, sagte mein Bruder und kam auch schon herein. Dann schloss er die Tür hinter sich. »Er ist wieder da. Conrad hat ihn hergebracht.«
    Ich sank auf dem Boden zusammen und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Er ist wieder da«, echote ich.
    Â»Jetzt duscht er gerade«,

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