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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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sprudelten die Worte nur so hervor. »Okay, vielleicht hast du recht. Im Moment ist alles so verrückt. Dann heiraten wir heute nicht. Wir ziehen einfach zusammen. In die Wohnung, in die du gern wolltest, bei Gary. Es ist in Ordnung. Wir können nächstes Semester umziehen. Okay?«
    Da er nichts sagte, wiederholte ich meine Frage, und dieses Mal klang sie beinahe panisch. »Okay, Jere?«
    Â»Ich kann es nicht. Nicht, wenn du mir nicht jetzt sofort in die Augen siehst und mir sagst, dass du Con nicht mehr liebst.«
    Â»Jere, ich liebe dich .«
    Â»Danach hatte ich nicht gefragt. Ich weiß, dass du mich liebst. Meine Frage war, ob du ihn auch liebst.«
    Ich wollte Nein sagen. Ich machte den Mund auf. Wieso kamen die Worte nicht heraus? Wieso konnte ich nicht sagen, was er so dringend hören wollte? Es würde doch so leicht sein. Sag’s einfach! Ein Wort, und alles ist wieder gut. Er wollte ja vergeben und vergessen, für immer, das sah ich ihm an. Er brauchte nichts weiter als ein Wort von mir: Nein. Er würde mich immer noch heiraten. Wenn ich dieses Wort sagte. Dieses eine Wort.
    Â»Ja.«
    Jere atmete hörbar ein. Eine Weile sahen wir uns an, dann senkte er den Kopf.
    Ich trat auf ihn zu, um den leeren Raum zwischen uns zu füllen. »Ich glaube – ich glaube, ein bisschen werde ich ihn immer lieben. Er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Aber er ist nicht der, für den ich mich entschieden habe. Das bist du, Jeremiah.«
    Solange ich lebte, hatte ich nie das Gefühl gehabt, mich wirklich frei entscheiden zu können, wenn es um Conrad ging. Jetzt wusste ich, dass ich mich geirrt hatte. Ich hatte sehr wohl die freie Wahl. Ich konnte mich von ihm abwenden, in diesem Moment. Ich entschied mich für Jeremiah. Ich entschied mich für den, der sich niemals von mir abwenden würde.
    Er hielt den Kopf noch immer gesenkt. Ich wünschte mir inständig, dass er mich ansah, dass er mir noch ein Mal glaubte. Er hob den Kopf und sagte: »Das reicht mir nicht. Ich will nicht bloß einen Teil von dir. Ich will dich ganz und gar.«
    Tränen traten mir in die Augen.
    Er ging zu meiner Kommode hinüber und nahm Susannahs Brief in die Hand. »Du hast deinen noch gar nicht gelesen.«
    Er strich mit den Fingern über den Umschlag, konnte den Blick nicht davon lösen. »Ich hab auch einen bekommen. Allerdings war er nicht für mich. Er war an Con gerichtet. Meine Mom muss die Umschläge vertauscht haben. In dem Brief steht, dass sie ihn nur einmal wirklich verliebt erlebt hat – und zwar in dich.« Jetzt sah er mich an. »Ich will nicht der Grund sein, dass du nicht zu ihm gehst. Ich will nicht als deine Ausrede herhalten. Du musst selbst wissen, was du tust, sonst wirst du ihn nie loslassen können.«
    Â»Das hab ich doch schon«, flüsterte ich.
    Jeremiah schüttelte den Kopf. »Nein, das hast du nicht. Und was das Schlimmste ist: Mir war das völlig klar, und trotzdem habe ich dich gefragt, ob du meine Frau werden willst. Also bin ich vermutlich selbst auch schuld, hm?«
    Â»Nein.«
    Er tat, als hätte er mich nicht gehört. »Er wird dich enttäuschen, so wie er es immer getan hat. So ist er nun mal.«
    Solange ich lebte, würde ich mich an diese Worte erinnern. Alles, was Jeremiah an jenem Tag, dem Tag unserer Hochzeit, zu mir sagte, würde mir im Gedächtnis bleiben. Die Worte, die er sagte, und auch der Blick, mit dem er mich dabei ansah. Voller Mitleid und voller Bitterkeit. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich diese Gefühle in ihm auslöste, denn bitter war er nie gewesen.
    Ich streckte einen Arm aus und legte die Hand auf seine Wange. Er hätte sie wegschieben können, er hätte bei meiner Berührung zurückzucken können, doch er tat es nicht. Und diese winzige Reaktion sagte mir, was ich so dringend wissen musste – dass Jere immer noch Jere war und nichts je etwas daran ändern würde.
    Â»Ich liebe dich noch immer«, sagte er, und so wie er es sagte, wusste ich: Wenn ich es wollte, dann würde er mich noch immer heiraten. Selbst nach allem, was passiert war.
    Im Leben jedes Mädchens gibt es Momente, die größer sind, als wir es in dem Augenblick selbst wissen. Erst im Rückblick sagen wir dann: Das war einer jener Momente, die mein Leben verändert haben, damals stand ich an einer Weggabelung und habe es nicht einmal begriffen. Keine

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