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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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überall einschleimte, besonders bei meiner Mutter, die nichts mehr liebte als europäische Umgangsformen, Küsschen rechts, Küsschen links. Zu mir sagte Gen nichts weiter als: »Hi, Cousinchen.« Dann warf sie mir ein umwerfendes Tausend-Watt-Lächeln zu, das aber so schnell verschwand, wie es aufgetaucht war, und einem hochmütigen, abschätzigen Nicken wich. Gen selbst war umwerfend. Offenbar hatte es ihrem Haar nicht geschadet, dass sie es angezündet hatte. Sie trug es in einem kurzen Pixie, der perfekt zu ihren glänzend schwarzen, glatten Haaren passte. Dazu besaß sie die geschürzten, voluminösen Lippen, wie man sie von Töchtern von Rockstars kannte, und ihre mandelförmigen, flaschengrünen Augen funkelten, als hätte sie im Leben schon alles gesehen und erlebt.
    Minuten nach ihrer Ankunft hatte Gen bereits den ganzen Haushalt in einen Tornado der Aufregung versetzt. Doch hinter ihrem hellen Lachen und ihrem Charisma verbarg sich eine gewisse Härte, und ich ahnte, dass sie Menschen, die ihr langweilig wurden, gnadenlos austauschte.
    Ich kannte solche Leute. Mein eigener Exfreund war so jemand. Und sogar meine frühere Lieblingscousine. In meinem Leben gab es genügend wankelmütige Personen. Ich musste mich nicht mit noch einer anfreunden.

    »Lang-wei-lig!«, seufzte Gen, ging das Programm des Bezahlsenders durch und verdrehte die Augen angesichts der DVDs, die auf dem Boden vor dem Flachbildfernseher ausgebreitet waren. Wir saßen in Corinnes Zimmer, und obwohl es ein wunderschöner Nachmittag war, wollten Gen und Corinne drinbleiben und Filme sehen.
    »Oh, der hier ist super!« Corinne winkte mit der Fernbedienung zum Fernseher, wo auf einem Kabelsender gerade die Vorschau für den nächsten Film lief. »Alt, aber cool. ›The Virgin Suicides – Verlorene Jugend‹. Hat dir der nicht auch gefallen, Gen?«
    »Pff«, machte Gen mit gerümpfter Nase.
    »Ich fand ihn so traurig«, sagte Corinne wehmütig.
    »Traurig?«, spottete Gen.
    »Ja, weil all diese Mädchen sterben«, erwiderte Corinne. »Das war traurig und unheimlich.«
    »Das einzig Traurige war, dass sie als Jungfrauen gestorben sind«, entgegnete Gen, während sie die Vorschau sahen, in dem eine Gruppe blonder Mädchen flirtend in die Kamera blickte. Ich hatte den Film nie gesehen. »Niemand sollte als Jungfrau sterben.«
    »Ich fand ihn völlig unrealistisch«, fiel Beth ein. Ich war überrascht. Beth schien sonst niemals eine eigene Meinung zu haben. »Ein ganzes Haus voller Teenager-Jungfrauen. Welches Mädchen ist mit fünfzehn denn noch Jungfrau? Also wirklich!«
    »Es war ein Zeitstück«, bemerkte Gen. »Man musste es in die frühen Achtziger verlegen, weil es keine Jungfrauen mehr in unserem Alter gibt.«
    Als alle einvernehmlich lachten, hörte ich mich mitlachen. Ein furchtbar künstliches Lachen, das sich aber für jemanden, der mich nicht kannte, natürlich anhören musste. »Wie wahr«, fügte ich hinzu, wobei meine Stimme klang, als stamme sie von anderswoher. Von jemand anderem. Wie wahr?
    Ich kicherte mit der Clique, als säßen wir alle im selben Boot, wobei ich mich insgeheim daran zu erinnern versuchte, wie es wirklich damals gewesen war, vor langer Zeit. Während ich mit den anderen herumalberte, spürte ich Corinnes forschenden, misstrauischen Blick, denn sie wusste ganz genau, dass ich das war, worüber ich lachte: eine Jungfrau. Sie konnte ich offenbar nicht an der Nase herumführen. Warum ließ ich es also nicht einfach sein und war einfach ich selbst? Schließlich war ich noch keine dreißig und hatte auch dem Sex vor der Ehe nicht abgeschworen, wie es gerade so in war – was also war so schlimm daran, es einfach zuzugeben?
    Zwar war ich nicht die Gesprächigste, scheute mich aber in Regel nicht, für meine Meinung einzutreten, auch wenn sie der gängigen widersprach. Doch als ich dort in Corinnes Zimmer auf dem Fußboden saß, überraschte ich mich selbst. Ich war zu einem Kirmespony geworden, das stumpf den anderen folgte, unfähig, meinen eigenen Weg zu wählen und in meinem Tempo vorwärts zu gehen.
    Ja, ich war definitiv in Urlaub gefahren – und hatte vergessen, mein Gehirn einzupacken.
    Ich stand auf. »Wir sehen uns später, ich gehe an den Strand.« Eine Runde Schwimmen würde mir helfen, den Kopf freizubekommen, und mich daran erinnern, dass ich trotz meiner Minderwertigkeitskomplexe diesen weltklugen Mädchen gegenüber, die über Sex sprachen, den ich noch nicht gehabt hatte, über Musik, die ich

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