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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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daran gedacht hatte. Sie wusste, woher die Babys kamen, als alle anderen noch an den Klapperstorch glaubten. Sie setzte die Kindersicherung im Computer außer Kraft, als wir noch Ausmalbilder ausdruckten. Und als wir noch Angst im Dunkeln hatten, kletterte Gen aus dem Fenster und ging in die Clubs zum Feiern.
    Aber … sie gehörte ganz gewiss nicht zu den Mädchen, denen jemals ein Freund den Laufpass gab. Das war ein Gebiet – das Einzige –, auf dem ich erfahrener war als Genevieve.
    »Ich finde trotzdem, dass du mehr aus dir herausgehen solltest, Schatz«, schloss Mama. »Von nichts kommt nichts.«
    Wut kochte in mir hoch. Im Grunde sagte sie doch nichts anderes, als dass man ein gesellschaftlicher Schmetterling sein musste, wollte man nicht wertlos sein. Auf die eine oder andere Weise hatte mir meine Mutter das schon mein Leben lang vorgehalten. Sie sah nur das, was ich nicht war, was ich nicht besaß. Das, wovon ich eine gehörige Portion besaß – Verstand nämlich – gefiel ihr nicht.
    Mom hatte mich seit jeher für intelligenter gehalten, als ich tatsächlich war: eine hyperkluge Mutation anstatt eines intelligenten, aber normalen Mädchens. Doch ihre überhöhte Meinung von mir beruhte nicht auf mütterlichem Stolz. Nein, ich ängstigte sie. Meine Mutter hätte mich liebend gern gegen ein schönes Dummchen eingetauscht, das permanent redete, obwohl es nichts zu sagen hatte. Wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, so glaubte ich, hätte sie keine Sekunde gezögert.
    »Ist das etwa Maxine? Meine Maxine?«, ertönte eine tiefe Stimme, als ich Mama gerade bitten wollte, mich in Ruhe zu lassen. Wir drehten uns um und sahen einen Mann die Veranda hinaufkommen.
    »Shep!«, quietschte meine Mutter entzückt. Und dann warf sie sich in die Arme des attraktivsten Mannes, den ich je gesehen hatte. Für einen älteren Typen jedenfalls.
    »Shep Gardner! Wie er leibt und lebt!« Mama klang so affektiert. Wie er leibt und lebt? Andererseits: Welcher Mann hieß denn schon mit Vornamen »Shep«? Das konnte nur ein alter Bekannter von früher sein, jemand, der aus einer so einflussreichen Familie stammte, wie die von Mama einmal gewesen war.
    »Ich habe deine Mutter gekannt, als sie Miss New York State war«, erklärte Shep, als er mir die Hand schüttelte, und bestätigte damit meine Vermutung. Er hatte dunkle Haare, die von grauen Strähnen durchzogen waren, und sah mit seinen bernsteinfarbenen Augen tief in die meiner Mutter. Er trug ein lachsfarbenes, teuer aussehendes Hemd, und ein Goldring glänzte am kleinen Finger seiner tiefgebräunten linken Hand. »Maxine und ich waren Strandfreunde«, fügte er hinzu.
    Mama kicherte wie ein junges Mädchen. Strandfreunde? Ich wollte gar nicht wissen, was das bedeutete. Und auch nicht, worauf Shep mit dem Ausruf »meine Maxine« angespielt hatte. Zum Glück lotste meine Mutter ihn bereits von der Veranda ins Haus, wo wie üblich die Cocktails reichlich flossen.
    Mir war aufgefallen, dass meine Mutter – und sogar mein Vater – seit unserer Ankunft schon viel früher als normalerweise Alkohol tranken, vielleicht, um mit Tante Kathleen und Onkel Rufus Schritt zu halten, deren Gläser niemals leer zu werden schienen. Das bedeutete zwar nicht, dass die Erwachsenen sturzbetrunken herumtorkelten, wie es Corinne angedeutet hatte, aber sie begannen schon vor Sonnenuntergang mit den Gin Tonics, und Onkel Rufus füllte eifrig nach.
    Ich glaube, der Alkohol machte es für alle ein bisschen leichter. Meine Eltern hatten so ihre Probleme, weshalb sich mein Onkel und meine Tante möglicherweise in ihrer Gegenwart unbehaglich fühlten. Und dazu die Wirtschaftskrise. Onkel Rufus trug stets ein Lächeln im Gesicht, aber ich wusste, dass seine Investmentbank in Schwierigkeiten steckte. Oft marschierte er auf dem Rasen auf und ab und telefonierte mit dem Handy, und ich hatte Fetzen von Gesprächen zwischen ihm und Papa aufgeschnappt. »Wir sind nur die Vermittler, Chris«, sagte er einmal. »Aber alle machen uns zum Sündenbock. Es ist die reinste Hexenjagd, uns schiebt man den Schwarzen Peter zu.«
    Doch zur Cocktailstunde – wie jetzt gerade – wirkten alle heiter und gelöst. Mama und Papa taten so, als stünde zwischen ihnen alles zum Besten, Onkel Rufus wirkte vollkommen sorgenfrei, und Mama und Kathleen wälzten Erinnerungen an ihre Zeit als junge Mädchen. Manchmal führten sie sogar Tanzschritte vor, die sie als Debütantinnen gelernt hatten.
    »Christopher! Wir brauchen

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