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Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Nacht“, erwiderte einer der Zwerge. Er trat aus der geschlossenen Reihe hervor und stieg den Fels hinab.
    Rolo konnte jetzt erkennen, dass es sich keineswegs einfach nur um einen kleinen Menschen handelte. Das Gesicht war harsch und kantig, die Nase knollig. Der Zwerg trug ein abgewetztes Lederwams und schwere Stiefel, die bei jedem Schritt klirrten. Doch am auffälligsten war der buschige, rote Vollbart, der fast bis zum Boden reichte. Der Zwerg ließ seinen kritischen Blick zwischen ihnen hin und herwandern. Bei Driftwood verharrte er. Und mit einer für seine Körperfülle überraschend schnellen Bewegung umarmte er den Nachtalb und versenkte sein Gesicht in dessen Brustpelz, weil er ein Stück kleiner war.
    „ Wo warst du denn so lange?“
    „ Ja, wo war ich denn so lange?“, erwiderte Driftwood steif. Er schaute ratlos und etwas angeekelt drein. Die Zwerge auf dem Felsen brachen in lauten Jubel aus.
    „ Das ist also deine Armee.“ Der Zwergensprecher ließ von Driftwood ab und musterte Rolo und Socke. „Nun gut, ich gebe zu, ich hätte mehr Krieger erwartet. Und etwas Grimmigere.“
    „ Meine Armee?“
    „ Wie es die Tradition verlangt, werden wir die Fähigkeiten eines Kriegers unserer Wahl testen, bevor wir euch in die Schlacht folgen. Ich bitte dafür um Verständnis. Meine Wahl fällt auf den Menschen. Er sieht mir besonders mickrig aus. Umso gespannter bin ich, mit welcher ausgefuchsten Kampfkunst er uns überraschen wird.“
    „ Was?“, piepste Rolo.
    „ Verzeiht, Herr Zwerg“, ergriff Socke das Wort. „Ich fürchte, hier gilt es, ein Missverständnis aufzuklären. Wir sind keine Armee. Mein Name ist Socke, das hier ist Rolo Blutgut. Driftwood scheint ihr ja bereits zu kennen. Wir sind im Auftrag unseres Meisters unterwegs. Alte Aufzeichnungen führten uns, wie ich glaube, zufällig in ihre zauberhafte Behausung. Wir suchen nach Hinweisen über den Verbleib der Quelle der Magusch.“
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Zwerge.
    „ Zufällig? Mein Clan und ich warten seit ungezählten Tagen und Nächten auf Driftwoods Rückkehr. Er versprach uns, mit einer Armee zurückzukehren. Wir wollten gemeinsam gegen die Übermacht der alles verschlingenden Menschen ziehen. Wollt ihr mir jetzt sagen, dass wir seit Ewigkeiten hier untätig herumsitzen und uns von Käfern und Gewürm ernähren, und ihr hattet überhaupt nicht die Absicht, euer Wort zu halten?“
    Driftwood blinzelte.
    „ Von Absicht möchte ich da jetzt nicht direkt sprechen“, entgegnete er kleinlaut. „Es ist nur so - mir ist da was dazwischen gekommen.“
    Rolo war sich sicher, dass damit ihr letztes Stündlein geschlagen hatte. Die Zwerge starrten mit offenen Mündern, Socke seufzte. Doch offensichtlich brachte Driftwoods entwaffnende Ehrlichkeit die richtige Saite des Zwergensprechers zum Klingen, denn der rollte mit den Augen und lachte aus voller Kehle los, und alle Zwerge fielen mit ein. Driftwood lachte am lautesten. Rolo entspannte sich ein wenig, aber mehr als ein angestrengtes Grinsen bekam er nicht raus. Der Zwergensprecher reckte plötzlich die Faust in die Luft, und alle Lacher verstummten.
    „ Zweikampf!“, rief er in die Stille. „Zu mir, mein Kämpfer!“
    „ Zweikampf!“, brüllten alle Zwerge im Chor.
    „ Ochsenkopf!“
    „ Ochsenkopf, Ochsenkopf“, forderten die Zwerge.
    Sie bildeten eine Gasse, durch die Ochsenkopf hervortrat. Rolo schluckte. Mit bebenden Schritten kam Ochsenkopf näher. Seine Augen waren blutunterlaufen. Die Eckzähne ragten ihm aus dem Mund wie die Hauer eines Wildschweins. Und er trug eine Keule, die Rolo nicht mal hätte heben können.
    Driftwood rollte mit den Augen, und Socke schüttelte ungläubig den Kopf.
    „ Meine Herren, ich bitte sie?“
    „ Zweikampf!“, wiederholte der Zwergensprecher.
    „ Zweikampf!“, brüllten alle Zwerge begeistert.
    Rolo fühlte, wie sein Gegner ihn mit dem Blick eines wilden Stieres fixierte. Und er roch auch ähnlich.
    „ Freie Wahl der Waffen!“, verkündete der Zwergensprecher.
    „ Freie Wahl der Waffen“, bestätigten die Zwerge lautstark.
    Rolo schaute sich um. Hier lag noch nicht mal eine Muschel im Sand, mit der er seinen Gegner hätte bewerfen können.
    „ Ganz locker“, beschwichtigte Driftwood. „Der Kerl ist doch nur fett. Außerdem ist er klein. An welchen Waffen bist du ausgebildet, Rolo?“
    „ An welchen Waffen? Spinnst du? An keiner!“
    „ Oh.“ Driftwood trat zurück und zog Socke mit sich.
    Ochsenkopf stieß ein

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