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Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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würde der Wendepunkt in ihrer Mission sein. Zu gerne hätte er einen Blick hineingeworfen. Aber Socke wollte erst mit dem Meister sprechen. Und bei so etwas war er unerbittlich. Noch nicht mal das Eiphon hatte er ihm gelassen. Das viele Nachdenken machte Driftwood müde. Die Vögel in den umliegenden Bäumen begrüßten schon den neuen Tag.
    „ Können wir noch einen kurzen Blick ins Buch werfen? Socke?“ Socke schlummerte schon selig, Kotze im Arm.
    „ Na toll. Und wer passt jetzt auf, dass die Nacktschnecke nicht davon kriecht? Ah, ich weiß wer.“ Sein Blick fiel auf die Büsche, und ihm kam eine Idee.
     
    Kjeir saß in seiner Zelle auf dem Bett. Eigentlich war es keine richtige Zelle. Es war ein kleiner Raum, und nur die Gitter vor dem Fenster vermittelten das Gefühl von Unfreiheit. Die Gitter und die verschlossene Tür, die jetzt geöffnet wurde. Der Schlüssel klapperte im Schloss.
    „ Danke, Ansbert. Ich klopfe, wenn ich fertig bin.“
    „ Wie Ihr wünscht.“
    Dorn trat ein, zog die Tür hinter sich zu und richtete seinen strengen Blick auf seinen Sohn. „Weißt du eigentlich, was du mir für Scherereien machst? Die ganze Stadt zerreißt sich das Maul. Der Neolinga hat seinen Sohn nicht im Griff, sagen sie!“
    „ Aber Vater, ich hab doch gar nichts getan“, verteidigte sich Kjeir.
    „ Es spielt keine Rolle, was du getan hast oder nicht.“
    „ Aber du sagst doch immer, ich soll mir nichts gefallen lassen.“
    „ Sollst du auch nicht. Aber in aller Öffentlichkeit einen Streit mit diesem Idioten Hwarf anzufangen, ist dumm. Wir haben andere Mittel und Wege, ihm zu zeigen, wo sein Platz ist. Ich dachte, das hättest du kapiert.“
    Kjeir ließ den Kopf hängen.
    „ Nun heul nicht gleich.“ Dorn setzte sich neben ihn. „Pass auf! Dieser Fremde, Grellon Blutgut, war gestern Nacht wieder bei Adalar. Stell dir vor: Sein Sohn, dieser Roland, ist entführt worden.“
    „ Was?“, staunte Kjeir.
    „ Direkt aus der Farralot. Und Belenus haben sie auch aufs Kreuz gelegt. Das ist das Beste, was uns passieren konnte. Ich bin sicher: Der, der Hwarf erledigt hat, hat sich auch den jungen Blutgut geholt. Wer es auch war, ich würde mich gerne persönlich bei ihm bedanken. Adalar beweist einmal mehr seine ganze Unfähigkeit. Er will keine Unruhe. Darum hat er nur die Behüter verständigt. Anstatt alle Neolinga, oder sogar die Nachtwehr zu informieren. Ich sag dir was: Wenn wir den jungen Blutgut nicht finden, oder ihm etwas zugestoßen ist, sind Adalars Tage als Superior gezählt. Und als Erus der Farralot auch. Und wenn ich den Jungen zuerst finde, werde ich dafür sorgen, dass ihm etwas zustößt.“
     
    Sie schliefen bis in den frühen Nachmittag hinein. Als Rolo aufwachte, konnte er die Augen nicht öffnen. Sie waren wie zugeklebt. Sein Mund auch. Erschrocken betastete er sein Gesicht. Es schien auf die zweifache Größe angeschwollen. Als wäre es übersät mit riesengroßen Pickeln.
    „ Socke?“, presste er zwischen geschlossenen Lippen hervor.
    Socke rieb sich den Schlaf aus den Augen. Er sah Rolo mit ausgestreckten Armen über die Wiese taumeln. Rasch war er bei ihm.
    „ Pst, ich bin es.“ Aus der Nähe sah Socke, was das Problem war. „Bleib kurz hier stehen. Ich regele das. Drift!“, brüllte er.
    Driftwood schoss hoch wie eine Rakete.
    „ Was?“, keuchte er.
    „ Was?“ Socke stemmte die Arme in die Hüften. „Willst du mich veralbern? Was wohl?“
    „ War ich dran mit Frühstück machen?“
    „ Frühstück machen? Der Junge! Was hast du mit Rolo gemacht?“
    „ Ach, das. Ich wollte nicht, dass er uns abhaut!“
    „ Rolos Gesicht ist voll mit Zecken. Jede Einzelne ist so groß wie eine Traube. Er hätte ersticken können!“
    „ Nein. Ich hab den Zecken gesagt, dass sie nicht in seinen Kopf kriechen dürfen.“
    Sockes Blick machte unmissverständlich klar, was er davon hielt.
    „ Schon gut“, beschwichtigte Driftwood. „Ich sage ihnen, dass sie abhauen müssen.“ Er kam schwerfällig auf die Beine.
    Rolo stand da, reglos und blind. Die prallen Zeckenleiber schimmerten feucht auf seinem Gesicht. Driftwood fand, sie hatten gute Arbeit geleistet. Aber das behielt er lieber für sich. „Gut, Jungs, hört zu. Die Feier ist vorbei. Ich danke euch und hoffe, es hat geschmeckt.“
    Sofort kam Bewegung in die schwarze Masse aus zuckenden Scheren und scharrenden Beinchen.
    Rolo sagte: „Mmh whm rhdst hu?“, was wohl so viel heißen sollte, wie „mit wem redest du?“ Dann spürte

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