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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Rolo. „Ich trage das Cape der
Farralotschüler. Aber ich habe nicht den Schlüssel für den Wagen. Das heißt,
ich bekomme weder die Tür auf, noch kann ich ihn starten.“
    „Starten?“
Driftwood verdrehte die Augen. Er schien weitere Schwierigkeiten zu ahnen. Und
er hatte recht.
    „Man startet
den Motor mit einem Schlüssel. Erst dann fährt der Wagen.“
    „Mist.“
    „An der
Innenseite der Türen sind Knöpfe. Wenn man da ran kommt, kann man die Türen
ohne Schlüssel öffnen“, erklärte Rolo.
    „Wir könnten
eine der Scheiben einschlagen?“
    Driftwood
schüttelte den Kopf. „Zuviel Lärm. Zu auffällig.“ „Brrr?“
    Socke
dolmetschte. „Kotze will wissen, ob da nicht irgendwelche Spalten oder Löcher
sind?“
    „Irgendwie
geht es bestimmt von unten durch den Motor zur Lüftung. Und die führt ins
Innere des Wagens.“
    „Das macht
Kotze. Oder?“, fragte Driftwood.
    Kotze
stimmte zu.
    „Dann wären
wir drin. Und dann“, grübelte Socke. „Rolo, wie läuft das mit diesem
sogenannten Motor?“
    „Ich glaube,
das läuft irgendwie elektrisch. Mit Strom. Wie in einer Glühbirne.“
    Die Alben
starrten ihn verständnislos an.
    „Wie ein
Blitz. Nur ganz klein und nur an einer bestimmten Stelle.“
    Socke
staunte.
    „Das ist ja
toll.“
    „Ja,
riesig“, höhnte Driftwood. „Wo kriegen wir denn jetzt einen Blitz her?“
    Socke
grinste. „Oh, der Herr Magusch kann sich nicht an den richtigen Vers erinnern“,
stichelte er.
    „Wenn du ihn
weißt, dann geh du doch mit Rolo da runter“, motzte Driftwood.
    „Fulgor“,
verriet Socke wie aus der Pistole geschossen. Driftwood kratzte sich
nachdenklich hinterm Ohr. „Bis zur Dämmerung ist es nicht mehr lange hin.“
    „Nein! Wir
gehen jetzt!“, entschied Rolo.
    Niemand
widersprach.
    „Ich habe
eine Idee“, verkündete Socke. „Rolo, ziehst du bitte das Cape aus?“
    Wenig später
gingen zwei Personen auf Neunseen zu. Die eine war ein Junge in schmutzigen,
zerrissenen Jeans und T-Shirt. Die andere war sehr groß, sehr dünn und lief
tapsig und wankend neben ihm. Immer wieder knickte sie an Stellen weg, an denen
normale Menschen keine Gelenke haben. Und unten schauten Driftwoods pelzige
Beine raus.
    „Das klappt
nie“, raunte Rolo. „Ihr seht aus wie eine riesige Stabheuschrecke im
Nachthemd.“
    Driftwoods
Stimme klang gedämpft durch den Stoff des Capes. „Doch, das hat schon so oft
geklappt.“
    „Wackle doch
nicht so. Langsam“, bat Socke, der auf Driftwoods schmalen Schultern stand.
    „Brrr“,
witzelte Kotze.
    Driftwood
schmunzelte. „Natürlich bist du der Kopf des Ganzen.“
    „Und wenn
wir am Wagen sind, dann fällt euch auf einmal der Kopf ab? Tolle Idee.“
    Solches
Gezeter konnte Driftwood gerade überhaupt nicht vertragen. „Jetzt warte doch
erstmal ab, bis wir da sind! Und jetzt Klappe halten!“
    Sie kamen in
die Nähe des Öhrs. Rolo sah, wie Bewegung in die Reihen der Nachtwehrer kam,
die das Tor bewachten. Schon verschwand einer von ihnen stadteinwärts.
    „Und schon
geht der Erste, um die Neolinga zu verständigen“, seufzte Rolo.
    „Einfach
weitermachen“, knarzte Driftwood.
    Zwei der
Wachen traten etwas zögerlich durch das Öhr hinaus. Rolo saugte hörbar die Luft
ein.
    „Wir sind
doch so gut wie da“, flüsterte Driftwood.
    Eine der
Wachen, ein junger Mann von vielleicht achtzehn Jahren, hob die Hand zum Gruß.
Er sprach laut, um die Entfernung zu überwinden. „Bist du nicht der junge
Blutgut?“ Rolo fand, dass er an der Stelle ruhig die Wahrheit sagen könnte.
„Genau der bin ich“, rief er nicht weniger laut.
    Die beiden
Nachtwehrer steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Rolo und
die Alben gingen langsam weiter. Schritt für Schritt näherten sie sich ihrem
Ziel. „Es heißt, du bist entführt worden?“, fragte die Wache weiter.
    „Ich?
Entführt? Nein, oh nein“, winkte Rolo ab. „Alles nur ein großes Missverständnis.“
    Es war nicht
mehr weit bis zum Auto.
    „Und wer ist
da bei dir?“
    „Das ist
mein Onkel. Er ist heute zu Besuch gekommen. Onkel Schnarck“, log Rolo. Es
klang wenig überzeugend. Ihm war völlig bewusst, wie schlecht seine Geschichte
und die Verkleidung der Alben waren.
    „Kann Onkel
Schnarck mal die Kapuze abnehmen, damit wir sein Gesicht sehen können? Bitte!“
Die Bitte hatte einen unüberhörbaren Befehlston.
    „Ich frage
ihn mal. Wisst ihr, er versteht unsere Sprache nicht.“ Rolo breitete
entschuldigend die Arme aus und kam sich endgültig

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