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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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wie ein kompletter Idiot
vor.
    Sie hatten
das Auto erreicht. Die Alben traten hinter Rolo auf das Grün am Wegesrand und
betrachteten das ihnen unbekannte Gefährt aufmerksam unter dem Cape hervor.
    „Was
jetzt?“, zischte Rolo verstohlen über seine Schulter. „Na, dann tun wir ihnen
den Gefallen“, entgegnete Driftwood. „Kotze, los geht’s.“
    Und dann
sahen die überraschten Nachtwehrer, wie Onkel Schnarcks Kopf abfiel. Kotze lief
unter dem Cape an den Nachtalben hinab und verschwand unbemerkt unter dem Auto.
Die Kapuze fiel leer in sich zusammen. Ein Aufschrei ging durch die Reihen der
Nachtwehr. Sie sahen sich einer vermeintlich kopflosen Gestalt gegenüber.
     
    Zur gleichen
Zeit standen Hallimasch und Tante Farrah ratlos an Hwarfs Krankenbett. Sie
hatten in den letzten Stunden mit vereinten Kräften jeden Trank, jedes Kraut
und alle ihnen bekannten Mittelchen angewandt, um den Schlafenden zu wecken.
Doch sie mussten einsehen, dass der Fluch, der Hwarf im Reich der Träumer
gefangen hielt, mächtiger war als sie.
    Hallimasch
zupfte sich nachdenklich am Bart.
    „Haben wir
wirklich alles probiert?“, murmelte er. „Alles außer ...“ Sprach es, und
verließ überstürzt das Zimmer. Tante Farrah betrachtete Hwarf besorgt. Noch sah
der Herr der Stadtwachen aus, als würde er jeden Moment aufwachen, gähnend die
Glieder strecken und auf seinen zwei kräftigen kurzen Beinen davon stiefeln.
Doch sie wusste, nicht mehr lange, und sein Körper würde beginnen, sich zu
verändern. Sie mussten bald eine Lösung finden, sonst hätte Hwarf bis zum Ende
seiner Tage die Folgen zu tragen. Hallimasch kam zurück. Er trug ein in Leder
gebundenes Buch bei sich.
    „Ich hätte
gleich daran denken können, ich alter Narr!“ Seine Wangen waren gerötet vor
Aufregung. Er blätterte eilig durch die vergilbten Seiten. „Flüche. Wo sind die
Flüche. Ah, da sind sie ja. Und jetzt S wie Schlaf. Und gefunden.“ Tante Farrah
wartete ab. Sie streichelte Hwarf liebevoll über den wirren Haarschopf. „Das
ist er! Hör zu: Der am weitesten verbreitete Fluch des ewigen Schlafes ist der
Somnarfluch. Dieser Fluch, der auch von wenig begabtenMagiern mit einer
großen Wirkungswahrscheinlichkeit gesprochen werden kann, ist leicht zu bannen.
Der Heiler spreche lediglich Sorgro. Der Geheilte wird nach dem Erwachen einen
leichten Kopfschmerz verspüren, der aber bald vergeht. Probieren wir es.“
     
    Und so sah
sich Rolo an diesem Tag zum zweiten Mal einer bewaffneten Übermacht gegenüber.
Jedoch war ein Unterschied offensichtlich. Die Nachtwehrer waren weniger geübt
als die Neolinga. Einige ließen ihre Pfeile fallen beim Versuch, sie auf den
Bogen zu legen. Andere versuchten ängstlich, sich hinter ihren Kameraden zu
verstecken. Trotzdem waren es viele, und sie waren bewaffnet. Die Alben,
verkleidet als der kopflose Onkel Schnarck, beobachteten die aufgeregten
Nachtwehrer mit wachsender Sorge. Sie wussten, dass ängstliche Menschen dazu
neigten, große Dummheiten anzustellen. Doch noch hielt der Schreck sie auf
Distanz. „Halt dich bereit, mein maguscher Freund“, flüsterte Driftwood Socke
zu.
    Es rappelte
unter der Haube des Wagens, der unmerklich schwankte. Kotze war ohne Umwege
direkt in den Motor gekrochen. Aus dem Stadtinneren kamen weitere Personen zum
Öhr. Sie trugen dunkle Lederrüstungen.
    „Scheiße“,
fluchte Rolo.
    Ein Laut des
Erstaunens entglitt Driftwood. „Noch mehr Neolinga? Davon gab es schon früher
mehr als Scherben am Strand.“
    Ein
Neolinga, ein dünner, älterer Mann mit grauem Haar und Bart, ließ sich die Lage
von dem Nachtwehrer erklären, mit dem Rolo gesprochen hatte. Danach zögerte der
Neolinga keine Sekunde. Er brüllte Kommandos. Sofort kam Ordnung in die Reihen
der verängstigten Nachtwehrer. Einer nach dem anderen lief durch das Tor hinaus
auf die Straße. Schnell waren sie formiert. Eine breite Zweierreihe, der Hintermann
stets versetzt zwischen seinen Vorderleuten. Die Bögen schussbereit. Jetzt
sahen sie wirklich aus wie Soldaten. Und sie rückten vor.
    „Verflixt
und zugenäht!“, meckerte Driftwood. „Kotze, mach hin!“
    „Was sollen
wir tun?“, jammerte Rolo.
    „Das erledige
ich!“, verkündete Socke entschlossen.
    Onkel
Schnarcks Gestalt fiel komplett in sich zusammen, als Socke von Driftwoods
Schultern sprang. Ein Raunen ging durch die Reihen der Nachtwehrer. Es wurde zu
einem überraschten Aufschrei, als Socke aus dem Cape stieg und die

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