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Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Titel: Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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ob Luki den Hund oder den Mann meinte. Aber Guth, ein ehemaliger Zollbeamter, reagierte sowieso nicht, der hatte ein dickes Fell. „Die Hundekacke leg’ ich ihm auf seine Matte“, fuhr Lukas ungerührt fort, „aber glatt! Das macht mein Alter auch immer.“
    „Echt? Ich find’s voll eklig, Scheiße aufzusammeln.“
    „Nicht ekliger als sie liegen zu lassen, bis irgendwer reintritt.“
    „Auch wieder wahr.“
    „Wann fahrt ihr eigentlich in Urlaub?“
    „Morgen.“
    „Und wohin?“
    „Black Forest.“
    „Black Forest? Wo ist das? In Amerika?“
    „Quatsch, in Deutschland, Blödmann. Wir fahren wieder in den Schwarzwald.“
    „Ach so. Klingt langweilig.“
    „Ist ganz in Ordnung da.“
    „Wie lange?“
    „Drei Wochen.“
    „Wie wir.“
    „Hm.“
    „Kriegst du Ärger wegen des Zeugnisses?“
    „Glaub’ ich nicht. So schlecht ist es ja nicht. Aber Genörgel werde ich mir anhören müssen. Und du?“
    Lukas nickt. „Dasselbe in Grün. Von meinem Alten. Du weißt ja, wie er ist.“
    „Klar.“
    „Und bestimmt darf ich eine Zeit lang nicht zum Training.“
    „Bescheuert.“
    „Voll bescheuert!“ Lukas spuckte aus.
    „In der Zehnten strenge ich mich mehr an.“
    „Ich auch.“
    „Okay.“
    „Na dann, tschüss, Nick. Schöne Ferien.“
    „Dir auch. Mach’s gut, Alter.“
    Lukas schob sein Fahrrad weiter und verschwand in seiner Einfahrt.
    Nick brachte sein Rad in den Fahrradschuppen, stieg dann die Stufen zur Haustür hinauf und schloss auf.
    Im Flur roch es nach Essen. Nach Tomatensoße mit Knoblauch. Er hoffte, dass seine Mutter Spaghetti Bolognese gekocht hatte.
    Eine schwere Wolke schob sich vor die Sonne. Nick schaute aus dem Flurfenster. Mit einem Mal wirkte alles düsterer, grau und fast bedrohlich.
    Unwillkürlich dachte er an einen alten Schwarz-Weiß-Film, den er sich neulich mit seiner Mutter angesehen hatte. Er brachte den Titel nicht mehr genau zusammen. „Es geschah am hellen Tag“ oder so. Ein Film über einen Kindermörder, der sich kleine Mädchen holte. Auf jeden Fall war es darin ähnlich bleiern gewesen.
    Eine Gänsehaut zog sich über Nicks Arme. Leicht zwar, aber deutlich an den aufgerichteten, dunklen Flaumhärchen zu erkennen.
    Erst als die Sonne sich wieder durchsetzte und an Kraft gewann, verschwand Nicks Beklommenheit, wie solches Unbehagen, das einen manchmal überfällt, es bei Sonnenlicht eben tut.

2
    In der Diele verstärkte sich der Duft von Bolognesesoße. Nicks Magen knurrte gebieterisch, also warf er den Rucksack in sein Zimmer und ging in die Küche, wo er sich eilig die Hände über der Spüle wusch.
    Seine Mutter, lässig in Jeansrock, geblümtem Shirt und Flip-Flops, stand mit dem Rücken zu ihm am Herd und rührte in einem Topf. Jetzt drehte sie sich um. „Nick, da bist du ja! Na, alles im grünen Bereich?“
    „Klar.“ Er nickte und trocknete sich ab. „Mann, hab’ ich einen Kohldampf. Ich konnte schon im Hausflur riechen, was es gibt.“ Bevor er sich in der Essecke niederließ, küsste er seine Mutter auf den Kopf, wie er es gewöhnlich tat, wenn er heimkam. Er überragte sie bereits um fünfzehn Zentimeter.
    Sie lächelte, stellte das Schälchen mit dem frisch geriebenen Parmesankäse und den Korb mit dem warmen Brot auf den Tisch. Danach füllte sie die Teller. „Dein Vater ist auch schon da. Er ist kurz in der Garage.“
    Nick verteilte gerade noch mehr Parmesan über seine Nudeln, als sein Vater hereinkam. „Hallo, Nick.“ Auch er wusch sich die Hände und inspizierte den Käseberg auf Nicks Teller. „Grundgütiger, dir wird bestimmt schlecht“, prophezeite er und setzte sich. „Und – wie sieht es mit deinem Zeugnis aus?“
    „Äh“, machte Nick. „Kommt schon, das wisst ihr genau. Es ist ganz okay. Eigentlich.“
    „Eigentlich.“ Sie tauschten einen dieser beredten Blicke, mit denen sie sich auf geheimnisvolle Art und Weise miteinander zu verständigen schienen. Jedenfalls waren sie nach so einem Elternblick, wie Nick es nannte, meist einer Meinung.
    „Nach dem Mittagessen wagen wir uns daran. Deiner Mutter schlagen schlechte Nachrichten ja bekanntlich auf den Magen“, flachste sein Vater und griff nach dem Brot. „Mir dagegen verdirbt nichts so schnell den Appetit! Ich kann eigentlich immer essen. Aber wir wollen ein wenig Rücksicht auf sie nehmen, oder?“ Er zwinkerte Nick dabei zu und fügte an, dass die Noten nach dem, was sie am letzten Elternsprechtag erfahren hatten, wohl kaum eine Überraschung bieten

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