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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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die Schulter, sah Merle nachdenklich an und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro.
    Merle versuchte nicht, sie zurückzuhalten. Mit der unerklärlichen Gewissheit drohenden Unheils blieb sie zurück.
    Nein. Sie mochte Luke noch immer nicht.

4
    Sein Racheplan war rasch geschmiedet, denn eigentlich hatte er ihn schon im Hinterkopf gehabt. Er würde Gleiches mit Gleichem vergelten und dem Mistkerl genau das antun, was der ihm angetan hatte: Er würde ihm den Boden unter den Füßen wegziehen und ihn ins Unglück stürzen. Wenn er mit ihm fertig war, würde dieser Verräter kein Zuhause mehr haben, keine Freunde, kein Geld und keine Zukunft.
    Auge um Auge. Zahn um Zahn.
    Dazu hätte er sich schon viel eher entschließen sollen.
    Kristof Machelett lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und verschränkte die Hände hinterm Kopf. Jetzt, wo er wusste, was er erreichen wollte, ging es nur noch um die Feinplanung. Es war nicht seine Art, den Kopf zu verlieren und sich mit spontanen Aktionen in Schwierigkeiten zu bringen. Auch in der Organisation schätzte man ihn dafür, dass er alles, was er tat, minutiös bedachte und gründlich vorbereitete.
    Er würde zwei der Jungs auswählen und ihnen falsche Papiere besorgen. Seine eigenen brauchte er nur aus dem Safe zu holen. Es war für ihn kein Problem, von jetzt auf gleich die Identität zu wechseln. Er tat es oft genug. Gefälschte Nummernschilder lagen in den unterschiedlichsten Ausführungen bereit. Die Jungs und er mussten sich bloß noch ein Alibi beschaffen.
    Peanuts.
    Nichts davon stellte ein unüberwindbares Hindernis dar. Er hatte Erfahrung in solchen Dingen. Und er hatte einen verdammt guten Lehrmeister gehabt.
    Den besten.
    Von Kindheit an.
    Es gab nur zwei wunde Punkte. Der erste war die Zeit. Er hatte keine Ahnung, wann er die Aktion starten konnte und wie viele Tage oder Wochen er für sie benötigen würde.
    Sein Gegner war ein harter Brocken. Er hatte denselben Lehrmeister gehabt und war lange genug im Geschäft gewesen. Er kannte sämtliche Tricks und würde sich nicht ohne Weiteres zum Opfer machen lassen.
    Der Zeitplan musste flexibel sein. Kristof würde den ersten Schritt tun, doch jeder weitere hing davon ab, wie der andere reagieren würde. So war das bei einer anständigen Jagd. Der Jäger nahm das aufgestöberte Wild ins Visier, und das Tier versuchte zu entkommen. Die Beute gewann das tödliche Spiel selten.
    Kristof griff nach seinem Handy. Es war eine ganz neue Erfahrung, einmal auf einen ebenbürtigen Gegner zu treffen. Er fühlte, wie es ihn packte. Seine Nerven spannten sich an. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren.
    Zum ersten Mal in seinem Leben war er persönlich involviert. Das machte aus seinem Vorhaben etwas ganz Besonderes.
    Doch bevor er loslegen konnte, musste er die wichtigste Hürde nehmen, und das war der zweite wunde Punkt: Er musste seinen Gegner überhaupt erst mal finden .
    Jeder der unzähligen Hinweise, die er bisher erhalten hatte, war ein Schuss in den Ofen gewesen. Keiner hatte ihn auch nur in die Nähe seines Ziels geführt. Das bereitete ihm jedoch keine großen Sorgen. Die Organisation beschäftigte die besten Männer weit und breit, und wenn er einige ausschließlich auf diesen Judas ansetzte, würden sie über kurz oder lang Erfolg haben.
    »Kristof hier«, sagte er, das Handy so nah an den Lippen, dass es sie fast berührte. »Besprechung um achtzehn Uhr bei mir. Gib den Jungs Bescheid.«
    *
    Luke hatte sich zusammengerissen, damit Jette nichts merkte, aber sobald er zu Hause angekommen war, bröckelte die Fassade. Er hatte immer damit gerechnet, dass es irgendwann passieren würde, hatte sich jedoch in letzter Zeit so sicher gefühlt, dass die latente Bedrohung nicht mehr jede Stunde des Tages in seinem Kopf gewesen war.
    Nun also war es so weit.
    Die Luft war ihm weggeblieben, als er seinen Namen gehört hatte, und ihm war sofort klar gewesen, welche Ausmaße der Vorfall annehmen würde.
    Man hatte ihn erkannt.
    Das bedeutete, dass er nicht hierbleiben durfte.
    VERDAMMT !
    Er lief in der Wohnung auf und ab und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Albert war nicht da, sodass er seinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Er knirschte mit den Zähnen, fluchte, schlug verzweifelt mit den Fäusten gegen die Wand, nahm seine kopflose Wanderung wieder auf.
    Ein blöder Zufall, redete er sich ein. Vielleicht bleibt er ja ohne Konsequenzen.
    Ohne Konsequenzen?
    Das glaubst du doch selber nicht.
    Er wollte,

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