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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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auseinanderzunehmen und zu erklären, dass das glorreiche Theater, die Bretter, die die Welt bedeuteten, immer noch das Beste war, die einzig akzeptable Kunstform.
    Er war selbst ein leidenschaftlicher Amateurschauspieler und liebte vor allem die Stücke von Shakespeare. »Viola« war keiner sentimentalen Laune entsprungen, sondern ein Wunschname für eine über alles geliebte Tochter. Violas Mutter war bei der Geburt gestorben, und so wurde sie von ihrem Vater aufgezogen wie Miranda von Prospero. Wenn so ein Vater und so eine Tochter glücklich sind, braucht es einen liebevolleren Mann als Teddy Wither, um die Tochter fortzulocken.
    Aber Violas Vater wurde von einem rücksichtslosen jungen Autofahrer angefahren und verstarb innerhalb einer Stunde.
    Der junge Mann bekam eine saftige Geldstrafe und eine noch saftigere Rüge und brauste dann schneller denn je vom Gerichtsgebäude fort, weil er so sauer war. Und Viola musste kurz darauf feststellen, dass ihr Vater ihr nur fünfzig Pfund hinterlassen hatte.
    Mr Thompson hatte oft Geld gebraucht, um die Chesterbourne Players zu unterstützen. Er besorgte die Kostüme für ein historisches Stück, berappte die Kosten für einen besonderen Bühneneffekt oder heuerte für drei Abende einen professionellen Schauspieler an, der zusammen mit den Amateuren die Vorstellung bestritt. Das kleine Theater, in dem sie auftraten, war alt, zugig und baufällig. Mr Thompson ließ einen Ofen aufstellen, eine neue Bühnenbeleuchtung anbringen und das Dach reparieren.
    So ging das zehn glückliche, erfüllte Jahre lang, wobei immer mehr von Mr Thompsons Anteil an Burgess and Thompson, Damenmode (im Austausch für Bargeld) in die Hände von Mr Burgess überging, der mehr vom Geschäft verstand.
    Und so kam es, dass Viola nur mehr fünfzig Pfund übrig blieben.
    Shirley Davis (geb. Cissie Cutter, Tochter des einflussreichsten Hoteliers von Chesterbourne und beste Freundin der unglücklichen, verwaisten Viola) fand, sie solle nun doch den Klops heiraten. Violas Tanten, die zwei Schwestern ihres Vaters, waren derselben Meinung, ebenso Miss Cattyman aus dem Laden. Teddys Freundlichkeit und Mitgefühl (wenn auch ein wenig belastet durch seine Eifersucht auf Violas toten Vater, was ihr zu jener Zeit aber nicht bewusst war) waren ein Trost. Und so beschloss sie, dem Rat ihrer Freunde und Verwandten zu folgen und den Klops zu heiraten.
    Alle waren erleichtert, dass die arme Viola nun versorgt sein würde. Alle, außer Shirley, der man so leicht nichts vormachen konnte. Ihr tat die Freundin mehr leid als je zuvor.
    Am Abend vor Violas Hochzeit lief Shirley noch einmal kurz in den Laden hinunter, um ein Stück weißen Stoffs zum Ausbessern zu holen. Die kleine Wohnung über dem Laden, wo Viola mit ihrem Vater gelebt hatte, war hell erleuchtet und voller Frauen, die alle auf einmal redeten und Violas Mitgift bewunderten, in die ein Teil der fünfzig Pfund geflossen war. Aber unten im Laden war es dunkel, nur das bleiche Licht einer einzelnen Straßenlampe sickerte herein und fiel auf halb leere Strumpfständer, geschlossene Schubladen, Stoffballen und Körbe voller Wollknäuel. Einem gerade aufgeschlagenen Ballen »Horrock’s Longcloth« entströmte ein frischer Geruch. Und daneben saß, den Kopf auf die Kurzwarentheke gelegt, die Fußgelenke um die Beine eines Kundenhockers geschlungen, Viola. Sie weinte.
    »Guter Gott, Mädel! Was ist denn?«
    »Ach, Shirley, ich bin ja so unglücklich!«
    »Kann ich verstehen«, entgegnete ihre Freundin nüchtern. Sie hüpfte auf die Theke und ließ ihre schönen Beine baumeln. »Wäre ich an deiner Stelle auch.«
    »Na, du bist mir eine! Du hast mir doch geraten, ihn zu heiraten!«, schniefte Viola.
    »Doch nur, weil ich keinen anderen Ausweg sehe. Aber ich wusste ja nicht, dass du dich so grässlich dabei fühlst.«
    Viola schniefte.
    Shirley nahm nicht an, dass Viola um ihren Vater weinte. Ihr Schluchzen klang eher ängstlich.
    »Ich kann ihn kaum ertragen«, flüsterte sie, »mir wird übel von ihm.« Sie starrte auf die trübe beleuchtete Straße hinaus.
    »Was, ständig?«, fragte Shirley.
    »Nein, nur wenn er mich küsst. Ich kann Küsse nicht ausstehen. Das ist abartig und widerlich!«
    Shirley starrte auf den ungebärdigen Lockenkopf ihrer Freundin, der im hereinfallenden Schein der Straßenlampe aschblond schimmerte. Sie war zutiefst verstört. Jäh stieß sie hervor:
    »Hör zu, Vi, dann lass es! Lass den Klops sausen und zieh zu …« Sie konnte sich

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