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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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Aschenbecher in Form eines niedlich bettelnden kleinen Terriers zu Boden fallen und dabei ein Ohr verlieren, so stand dort am nächsten Tag ein fast identischer Aschenbecher in Form eines niedlich bettelnden Rauhaardackels, das Stück für 37 Shilling und sechs Pence.
    Üppig blühende Blumenkörbe hingen von der breiten, überdachten Veranda, die die ganze Länge des Hauses überschattete. Ein Rudel Hunde lag auf dieser Veranda in der Sonne und machte sich nicht die Mühe, zu den offenen Terrassentüren hinzuschielen, denn sie wussten sehr genau, dass sie ordentlich verdroschen wurden, sobald sie nur die Schnauze hereinstreckten.
    Unterhalb der drei Tennisplätze und hinter einem dichten, ausladenden Rhododendrengebüsch floss die Bourne vorbei, und dort lag auch das Bootshaus, in dem Victor sein Motorboot, sein Ruderboot und sein kleines Segelboot aufbewahrte. Gelegentlich glitt ein weißes Segel hinter den Rhododendronbüschen vorbei oder das geflickte braune Segel einer Barke, unterwegs nach Chesterbourne.
    Haus und Grundstück vermittelten das Gefühl (ob gut oder schlecht hängt davon ab, ob man Partys mag), dass alles hier ein wenig flotter lief als in anderen Haushalten, so als befände man sich permanent bei irgendwelchen Partyvorbereitungen. Das lag daran, dass die mit Parkettböden ausgelegten Korridore von munteren Geräuschen und Stimmen widerhallten. Auch war in den luxuriös ausgestatteten Räumen kein einziges Buch zu finden. Eine hübsche Zofe saugte mit dem neuesten Staubsaugermodell die Teppiche (Mrs Spring mochte keine unscheinbaren Dienstmädchen; sie fand sie deprimierend), ein Schwall fröhlicher Musik drang aus dem Radioapparat, der für die Party am Wochenende durchgecheckt wurde, ein junger Gärtner ging pfeifend seiner Arbeit nach, oder Mrs Spring saß an ihrem Pianola und spielte den Taschentuchtanz. Das Telefon klingelte ein bis zwei Mal pro Stunde. Lieferwagen von Harrods, Fortnum and Mason und von Cartier fuhren vor. Täuschend schlichte, aber sündhaft teure Päckchen wurden im Triumph ins Haus getragen. Sie waren für Mrs Spring, deren Hobby Einkaufen war.
    Geld, großzügig ausgegeben, strömte wie ein warmer Golfstrom durch das Anwesen, erhellte die Räume, zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der Dienstmädchen und ein gepfiffenes Liedchen auf die Lippen der Gärtner, lockte die Lieferwagen an. Victor behandelte Geld nicht wie einen Tyrannen, dem man abwechselnd schmeicheln und drohen muss, sondern wie einen guten alten Kameraden, dem man gerne mal einen ausgibt – und der sich seinerseits nicht lumpen lässt. Er hatte ein besonderes Talent im Umgang mit Geld, und das Geld schien dies zu spüren: Es tanzte sozusagen nach seiner Pfeife.
    Sein Vater hatte ihm ein fruchtbares Tal in Kent hinterlassen, in dem Weichfrüchte angebaut wurden, dazu eine Fabrik, in der sie zu Dosenfrüchten verarbeitet wurden. Dies verschaffte ihm ein großzügiges Einkommen. Allerdings hatte er die Sunny-Valley-Marke nur als Sprungbrett für Größeres genutzt. Er hatte seine Interessen (bescheiden ausgedrückt) »ausgeweitet«. Victor war mittlerweile ein sehr reicher Mann, dessen Reichtum stetig wuchs.
    Trotzdem lebte er nicht über seine Verhältnisse. Er gab viel aus, aber nie mehr, als er sich leisten konnte, und er machte nie Schulden. Für einen derart reichen jungen Mann mit großartigen Aussichten auf noch mehr Reichtum lebte er sogar relativ bescheiden. Er hatte keine ausgefallenen Vorlieben. Er liebte von allem nur das Beste, und das reichlich.
    Mrs Spring, Tochter eines Kleinstadtarztes und gesellschaftlich ein wenig höher stehend als ihr verstorbener Gatte, war selbst im Besitz eines beträchtlichen Vermögens, das ihr Mr Spring senior hinterlassen hatte. Einiges davon floss in Schönheitsprodukte und Kosmetik, doch ohne Erfolg. Ihre Haut wusste genau, dass sie zweiundfünfzig war, und wollte sich einfach nicht verjüngen lassen. Mrs Spring kleidete sich zwar modisch, aber ihrem Alter angemessen. Ihr kränklicher Körper setzte ihr zu und machte sie reizbar, doch im Grunde ihres Herzens war sie zufrieden. Sie lebte im Hier und Jetzt, unbelastet von allzu großer Einbildungskraft, was oft der Grund für Sorgen ist. Sie hatte viele Freunde und Bekannte und lud sie gerne zu sich ein. Sie mochte Victor über alle Maßen und war bemüht, mit ihrer Nichte Hetty Geduld zu haben, auch wenn sie das nicht einfach fand.
    Heute frühstückte sie früher als sonst, denn sie plante, nach London zu

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