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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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der vergangenen Nacht, die ein neuer Krach versaut hatte, nebst der Feststellung meiner Frau, dass ich für sie eine Enttäuschung geworden war. Da befinde sie sich in guter Gesellschaft, ließ ich sie wissen; denn inzwischen war ich verdammt enttäuscht von mir selbst. Sieben Monate lang hatte ich im Job dieselbe schwache Leistung gezeigt und ihr die Schuld an unserer gegenwärtigen Ehekrise gegeben. Als ich ihren kleinen Flirt entdeckte, hätte ich vielleicht Grund dafür gehabt, aber für mich gab es wenig Anlass, auf dem hohen moralischen Ross zu sitzen. Meine Unfähigkeit, meinen Groll zu vergessen, wetteiferte lediglich mit meiner Blindheit für die Unaufmerksamkeit ihr und den Zwillingen gegenüber. Seit Monaten kämpfte sie jetzt um unsere Ehe, und ich wusste, dass ich ihr dabei nicht auf halbem Weg entgegengekommen war.
    Ich war auf hundertachtzig wegen des jüngsten Krachs, wegen meiner immer häufiger werdenden Misserfolge und wegen dieses Rätsels, das Dad uns aufgegeben hatte. In meiner Wut wollte ich alle Türen zuschlagen. Cindy dagegen bestand darauf, ein Fenster zu öffnen und zu sehen, ob ihre Vorstellungen von unserer Ehe und von Dad funktionieren würden.
    »Du machst Witze, oder?«, sagte ich. »Ich kann ihm am Telefon nichts aus der Nase ziehen. Was glaubst du wohl, was er sagt, wenn ich ihm meinen Besuch ankündige?«
    »Dann tauchst du eben unangekündigt bei ihm auf.«
    »Einfach so?«
    »Klar.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist Wahnsinn. Er will mich nicht um sich haben. Das hat er mir überdeutlich zu verstehen gegeben.« Ich hatte meinen Vater in knapp dreißig Jahren zweimal gesehen, beide Male teilweise auf Cindys Betreiben. Wie kam sie darauf, dass ich es auch nur weiter als bis zur Tür schaffen würde?
    »Mitch«, sagte sie, ihr Ton verlangte, dass ich sie ansah. »Du musst. Ich will dich hier weghaben. Ich muss über einige Dinge nachdenken und du auch.«
    Ich schmierte es ihr aufs Butterbrot: »Ich weiß, warum du mich aus dem Weg haben willst. Das hier liefert dir einfach einen guten Vorwand.«
    »Nein, Mitch, ich will dich hier weghaben, weil ich dich zurück will. Den Mann, in den ich mich verliebt habe ...«
    »Du sagst das so, als ob ich derjenige gewesen wäre, der auf Abwegen gewandelt ist.«
    Cindy seufzte.
    »Glaub doch, was du willst, Mitch. Schon seit Monaten bist du nicht mehr hier bei uns – nicht wirklich. Ich weiß nicht mehr, was ich dagegen tun soll. Seit ich dich kenne, hast du fast nichts über diesen Mann zu sagen gehabt, und wenn doch, dann nur, wie er dich ausgeschlossen und abgelehnt hat ...«
    »Hat er auch. Tu nicht so, als ob er das nicht getan hätte.«
    »Ich weiß. Ich weiß, dass dich irgendwas, das vor langer Zeit passiert ist, immer noch belastet. Aber ich weiß nicht, was das ist, und ich kann dir dabei nicht helfen.«
    »Ich brauche keine Hilfe.«
    »Doch, Mitch! Wir brauchen Hilfe. Du bist abgelehnt worden, und du hast uns abgelehnt. Bist du so blind, dass du es nicht sehen kannst? Du hältst deine eigene Frau, deine eigenen Kinder auf Abstand. Mir kommt es so vor, als würdest du deinen Vater wiederholen.«
    »Das ist unfair.«
    »Vielleicht. Aber eines weiß ich: So können wir nicht leben. Du bist ein guter Mann, aber ich habe dich verloren.«
    »Ich bin nicht fremdgegangen. Im Gegensatz zu dir«, schoss ich zurück.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das hab ich befürchtet, Mitch. Ja. Vor unserer Hochzeit habe ich deine Mutter nach dieser Sache zwischen dir und deinem Dad gefragt. Das hat mir Angst gemacht, denn du wolltest nie darüber reden. Weißt du, was sie gesagt hat?«
    Ich starrte sie an.
    »Sie sagte, sie wüsste es nicht, dass sie dich auch nie dazu gebracht hätte, darüber zu reden. Du hättest innerlich damit abgeschlossen.Ein für allemal. Und von ihm hättest du die Nase voll. Sie hat mir auch gesagt, dass du ein guter Mann bist und ich dich heiraten sollte, dass du solide und treu bist.«
    »Ich
bin
treu.«
    »Das stimmt. Aber du bist nicht mehr hier, nicht so, dass es zählt. Weißt du was? Geh deinen Dad besuchen. Bring die Sache in Ordnung. Lies ihm die Leviten. Tu irgendwas. Dann komm zurück und bring die Sache mit uns in Ordnung. Wir warten hier auf dich.«
    Ich konnte nicht anders. Ich lachte – zuerst ein leises Glucksen, das sich zu einem schallenden Gelächter aus voller Kehle steigerte. Als mir endlich klar wurde, dass Cindy recht hatte und ich in ein Flugzeug steigen musste, um meinen Vater zu besuchen,

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