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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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dankte ihm. Eine Welle der Eifersucht schwappte über mich.
    Ich saß auf dem Beifahrersitz und nuckelte an einer Coca-Cola, die Marie mir gekauft hatte. Sie meinte, das würde meinen Magen beruhigen. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, noch mal kotzen zu müssen, aber das war nebensächlich. Cola mochte ich gern. Und ich fuhr auch gern in Maries Auto. Es roch nach Jasmin, wie sie.
    »Wie weit ist es?«, fragte ich.
    »Rund hundert Kilometer. In ungefähr einer Stunde sind wir da.«
    »Geil.«
    »Wie lief es in der Schule, Mitch?«
    »Lauter Bestnoten.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    »Was ist denn mit der schlechten Note vom letzten Jahr passiert?«
    »Mrs. Spinks konnte ich nicht ausstehen.«
    »Warum?«
    »Sie hatte ihre Lieblinge. Darum hab ich nicht mitgearbeitet.«
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.«
    »Dieses Jahr hatte ich Mrs. Allen. Sie ist meine Lieblingslehrerin. Die beste, die ich je hatte. Ich hab auch den Buchstabierwettbewerb gewonnen.«
    »Echt? Ist ja toll, Mitch.«
    »In der nächsten Runde aber habe ich verloren. Hab
Duodenum
falsch buchstabiert.«
    »Was ist das denn?«
    »Ich glaube, das ist ein Teil vom Darm.«
    »Wie hast du das buchstabiert?«
    »D-u-o-d-e-h-n-u-m.«
    »Das kann aber leicht passieren.«
    »Ich bin auch zum Schulsprecher gewählt worden.«
    »Schulsprecher – das ist ja toll!«, sagte sie. »Dein Dad wird richtig stolz auf dich sein.«
    Ich sonnte mich in ihrem Lob und freute mich schon auf seins. Vielleicht würde er mir das sogar sagen.
    »Das heißt dann wohl, dass du hierbleibst und nicht auf die Privatschule gehst.«
    Mom wollte mich auf St. Michael’s anmelden. Sie meinte, meine »Intelligenz« würde dort besser gefördert. Wir waren zwar keine frommen Katholiken, aber Mom sah das nur als kleines Hindernis. Falls das meine Chancen verbessern sollte, würden wir eben fromm, sagte sie.
    Geld war die größere Hürde. Mom hatte nicht viel. Ihr Job beim Staat reichte zwar für unsere Bedürfnisse, um aber größere Sprünge machen zu können, wie für unsere Zahnspangen (ich hatte keine gebraucht, aber für Jerry war eine beeindruckende Reihe von kieferorthopädischen Behandlungen aufgelaufen), jedes Jahr Kleidung und andere Anschaffungen für die Schule, Arztrechnungen und die zig andere budgetsprengende Ausgaben, die Kinder verursachen, war sie abhängig von Dads Kindesunterhalt. Jerry hatte das Haus ein Jahr zuvor verlassen, und damit hatten die Unter haltsleistungen für ihn geendet. Meine flossen noch, undMom hatte Dad bearbeitet. Er sollte helfen, mich auf eine Privatschule zu schicken.
    »Es ist nämlich so, Mitch«, sagte Marie. »Wir haben darüber gesprochen, und wir finden, dass du in der staatlichen Schule gut aufgehoben bist. Es kostet eine Menge Geld, mehr als wir übrig haben. Wenn du zufrieden bist, ist das wunderbar.«
    Die Privatschule war Moms Idee. Mir gefiel es, wie Marie mit mir wie zu einem Erwachsenen redete.
    »Ja, auf der Garfield-Grundschule gefällt es mir gut.«
    »Prima.«
    An einem Autobahnkreuz steuerte Marie ihren Buick Skylark nach links. Milford, Dad und Jerry, die bald von den Feldern zurück kommen würden, warteten nur einundzwanzig Kilometer weit entfernt.

MILFORD, UTAH | 14. JUNI 1979
    Im ersten Teil der Reise aus Cedar City nahm ich viel Ackerland wahr, das dunkle Grün erinnerte mich ein wenig an das, was ich in Olympia zurückgelassen hatte. Sobald wir in Richtung Norden fuhren, wurde das Gelände öder. Dieses Land war unbarmherzig – Wüste beinahe, mit Buschland, kahlen Restbergen und ausgedehntem Tiefland in einem weiten Tal, eingerahmt von fernen Höhen und mehr Himmel, als ich je erblickt hatte. In dieses Land preschte Dad vor und bekämpfte die Erde, rammte das Rohr in den Boden, ließ dann für die Sprengung und die anschließende Übernahme durch einen anderen Trupp eine Ladung ins Loch fallen.
    Als wir uns der Stadt näherten, kreuzte die Autobahn den Schienen weg mit einem leichten Schlenker nach rechts und brachte uns zügig ins Stadtzentrum. Marie fuhr an Läden vorbei, die mit Brettern zugenagelt waren. Mir fiel das imposanteste Gebäude der Innenstadt auf, das Hotel Milford mit seiner Backsteinfassade und dem Flachdach. Es stand am Ende eines Wohnblocks, und die Vorder front folgte der Biegung der Straße. Das hätte ich gern mal von innen gesehen.
    Nach wenigen Blocks bog Marie in einen Trailerpark ab, und ich entdeckte Dads Holiday Rambler und seinen Pick-up. Während der warmen Monate nahm Dad meist ein

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