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Der Sonntagsmonat

Der Sonntagsmonat

Titel: Der Sonntagsmonat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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tadeln.

5
    Alicia im Bett war eine Offenbarung. Endlich sah ich mich wie in einem ekstatischen Spiegelbild meinem eigenen sexuellen Dämon gegenüber. In unserer Eile nahmen wir uns nicht immer die Zeit, Strümpfe, Halsketten und Untersachen abzulegen, die dann wie Eischalen oder Epauletten an uns hafteten. Wir tummelten uns auf ihrem niedrigen quadratischen Bett, dessen Kopfende ein Rechteck aus Teak und dessen Zierdecke ein gesteppter Sonnendurchbruch war, und dann stieß sie mich nieder, und die rechte Hand gespreizt auf ihrem Unterleib, zog sie das matt schimmernde Geschenk ihres wuscheligen Schampelzes nach oben, wie um die Anprobe zu erleichtern, und setzte sich dann auf meinen lustig { * } erhobenen Phallus, dessen Vorsatz sie mit Fingern und Lippen und Wimmern gefestigt hatte, und kam und krümmte sich und kam nochmals, und die Sekrete ihrer Vagina flossen so üppig, daß meine einst zu empfindliche Eichel ruhig wie ein Fisch durch ihr Element glitt und sich höflich weigerte zu ejakulieren, so daß sie abermals kam und ihre bezeugte nackte Freude meiner Brust ein Lachen entrang. Für ein solches Lachen gab es bei mir keinen Präzedenzfall: unter der Haushaltung meiner guten Frau war Sex ein feierliches, einmal wöchentlich absolviertes Geschäft gewesen, ein quälend stumm begangenes Ritual.
    Die Brüste des Wildfangs waren klein, aber hübsch gespitzt, ihre Taille angenehm griffig. Ihre Füße waren, wie ich schon sagte, häßlich und sahen abgenutzt aus, ebenso ihre aktiven, nur aus Muskeln und Knochen bestehenden Hände. Ihr Schamhaarbüschel hatte die Nichtfarbe angelaufenen Metalls, matt gewordenen Goldes, dessen Farbe an Braun grenzte, während der helle Ton ihres blonden Kopfes in ein verführerisches Moll transponiert war.
    Diese musikalische Metapher brachte mich – gerade eben – zu einem verräterischen Höhepunkt – siehe die frühere Stelle, wo von dem «rettenden Triller über dem mißglückten Akkord unserer selbst» die Rede ist. Ich wichste mir einen ab – ich lag dabei auf dem gänsemist-grünen Auslegeteppich, um nicht meine Junggesellenpritsche zu beflecken, wo die Navajo-Indianerin, das Zimmermädchen, mit höhnischem Grinsen die Spur eines verwundeten Bleichgesichts bemerken könnte. Mein Same sickerte in den Polyester-Flor und den mikroskopischen Wüstensand von hundert Durchgangsschuhen. Ich hätte es nicht tun sollen, denn nun wird meine Hymne auf meine Geliebte lahm ausfallen und unvollkommen bleiben, zur Hälfte hingetappst von einer noch zitternden, nach Hochwürden-Schleim riechenden Hand.
    An der Verbindungslinie zwischen Alicias Unterleib und ihren Oberschenkeln konnte man die rankenden Haare einzeln zählen; sie verdichteten sich in der Mitte zu einem regelrechten Bart, den sie mich, wenn wir zusammen duschten, ehe wir in die geschrubbte Welt zurückkehrten, mit Seife zu einem flotten Spitzbart formen ließ. Sie liebte ihre Fotze, umsorgte und umsäuselte sie, als wäre sie nicht das Mittel zum Kinderkriegen, sondern das Kind selbst, zart und zierlich und verwickelt und auf eine mutwillige Weise eigensinnig. «Das Schlimme ist», sagte sie zu mir, «daß ich mit meiner Fotze denke.» «Ich küsse meine eigene Fotze!» sagte sie einmal seufzend – ich werde es nie vergessen – als ich meinen Mund frisch von unten heraufbrachte und ihn naß auf den ihren drückte. Der Liebhaber als Viadukt. Der Liebhaber als Himmelsgott, der für den Zyklus der Feuchtigkeit zwischen Erde und Wolken und Erde sorgt.
    Obwohl sie selbst ein nur zu schöner Himmel war. Wir spielten ineinander wie Kinder in Pfützen. Planschten und gafften, planschten und gafften. Ihr Schlamm, weiß und rosa und golden, spiegelte blauen Zenit.
    Spiel. So ging es lachend am lichten Tag nach einem Ehebett nächtlicher Feierlichkeit und verschütteter Frömmigkeit, verschüttet gewöhnlich im falschen Winkel, in dem Augenblick, wenn der Becher schon fortgezogen war. Zu wieviel Spaß mein alter vergessener Körper taugte – ihn hätte man mir als Spielzeug zu Weihnachten schenken sollen, statt des Sprungfedermännchens im Kasten oder des kleinen Trapezkünstlers zwischen seinen zusammendrückbaren Stäben oder der Lionel-Lokomotive, die wieder und wieder in den Pappmache-Tunnel hineinfuhr. Ich danke dir, Gespielin, für solch einen schwindligen, schneeigen Morgen, dein Körper glitzernder als ein Christbaum, mit mehr Perspektiven als in einem Kaleidoskop. In Ferien-Wahrheit schien mein Staunen fröhlich, fröhlich

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